Kapitel 21

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Ich schluckte. Wenn Alex damals nur gewusst hätte, dass genau das passieren wird...

„Sunny? Kommst du?" ich zuckte zusammen, als ich Izzi's Stimme von unten hörte. „Ja, Moment!" rief ich zurück, steckte das Tagebuch in meinen Rucksack und sah mir noch einmal kurz die Zimmer von RD, Felix und seinen Eltern an. Danach lief ich die knarrenden Stufen hinunter. „Wir bleiben hier, bis es aufgehört hat zu regnen." Meinte er und lief in richtung Küche. Ich lief an den Wänden des Flures entlang und sah mir die Bilder an, die an diesen Wänden hingen. Auf dem einen waren wahrscheinlich Izzi's Eltern zu sehen, auf einem anderen saß ein Junge auf einem Pony. Breit grinsend zog er die Zügel ganz weit nach oben, währenddessen daneben ein stolz lächelnder Mann stand, der das Pferd festhielt. Ich merkte, wie Alex zu mir kam. „Wer ist das auf dem Bild?" fragte ich ihn und deutete mit meinem Finger auf den Jungen, der auf dem Pony saß. Alex lächelte leicht und atmete durch. „Mein großer Bruder, Felix, als er schätze mal 6 war." Ich nickte. „Wo ist er?" er seufzte. „Gestorben durch die Kannibalen." Ich nickte stumm. „Dann war sein Zimmer sicherlich das mit dem F an der Tür. Aber wieso stand auf der einen Tür ‚RD'?" Natürlich wusste ich es mittlerweile durch das Tagebuch, jedoch würde Izzi es bestimmt nicht gut finden, wenn er wusste, dass ich daraus gelesen hätte. „Erinnerst du dich an den Typ beim Frühstück, der uns geholfen hat? RD? Er war... ebenfalls mein Bruder." Ich sah ihn verwirrt an. „Euer Verhalten nach wirkte es nicht so, als wärt ihr Brüder, und wieso überhaupt ‚war'?" „Wir standen uns nie wirklich nahe." Meinte Alex monoton und lief wieder in die Küche. Irgendwie glaubte ich ihm das nicht. Ich schätzte, in seinem Tagebuch würde RD noch eine große Rolle spielen. Ich stellte meinen Rucksack ab und lief zu ihm. „Weswegen bist du mit mir her? Es sieht so aus, als wäre hier Jahrzehnte lang schon keiner mehr hier gewesen, du also auch nicht. Wieso kommst du dann ausgerechnet spontan mit mir hier her?" „Ich hatte halt nie wirklich Zeit, und da du ja sowieso wolltest, dass wir nichts spektakuläres, gefährliches machen, dachte ich, dass wir mal hier vorbeisehen." Ich schüttelte den Kopf. „Du wolltest dir das alles nicht allein ansehen, stimmt's? Du hattest Angst davor, das alles wieder zu sehen, und dabei allein zu sein, hab ich recht?" Ich stellte mich neben ihn und sah ihn eindringlich an. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Was weiß ich."

Seit mehreren Stunden standen wir jetzt schon in der Küche und hofften, der Regen würde endlich aufhören. Alex' Blick richtete sich durchgehend nach draußen. Sein Blick war angestrengt. Er wollte am liebsten so schnell wie nur möglich hier weg. Hier waren für ihn zu viele schöne aber auch viel zu schlechte Erinnerungen auf einmal, die an seiner harten Mauer nagten und versuchten, ihn zu brechen. Ihm stand die Trauer ins Gesicht geschrieben. Alex seufzte und ging von der Theke weg. „Ich bin kurz draußen." Murmelte er und lief mit schnellen Schritten zum Ausgang. Als hätte er meine Gedanken gelesen. In genau diesem Moment hatten die Erinnerungen einen wichtigen Baustein aus seiner starken Mauer gerissen, wodurch die Mauer einstürzte. Kurz blieb ich noch einmal hier stehen und atmete durch. Alles hier wirkte leer, das merkte sogar ich. Langsam lief ich zum Ausgang in Richtung Alex. Er hatte sich auf die Treppe gesetzt und war dem Wetter ausgeliefert. Leise setzte ich mich zu ihm und sah ihn an. Seine Augen, Wange und seine Nase waren gerötet. Zudem waren seine blaugrauen Augen glasig und bildeten Tränen. Er weinte. „Wenn du hier nicht mehr sein willst, können wir auch zum Baumhaus gehen. Du musst dir das keine weitere Sekunde länger antun, wenn du nicht willst." Er atmete zittrig durch und seufzte. „Ich will nicht, dass wir krank werden." „Hier in dem Haus sind doch bestimmt irgendwo noch alte Regenmäntel oder so. Die können wir ja nehmen und anziehen, dann sind wir wenigstens etwas geschützt." „Mh..." „Ich suche uns welche!" meinte ich sofort und stürmte ins Haus. Sofort ging ich etliche Garderoben durch, jedoch fand ich keine Mäntel. Ich lief in das Zimmer seiner Eltern, zum Kleiderschrank und dort fand ich endlich welche. Sofort schnappte ich mir zwei und rannte die Treppe runter. „Ich hab welche!" rief ich und warf ihm einen zu. Er sah lächelnd zu mir. „Von wo hast du die?" „Hab ich oben gefunden!" meinte ich stolz und zog einen an. Izzi tat es mir gleich und lief danach zu einer Wand, wo er ein Bild abnahm. „Ist in deinem Rucksack vielleicht noch Platz?" fragte er und hielt mir das Bild hin. „Äh ja...glaub schon." Ich nahm das Bild entgegen und sah drauf. Auf dem Bild saß ein Junge, ungefähr 13, auf einem Pferd. Man merkte, dass er nicht zum ersten Mal auf dem Pferd saß. Sein Sitz war gerade. Er hatte die Hände angewinkelt und die Zügel fest in der Hand. Ich hatte nicht viel Ahnung von Pferden, jedoch sah es ganz richtig aus. Der Junge lächelte höflich. Neben dem Pferd standen auf der einen Seite ein Mann und eine Frau, wahrscheinlich seine Eltern. Auf der anderen Seite stand ein Junge, ebenfalls ungefähr 13. „Wer ist wer?" fragte ich ihn und sah von dem Bild weg. Er kam zu mir und deutete mit dem Finger auf den Jungen, der auf dem Pferd saß. „Das bin ich. Das war zu meinem 13. Geburtstag, da hat mir mein Vater das Pferd gekauft. Der Junge daneben ist Felix und die zwei Erwachsenen da sind logischerweise meine Eltern." Ich nickte. „Aber auf dem Bild fehlt doch RD." Er nickte. „Keine Ahnung, wo der da grad war." Ich öffnete schnell meinen Rucksack, versuchte, das Buch zu verstecken und tat das Bild hinein. Das Ardian zu dem Zeitpunkt noch nicht da war, war mir bewusst, jedoch meinte er ja vorhin, es seie sein Bruder, also mache ich bei der „Schauspielerei" einfach mal mit. Ich setzte den Rucksack auf und bedeckte ihn mit der Kapuze des Regenmantels, damit das Buch und das Bild nicht so nass wurden. Izzi drehte sich noch einmal um und sah in den Flur, bevor er dann die Treppen des Eingangs runter lief und über den Hof schlenderte. Wie schön es damals hier wohl gewesen sein mag?

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Kleines Ausnahme-Kapitel, weil... ka xD

Hab ja geschrieben, dass jetzt erstmal keine Kapitel kommen, da ich die FF erst fertigschreiben will. Da ich aber Sorge hatte, dass das nicht jeder gelesen hat, schreibe ich es jetzt in dem vorerst letzten Kapitel nochmal. Ich denke, die FF hat 40-45 Kapitel, maximal 50 (schreibe derzeit Kapitel 34).

Life is a Bitch.

Bye ^^

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt