Kapitel 27

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Alex war bereits eingeschlafen, doch mich plagte die Unruhe. Selbst Izzi war die heutige Situation unbekannt, und Izzi war bereits seit langem hier draußen. Vor Kälte zitternd rutschte ich über den Holzboden Richtung Rucksack, und las wieder einmal aus dem Tagebuch. Je öfter ich an dieses Buch dachte, umso mehr war es mir unangenehm darin zu lesen. Dennoch war meine Neugier über Izzi’s Vergangenheit zu riesig. Also lehnte ich mich wieder an die Wand, schlug das Buch auf, blätterte zu der Seite, an der ich stehen geblieben war, und las weiter.

‚03.08.2011
Wieder ein Mordfall, dieses Mal sogar in der Umgebung. Das ist doch abnormal! Und wieder wurden nur Blutpfützen, keine Leichen, gefunden. Wieso nahmen sie immer die Leichen mit? Wo befanden sich die Leichen und was hatten sie damit vor? Diese Mörder sind doch bestimmt Psychopathen!
Gestern haben Felix und ich den perfekten Baum für unser Baumhaus gefunden. Unser Vater hilft uns bei der Beschaffung von Holzbrettern und möchte eine Strickleiter basteln, da er Angst hat, dass wir beim hochklettern runterfallen. Anfangs werden wir aber sowieso klettern müssen.
Zudem habe ich heute mit RD geredet. Er kann lustig sein und nett ist er außerdem, er ist halt nur sehr still. Wer will es ihm verübeln? Er ist neu hier und das auch nur, weil die Eltern Opfer dieser Psychopathen wurden. Auch meine Eltern lässt dies nicht ruhig. Sie zeigen ihre Sorge nicht, dennoch spüre ich, dass es ihnen ebenfalls Angst macht.

11.08.2011
Es herrscht Ruhe. Ich traue dem Ganzen nicht. Die letzte Nachricht von einem Mordfall ist jetzt schon 8 Tage her, aber ich glaube nicht, dass das alles war. Da würde noch was kommen, ich bin mir da sicher. Alle tun auf heile Welt. Logisch, um RD nicht mit dem Thema zu konfrontieren. Ich mag RD. Er ist in den paar Tagen schon offener geworden, er lebt sich ein. Auch Dner mag RD, wodurch wir nun zu Dritt sind. Und so arbeiten wir nun zu Dritt am Projekt Baumhaus! RD hielt sich anfangs eher raus, jetzt hilft er jedoch etwas mit.‘

Ich lächelte leicht. Was war damals nur passiert, weswegen Alex jetzt nicht mehr so gut auf Ardy zu sprechen war? Wann würde deren heilen Welt zerbrechen? Wann erfuhr ich, was die beiden zerstritten hat? Nach kurzem überlegen beschloss ich, noch einen weiteren Tag zu lesen, um meine Neugier zu stillen.

‚15.08.2011
Das Baumhaus steht! Die letzten paar Tage haben wir fleißig dran gebaut und seit heute um 12 ist es fertig! Wir haben heute schon etwas mit einrichten angefangen, werden das morgen aber fertig machen. In den Baum ist jetzt „RDI“ geritzt. R für RD, D für Dner und I für Izzi.‘

Wieder spürte ich, wie meine Lippen sich zu einem Lächeln formten. Die Vorstellung, wie die drei als Kinder vor dem Baum standen und gemeinsam diese Buchstaben in diesen Baum, auf dem ich mich genau jetzt befand, ritzen, war wundervoll. Morgen würde ich definitiv mal schauen, ob ich diese Kennzeichnung wiederfinde. Und so schlief ich ein und würde erst wieder aufwachen, wenn die warme Sonne mitten in mein Gesicht schien.

Es war morgen. Das Buch hatte letzte Nacht noch seine Ruhe im Rucksack wiedergefunden. Alex war bereits wach und sah hinaus. Die Sonne strahlte ihn an, wodurch seine dunkelbraunen haare nun Goldbraun wirkten. Sein blasses Gesicht wirkte farblicher und seine Lippen trugen den gleichen rosaton wie sonst auch. Diese lagen aufeinander und formten einen ausdruckslosen, geraden Strich, der sich jedoch an den Enden nach oben zog, als er bemerkte, dass ich wach war. „Guten Morgen, Sun.“ murmelte er ausdruckslos. Ihm gingen wieder Millionen Gedanken durch den Kopf, doch wollte er dies hinter seiner starken Mauer verbergen. „Guten Morgen, Alex.“ äffte ich ihn nach und grinste stark, wodurch sein Schmunzeln zu einem Lächeln wurde. „Also, wollen wir zum Essen?“ fragte er und ich nickte, während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb und mit meinen Fingern durch meine langen, blonden Haare fuhr. Als ich damit fertig war, griffen meine Hände nach einer Waffe und mein Körper stand auf. Nun stand ich direkt vor Alex. Mit einer gesunden, geraden Haltung und der Waffe fest in meiner Hand, grinste ich ihn an. Er sah auf meine Füße und sein Blick ging immer weiter nach oben, bis er bei meinem Gesicht angekommen war. „Ist alles okay bei dir? Du wirkst so motiviert.“ „Darf ich nicht motiviert sein?“ „Worauf bist du motiviert?“ „Ich weiß nicht. Ich bin es einfach.“ „Okay?“ irritiert sah er mich an, sah letzten Endes jedoch weg und nahm sich seine Waffe, bis er hinunter kletterte und ich ihm folgte. Die ganze Zeit begutachtete ich die Rinde des Baumes und suchte nach dem ‚RDI‘, von dem Izzi in seinem Tagebuch geredet hatte. Am Stamm des Baumes fand ich es auch, jedoch durchgestrichen. Die Buchstaben waren tief eingeritzt und bereits grün, während das durchgestrichene nicht sehr tief und auch nicht so stark vermoost waren, wie die Schrift. „R…D…I“ sprach ich die Buchstaben laut aus, in der Hoffnung, Izzi würde Reagieren, was er auch tatsächlich tat. Er lief zu mir und sah die Buchstaben an. „Ignorier‘ das. Das ist nicht so wichtig.“ Gespielt verwirrt sah ich zu ihm. „Was bedeuten diese Buchstaben und wieso ist es durchgestrichen?“ „Sunny, es ist nicht wichtig, okay?“ seufzend nickte ich bloß und lief ihm hinterher. Wie konnte ich diese Buchstaben nur vorher nie gesehen haben? Als wären sie über Nacht erst drangemacht wurden sein. Doch man sah, dass diese Buchstaben schon sehr, sehr lange an diesem Baum hingen und sie somit wohl schon viel miterlebt hatten.

Wir waren ohne Probleme bei der Hütte angekommen und liefen hinein. Sofort schweifte mein Blick durch den Raum und meine Augen suchten nach dem Waisenjungen RD, und tatsächlich fanden sie diesen auch. Er saß an einem Tisch, hatte vor sich irgendetwas liegen, was er mit den Händen festhielt. Daneben lagen zwei kleine Schachteln, von denen die eine größer war. Durch genaueres hinsehen erkannte ich diese genau. Eine Zigarettenschachtel und Streichhölzer. In seiner Hand zog er eine Zigarette aus dem weißgrauen Karton, begutachtete sie genau. Auch Izzi sah ihm dabei zu, lief zu seinem Tisch und setzte sich ihm gegenüber. Nachdem ich mir schnell etwas zu Essen geholt hatte, tat ich es Izzi gleich und setzte mich zu ihm. „Woher hast du die?“ „Ein Kannibale hatte die in seiner Tasche. Er muss irgendwie in einer Stadt gewesen sein, um sie zu bekommen.“ „Wieso hast du sie behalten?“ fragte ich nun und sah in Dyzzy‘s grün-braunen Augen. RD grinste mich an und blickte dann wieder zu der Zigarette. „Ich wollte es mal austesten. Vielleicht verkaufe ich sie auch an jemanden hier, die bringen bestimmt etwas Geld.“ „Niemand, wirklich niemand wird in dieser kritischen Zeit sein weniges Geld für diesen Kram ausgeben.“ „Dann nehme ich sie wohl.“ Und mit diesem Satz zog er sich ein Streichholz aus der Schachtel, zündete es am Rand an und führte die kleine Flamme zum Ende der Zigarette, zündete diese ebenfalls an und pustete dann das Streichholz aus. Wieder begutachtete er die Zigarette, drehte sie in seinen Fingern, suchte die richtige Position, wie man sie wohl am besten hielt, fand diese und führte die leider legale Droge zu seinem Mund. Er zog einmal stark dran, nahm die Zigarette dann jedoch schnell weg und hustete den Rauch aus. „Widerlich, wie kann man für sowas nur Geld ausgeben?“ hustete er weiterhin. „Indem sie daran hängen bleiben und denken, dass es sie kurz entspannt. Ich denke, bei der ersten Zigarette entspannt sie wirklich, und bei der zweiten, dritten und vierten auch. Aber dann wird es immer mehr Routine und du wirst abhängig, und bei der achten entspannt sie schon gar nicht mehr.“ Meinte ich und beobachtete die Zigarette. Dyzzy sah mich leicht erstaunt an. „Das klingt klug, Cloudy.“ Meinte er freundlich und sah dann zur Zigarette, versuchte auf ein Neues, die Kippe zu seinem Mund zu führen und dran zu ziehen. Diesmal war er vorsichtiger und zog nicht zu viel an ihr, nahm sie dann wieder vom Mund weg und atmete den Rauch wieder aus, worauf ein leichtes Husten folgte. „Bah. Was soll daran denn entspannend sein?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Man kann denke ich mal dabei gut abschalten, und das Gemisch aus Teer, Nikotin, Kohlenmonoxid und Reizgasen hat den beruhigenden Effekt. Und durch das Nikotin bleibst du dran hängen.“ „Nein Danke, auf das Zeug kann ich verzichten.“ Ardy stand auf und lief nach draußen, holte einen Stein rein und drückte die kaum abgebrannte Zigarette aus. Er würde auf dieser Droge hängen bleiben, irgendetwas machte mich da sicher.

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Gestern Kopfschmerzen heute Unterleibschmerzen uff. Lieber Gott im Himmel, an den ich net glaube, bitte erlöse mich.

Ich hab derzeit wieder eine kreative Phase. Ich brach ca 40 Stunden mehr am Tag und keine Kopfschmerzen mehr thx.

Das mit der Zigarette (also den Effekt und so) is btw nur die Theorie eines Nichtrauchers, der sich höchstens als kleines Kind mal an der Zigarette der Mutter verbrannt hat, weil er zuviel rumgefuchtelt hat xD und ja, das is mir als Kind bestimmt 2 Mal passiert xD.

Have a nice day!

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt