Kapitel 3

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Die Fernlichter blendeten mich. Schlagartig wurde ich nüchtern. Ich kniff irritiert die Augen zu engen Schlitzen zusammen. Maida murmelte irgendetwas vor sich hin, ich sah, wie ihre Hände sich fester ums Lenkrad klammerten. Ich wollte etwas tun, etwas sagen, aber ... nichts. Es ging einfach nichts! Ich war wie gelähmt.

In aller letzter Sekunde wechselte der Wagen die Spur und raste mit gefühlten 200 km/h knapp an uns vorbei. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein Herz raste wie verrückt.

„Lira ... Lira?"

Ich schaffte es irgendwie die Tür zu öffnen und auszusteigen. Dummerweise wollten meine Beine mich nicht tragen und so kam es, dass ich mitten auf der Straße landete. Ich würgte, obwohl mein Magen bereits leer war. Schweißperlen traten mir auf die Stirn. Mir war heiß und kalt gleichzeitig.

„Lira!", rief Maida.

Sie nahm meine Hände und zwang mich sie anzusehen.

„Hey, Liebes. Alles okay, ich bin da. Es ist vorbei. Schau mich an. Lira, schau mich an."

Mein Atem ging flach und schwer. Maida hielt meine Hände fest und sprach behutsam auf mich ein. Allmählich beruhigte ich mich wieder. Zumindest schaffte ich es mit Maidas Hilfe wieder auf die Beine. Wir stiegen in den Wagen und fuhren das letzte Stück. Dann holte ich mein Handy hervor und öffnete das Eingangstor per Tastendruck. Mir entging nicht, wie sehr ich noch immer zitterte.

„Schläfst du bitte hier?", fragte ich leise, als Maida vor der Haustür hielt.

Sie lächelte wortlos, tippte kurz eine Nachricht an ihre Mutter und kam dann mit mir ins Haus. Das Licht im Eingangsbereich war an, nichts Ungewöhnliches. Ich blieb kurz stehen und lauschte. Stille. Wie ich gehofft hatte, schliefen Papa und Mama schon längst.

Ich nickte Maida zu, die mir daraufhin vorauslief. Meine Beine fühlten sich wie Blei an, und nach jeder einzelnen Stufe kam es mir so vor, als hätte ich einen Schritt auf den Mount Everest zugemacht. Die Treppe schien einfach kein Ende zu finden!

Als wir mein Zimmer erreichten, war ich völlig außer Atem. Ich ließ mich geradewegs auf mein Bett fallen und seufzte tief. Maida setzte sich neben mich. Schweigend saßen wir eine Weile so da.

„Was zur Hölle war das?", fragte ich schließlich.

„Ich hab keine Ahnung ..."

Erneutes Schweigen folgte. Mein Gehirn arbeitete aufgrund des Alkohols nicht gerade schnell.

„Meinst du, dass es Vetim gewesen ist?", sprach Maida meinen Gedanken aus.

„Ich weiß nicht ... hab das Auto nicht richtig erkennen können."

„Das Arschloch wird schon noch sehen."

„Maida, vielleicht war er es gar nicht. Vielleicht wollte gerade jemand bei uns einbrechen -"
„Weil es ja ein Kinderspiel ist, in so einem Viertel in einer Riesenvilla einzubrechen. Ist klar."

Auf dieses logische Argument, hatte ich keine Antwort. Ich beschloss heute nicht weiter darüber nachzudenken. Dazu hatte ich zu starke Kopf-und Magenschmerzen. Ich wollte nur noch schlafen!

Nachdem ich mir im Bad gründlich die Schminke abgewischt hatte (für jede andere Tätigkeit war ich einfach zu müde), schlüpfte ich in meinen gemütlichen Pyjama und setzte mich aufs Bett. Auch Maida kam kurz darauf aus dem Gäste Bad. Sie trug meinen kurzen Snoopy Schlafanzug.

„Steht dir", lächelte ich.

„Ich weiß, mir steht alles."

Sie machte ein paar Model Posen und lief im Zimmer auf und ab. Dann blieb sie stehen und zeigte auf ein Schuhkarton großes Paket, das neben meinem Bett stand.

Zwei Seiten der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt