Kapitel 10

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Nach diesem Gespräch folgte eine unangenehme Stille. Jeder in diesem Raum schien zu merken, dass wir beide nach einem Gesprächsthema suchten, jedoch war bei mir jetzt wieder nur Alex und die Welt außerhalb von Faith im Kopf, und mit Sebastian weiter darüber zu diskutieren wäre definitiv Sinnlos. Zudem sollte er schon selbst nach draußen gehen, wenn er unbedingt mehr wissen wollte. Ist es vielleicht etwas scheiße von mir, das ich sage, er solle sich selber in Gefahr begeben, um auf seine Neugier Antworten zu finden? Immerhin habe ich vorher es ja nicht anders getan und habe sämtliche Geschichtsbücher durch gestöbert, nur, um vielleicht einen Hauch von Informationen über diese Welt herauszufinden. Andererseits lernt man aber auch nur wirklich aus Erfahrungen und nicht aus Erzählungen. Eine komplizierte Sache, aber musste wirklich jeder meiner Taten immer zu 100% Richtig sein?

Mein gegenüber erhob sich von seinem Platz und sah zu mir.

„Naja, ich geh dann mal nach Hause, nh?" murmelte er und nahm seine Tasche.

„Bis Montag, Sun." Gab er etwas lauter von sich und lächelte mich an.

„Äh ja, Tschau" warf ich noch flüchtig in den Raum und sah dann auf meine warme Tasse mit der bitteren Flüssigkeit. Ich nahm einen Schluck aus dieser Tasse und lehnte mich dann zurück. Irgendwie wirkte alles so anders, so unangenehm. Als wollen diese Wände mich erdrücken und als wüsste man nichtmehr, wem man vertrauen konnte und wen man wirklich kannte. Ich würde so gerne aus all dem flüchten. Mich einfach von den Fesseln der Gesellschaft losreißen und nur noch das tun, was mich wirklich glücklich macht. Aber wie sollte ich das anstellen? Überall sind Türen, doch alle sind zugeschlossen, und wenn da mal eine offene Tür ist, folgen wieder unzählige, verschlossene Türen. Anpassen und nicht Nachdenken wäre der Schlüssel für so viele dieser Türen, doch will ich wirklich wissen, was sich hinter diesen Türen befindet? Es macht mir Angst.

Es kommt mir vor, als wäre der einzige, richtige Ausweg, aus Faith zu flüchten und nicht wieder zu kommen. Doch was mache ich dann da draußen? Hilflos um mein Leben rennen und keine Ruhe mehr finden? Ich sollte mir Zeit mit diesen Gedanken lassen, diese Tür wird mir immer offen stehen, weswegen ich keinen Grund zur Eile habe.

Ich nahm den letzten Schluck meines Cappuccinos und bezahlte, währenddessen ich mein Zeug packe und danach zur S-Bahn lief. Ich kramte aus meinem Beutel ein paar Kopfhörer, die ich danach in mein Handy steckte und Musik anschaltete. Meine Playlist war voll mit allem und nichts. Von Englischen und Deutschen Pop, weiter zu Rap, Techno, Rock und letztendlich zu Hip Hop, war alles mit dabei. Viele der Songs konnte ich auswendig und summte deren Musik leise mit, während ich auf die S-Bahn wartete, die schon aus weiter Ferne langsam auf mich zukam. Nachdem sie ins Stehen gekommen war und Menschenmassen aus ihr herausströmten, stieg ich ein und lies mich auf einen Platz nieder. Diese ganzen Menschen wurden gestresst von der Gesellschaft, der Zeit und des Systems, wobei sie doch alle viel lieber ihre Ruhe hätten. Ich verstand nicht, wieso solche Menschen dann Angst vor dem Tod haben? Wenn sie tot sind, haben sie dann ihre Ruhe und das für immer, nichts und niemand wird sie mehr stressen. Wobei deren Leben nie erstrebenswert und letzten Endes nur langweilig war. Auf sowas konnte man doch echt verzichten, oder nicht? Ich sehe den Tod als Erlösung, andererseits auch als Strafe. Ich will noch so viel machen und erleben, und ich sollte schleunigst damit Anfangen, denn letztendlich könnte ich jeden Moment sterben. Danach habe ich meine Ruhe und kann entspannt schlafen und das für immer. Es ist nicht das, was danach kommt, was mir vor dem Tod Angst macht. Es ist die Todesursache. Jeder fände wohl dieses ruhige Einschlafen und nicht mehr aufwachen wohl als schönste Todesart, aber vielleicht sterbe ich so nicht? Wenn ich dann draußen, außerhalb von Faith bin, ist die Chance, dass ich an einer Schusswunde und letztendlich an Verblutung sterbe, ziemlich hoch. Es wäre so ein schmerzvoller Tod, den ich nicht haben möchte. Aber meine Todesart kann ich mir nicht aussuchen. Ich kann höchstens mein Leben verkürzen und dafür sorgen, dass ich sterbe. Aber wenn ich dies nicht tue, habe ich auch keine Wahl über meine Todesart. Ist es nicht weird, dass ich in meinem so jungen Alter schon an meinen Tod denke? Ich habe doch noch so viel vor mir..

Die Bahn kam mit einem lauten quietschen ins Stehen und die flackernde, alte Anzeigetafel zeigte meine Station an, bei der ich aussteigen müsste. Meine Spotify-Playlist spielte mittlerweile vorgeschlagene Titel. Ich war jederzeit bereit für was neues, doch bei manchen Vorschlägen drückte ich schon aus Reflex den ‚weiter'-Button, da ich diese Songs meist kannte und ich sie nicht mochte. Die anderen ließ ich laufen, was wahrscheinlich auch erklärte, wieso meine Playlist voll mit Songs aus verschiedenen Genres war.

Ohne großartig darauf zu achten, wohin ich lief, lief ich Richtung Zuhause – wobei es sich auch nichtmehr danach anfühlte. Manchmal verstand ich mich und meine Denkweise viel zu gut und manchmal verstand ich mich gar nicht, und im Moment war eher zweitens der Fall. Das Zuhause sollte der Ort sein, an dem man sich verstanden und sicher fühlte, doch fühlte ich mich hier weder verstanden, noch sicher. Weder in meinem Zimmer, in meiner Wohnung, in der Bahn, in der Schule oder überhaupt im Café. Es kam mir vor, als würde die Stadtmauer von Faith auch eine Mauer für die Orte sein, wo ich mich nicht wohl fühlte. Ich war dabei doch schon mein ganzes Leben hier und kannte so gut wie nichts anderes. Aber vielleicht ist das bisschen andere, was ich kenne, nun mein Zuhause und dieses unwohle Gefühl in mir war eine Art Heimweh? Auch wenn ich da draußen definitiv nicht sicher war, dennoch fühlte ich mich dort sicher. Ja, wieder einmal verstand ich mich nicht.

Ich sollte dem ganzen einfach Zeit lassen. Ist ja logisch, dass ich mich hier Fremd fühle, wenn ich eine Welt gesehen habe, die sonst keiner kennt. Das dauert einfach, bis ich mich wieder zurechtgefunden habe.

Aber wollte ich wirklich warten?

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Halluuuu

Ja ähm... ich  bin im Stress xD

Zum Glück sind ab Freitag endlich Weihnachtsferien, dann kann ich meinen Tag nur noch komplett mit Dingen verbringen, die ich liebe :D

Werde dann auch sicherlich wieder ganz viel Vorproduzieren und ich versuche, an Weihnachten ein Kapitel raus zubringen ^^

Bye! :D

C I T Y || IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt