Kapitel 7

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Wie ich meinen Eltern erklärt habe, wo ich die Nacht war und nicht nach Hause gegangen bin? Naja, sagen wir es so, ich bin nicht gut im Lügen, aber meine Eltern haben es geschluckt. Ich meinte, dass ich nach der Schule direkt zu Sebastian gegangen sei, und dort spontan bei ihm Übernachtet hätte. Auf die Frage „Wieso bist du nicht an dein Handy gegangen?" meinte ich, dass mein Handy alle gewesen wäre und Sebastian ein anderes Handy mit einem anderen Ladekabel hatte. Das mir meine Eltern diesen Mist auch noch geglaubt haben, ist wahrlich ein Wunder.

Als ich mich dann am Abend Bettfertig machte, waren meine Gedanken jedoch schon wieder bei einem ganz anderen Thema. Wieder dachte ich an die ‚Welt' außerhalb der Stadtmauer. Wieder dachte ich daran, wie Alexander durch die Gegend streifte, und seinem Tod ständig so unfassbar nahe war. Wieder dachte ich an seinen zerrissenen Klamotten, seine nach hinten gestrichenen und dennoch zerzausten Haaren, seine blaugrauen Augen, die voller Tatendrang waren, seine vernarbte und zerkratzte Haut, die zeigte, was für ein Kämpfer er doch war. Was wäre, wenn irgendwann seine Augen nur noch geschlossen und seine Haut blasser als jetzt schon und viel kälter waren? Dann war sein Kampf vorbei, und er wäre nicht als Sieger aus dem Kampf gegangen. Jedoch ging es hier nicht um irgendeinen Wettbewerb in vielleicht irgendeiner Sportart, wie zum Beispiel Fußball, nein, es ging hier um Menschenleben und um viel zu große Rache. Aber hieß es nicht, dass Rache blind macht?

Okay, nein, das kann ich nicht behaupten. Ich kenne Alexander gar nicht wirklich, habe ihn nur einmal getroffen und wenig mit ihm geredet, und dennoch behaupte ich, ihn, seine Gedanken und seine Vergangenheit zu kennen. Man urteilt eben viel zu schnell über irgendwelche Menschen, ohne sie wirklich zu kennen.

Vielleicht sollte ich versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Alex und Ich haben uns nur kurz getroffen, nichts weiter. Ich kenne ihn nicht und er kennt mich nicht. Er sollte seinen Weg gehen und sein Leben weiterleben, und ich sollte meinen Weg gehen und mein Leben weiterleben. Aber vielleicht kann er irgendwann nichtmehr weiterleben?

Okay nein, Weg damit. Ich fange ja schonwieder mit dem Thema an.

Ich sah zu meinen Beinen herab. Die Wunden waren zwar geschlossen, jedoch taten sie noch immer etwas weh. Vor dem Schlafen gehen nochmal zu duschen, wäre eine Qual. Jedoch war das Bedürfnis nach einer warmen, entspannenden Dusche im Moment viel zu groß, und vielleicht würde es mich sogar ablenken? Also gehorchte ich meinem inneren Schweinehund und tapste Richtung Badezimmer.

Heizung an, einen warmen Kakao, eine Kuscheldecke und eine gute Serie, so beendete man einen aufregenden Tag doch gerne. Ich muss zugeben, diese kleinen Dinge, wie zum Beispiel der noch viel zu heiße Kakao in meiner rechten Hand, haben mir da draußen echt gefehlt. Klar, es war nur für eine Nacht gewesen, aber dennoch war es eine dieser Dinge, die nun mal zu meinem Luxus gehörten und ja, leider konnte ich auf meinen Luxus schlecht verzichten. Ob ich darauf jemals verzichten könnte? Wahrscheinlich eher weniger, und ich rede jetzt nicht nur von meinem Kakao. Ich rede von meinem Zuhause, dem Internet, oder vielleicht sogar von meinem Bett. Das alles würde da draußen definitiv nicht sein und es würde mir sicherlich fehlen. Wow, ich bin echt von viel zu vielen Sachen abhängig.

Jedoch gab es da draußen auch Sachen, die mir hier fehlten. Zum Beispiel diese frische Luft, die im Wald so wunderbar nach Nadeln und auf der Wiese nach allerlei Blumen und Gewächsen roch. Oder der Wald und die Wiese. In der Nacht war ich hin und wieder aufgewacht, da mir mein Rücken wehgetan hat oder mir kalt war, und in diesen Momenten habe ich diese Ruhe genossen. Wobei man überhaupt nicht sagen kann, dass der Wald ruhig war. Hier und da knackte ein Ast oder eine Eule gab ihre bekannten Laute von sich. Hier und da hörte man auch ein rascheln, wovon ich mir jedoch nicht Sicher war, ob es nur ein Kaninchen oder vielleicht ein Kannibale war, weswegen mir meine Unsicherheit etwas Angst machte. Jedoch war ich mir sicher, dass ich im Baumhaus geschützt gewesen sei und ich wahrscheinlich nur einen darauf Aufmerksam gemacht hätte, hätte ich aus dem Fenster raus- und nachgeschaut. Auch dieser Adrenalinkick, als ich um mein Leben, über die Wiese, Felder und durch den verwucherten Wald gerannt bin, hatte mir gut getan. Ausdauer war definitiv nicht meins, dagegen konnte niemand mehr etwas sagen, jedoch war eben genau dieser Adrenalinkick so gut gewesen. Ich konnte mal meine ganze überschüssige Energie raus lassen. Zwar hätte ich auch gerne auf dieses wegrennen vor Kannibalen verzichtet, aber nun war es einmal passiert, ich bin noch am Leben, also beschwerte ich mich auch nicht.

Alex muss wahrscheinlich jeden Tag und noch viel mehr rennen.. er hatte sicher eine gute Ausdauer.

Jetzt schweifen meine Gedanken also tatsächlich wieder zu Alex. Und die derzeitige Folge meiner begonnen Serie hatte ich auch nur zur Hälfte mitbekommen. Ich sollte mich jetzt viel mehr auf die Serie konzentrieren, um wieder zu wissen, um was es in dieser Folge eigentlich ging.

Nervend weckte mich mein Wecker wie an jedem anderen Wochentag auch. Ich war wohl nach der 2. Folge eingeschlafen, wobei das für meine Verhältnisse einfach noch viel zu früh war. Die Schuld schiebe ich jetzt einfach mal darauf, dass ich innerhalb der letzten beiden Tage ultra viel erlebt und nicht wirklich geschlafen hatte. Heute wäre also eigentlich ein guter Tag, diesen Schlaf nachzuholen. Nun ja, eigentlich. Mein Wecker hatte mich ja immerhin nicht Grundlos aus meinem doch viel zu guten Schlaf gerissen, wobei er das wirklich gerne tat. Wecker waren nun mal Sadisten, die es sehr lustig fanden, schlafende Personen mit einem nervenden Piepton, der immer schriller und aggressiver wurde, aus ihrem Schlaf zu reißen. Und so zeigte mir mein Wecker, dass die zwei Tage Ausflug vorbei sind und nun mein langweiliger Alltag beginnt. Und in diesen Momenten wünschte ich mir, diesen Ausflug noch einmal zu erleben.

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OMG, ES GEHT WEITEEEEER!

Ja, ich habe doch tatsächlich mein Wort gehalten und habe wieder mit schreiben angefangen. Da mir Abends die besten Ideen komme, setze ich mich derzeit fast jeden Abend an meinen Pc und schreibe ein neues Kapitel, weswegen ich derzeit bei Kapitel 14 bin.

Ich werde jetzt gelegentlich und meist Abends posten. Wann genau etwas kommt, weiß ich nicht, deswegen lasst euch einfach überraschen xD

Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen!

Tschauuuu <3

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt