Zofen

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Seit dem Gespräch mit den Prinzen sind jetzt nun mehr als zwei Stunden vergangen und die Sonne hat ihren Höhepunkt erreicht. In den zwei Stunden haben mich meine Zofen gebadet und danach habe ich mich daran gemacht einen Brief an meine Familie zu schreiben. Ich schrieb in den Brief was passiert ist und das ich wohl auf bin und hoffe, dass es ihnen allen gut ginge. Ich hoffe mir wird es gestattet den Brief abzuschicken, danach protokolierte ich das Geschehne ebenfalls in meinem kleinen Büchlein. Ich füge ebenfalls dem Protokoll meine persönlichen Gefühle hinzu. Denn ich stelle mir gerne vor wie man dieses Tagebuch irgendwann wieder findet und studiert, um die Geschichte des Landes in großen Büchern nieder zu schreiben, für alle greifbar. Wie die Geschichte unseres Landes in den Schulen den Kindern beigebracht wird. Ich schüttel meinen Kopf. Das waren albernde Gedanken.

Angespannt gehe ich zu dem Sessel in der einen Ecke des Zimmers und lasse mich auf diesen fallen. Es brachte mich um den Verstand, dass ich nicht wusste was passierte. Wie es den anderen geht, die wie auch ich um ihr und das Leben der Anderen gerannt ist. Ich wusste nicht einmal, ob die anderen von uns lebten oder sie befreit werden oder ob die Regierung überhaupt eine Rettungsmission erlaubt. Auch wenn es die Königsfamilie erlauben würde. Vielleicht werden wir alle Heim geschickt und nur die zwei dabehalten die von den Prinzen gewollt wurden, welche sie in der kurzen Zeit beeindruckt haben.
"Miss, wollen sie vielleicht mit uns etwas Karten spielen- ich mein, sie sehen ziemlich angespannt aus und das könnte sie eventuell ablenken." Einen Moment überlege ich noch, doch nicke ich schnell und musstere meine drei Zofen. Sie sehen angemessen aus, wenn auch ein bisschen Erschöpft. Die drei setzen sich zu mir und breiten die Karten aus und wir beginnen zu spielen. Ich bin keine begabte Kartenspielerin, weshalb ich andauernd verliere und schließlich seufzend aufgebe. "Ich bin für diese Spielchen nicht geschaffen, es will einfach nicht in meinen Kopf gehen. Diese Regeln und dann diese fießen psycho Tricks, die ihr so drauf habt." Beklage ich mich. Eine Zofe beginnt zu kichern. Sie erinnert mich ein wenig an meine kleinere Schwester. Fast sofort stößt die von ihr aus linke Zofe ihr den Ellenbogen in die Rippen und ihr kichern verstummt. "Entschuldigen sie! Wir können auch unsere wie sie es nannten Psycho Tricks auslassen." Bietet mir die Zofe an, die die kichernde zum verstummen gebracht habe. Ich lache los. "Sie wollen mich extra gewinnen lasse?" Frage ich ungläubig, sie zucken alle drei mit ihren Schultern. Mit einem Lächeln auf den Lippen schüttel ich bloß meinen Kopf. "Wie heißt ihr eigentlich?"
"Ich bin Rosa." Sagt das Mädchen, dass das kichernde Mädchen ermahnt hat. Sie deutet auf ihre rechte Seite, die Seite, wo die kichernde Zofe sitzt. "Das ist Pia und das ist-" Sie zeigt auf die rechte Seite. "Xavia." Xavia, hat während des Spieles kein einziges Wort mit mir gewechselt und auch die Tage davor hat sie nie etwas gesagt. Hat nur den anderen Zofen stumm geholfen. Ich nicke und lächel sie alle nach einander an. "Ich bin Samatha. Schön euch kennen zu lernen." Die drei zeigen mir ein zurück haltenes lächeln.
"Wisst ihr Miss sie sind unsere Favoritin." Sagt Rosa. Ich lächel. "Danke, aber ich glaube ich komme nicht sehr weit." Sage ich und sehe Rosa fest in die Auge. "Ich habe eine Frage an euch!" Ich blicke an ihnen vorbei rauß in den Garten. "Sie können uns alles fragen Miss." Es ist wieder Rosa, die mir antwortet. "Was ist mit meiner anderen Zofe passiert." Ohne mich weiter erklären zu müssen sehen sie mich ein wenig traurig an. "Sie wurde runtergestuft. Sie müsste jetzt Küchenpersonal sein oder gehört zu den Stallpersonal." Ich nicke. "Ich denke Zofe ist ein recht angenehmer Job?" Xavia nickt, während die anderen beiden meinem Blick ausweichen. "Sie wurde wegen mir runter gestuft." Ich streiche mir eine Strähne hinters Ohr. "Ich wollte, dass doch gar nicht." Eine Welle von Schuldgefühlen übermannt mich. Ich weiß, wie schwer die Arbeiten einer Sechs sein können und kann gut nach vollziehen, dass sie mich hassen muss. Wäre ich an ihrer Stelle würde ich mich abgrundtief hassen. "Wir wissen, dass sie das nicht wollten, aber sehen sie, Xavia durfte dafür aufsteigen." Rosa legt ihr einen Arm um die Schultern. "Und dafür ist sie ihnen sehr dankbar." Xavia nickt zustimmend. Ich lächel leicht und nicke ihr zu.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie auch solche Fragen stellen darf, jedoch quälen sie mich. "Gestern war doch ein Angriff." Sage ich und blicke ihnen in die Augen. Sie nicken zögernd. "Wie viele Mädchen halten sich im Palast auf?" Frage ich. Sie runzeln die Stirn. "Ich bin mir nicht sicher Miss, aber viele Zofen sind zur Zeit ohne Arbeit, die eigentlich beschäftigt sein sollten." Sagt Rosa vorsichtig und wechselt Blicke mit Pia und Xavia. "Es sind zur Zeit mit ihnen 14 Mädchen im Palast!" Rosa rammt ihr wieder ihren Ellenbogen in die Rippen.

"Danke Pia." Bedanke ich mich bei ihr und stehe von dem Sessel, indem ich die ganze Zeit saß auf und klopfe mir den nicht vorhandenen Dreck vom Kleid. "Könnten sie mich bitte alleine lassen. Ich möchte mich einbisschen ausruhen."
Meine Zofen stehen auf und knicksen alle nach einander und verschwinden ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Langsam gehe ich zu meinem kleinen Nachttisch und öffne vorsichtig die erste Schublade. Dort habe ich das Bild meiner Familie versteckt. Traurig setze ich mit dem Bild in den Händen auf mein Bett. Das gesamte Gefühlschaos, dass ich hier fast durch gängig habe, hat immer einen Ton von Heimweh dabei.
Sachte streiche ich über ihre Gesichter. Ob sie mich ebenfalls so sehr vermissen wie ich sie? Unwider ruflich treten Tränen in meine Augen. Ich vermisse sie sehr, viel mehr als ich mir überhaupt eingestehe und da ich sowieso heute nicht ganz so stabil bin. Lasse ich den Tränen freien lauf, zuerst waren es nur ein paar, doch schon sehr schnell wurden darauf mehr und mehr, sodass ich jetzt schluchzend auf meinem Bett sitze mit dem Familienfoto in der einen Hand und mit der anderen Hand fische ich nach einen Taschentuch, während mein Kleid sich zu knittern beginnt. Plötzlich klopft es zögerlich an der Tür. Erschrocken halte ich die Luft an. "Ist bei ihnen alles 'Oke' Miss Samatha?" Fragt eine tiefe Stimme, vermutlich eine der Wachen, die ihre Patrullie entlang gehen und mich anscheinend weinen gehört hat.
Ich räuspere mich und sage mit einer etwas weinerlichen Stimme, dass alles okey sei. Wie es aussieht gibt der Wachmann sich damit zufrieden, denn er äußert sich kein weiteres mal.

Entschlossen streiche ich mir mit meinem Handrücken über das Gesicht. Ich darf mir keinen weiteren Moment, der Schwachheit erlauben. Nicht hier im Palast.

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