Blumenparadis

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[Sonntag]

Ich bin total müde und ausgelaugt, was zum einen daran liegt, dass ich wegen Aiden so spät ins Bett gekommen bin und zum anderen, dass ich wieder einen Albtraum hatte und da ich mit Jayden verabredet bin kann ich nicht bis zum Mittag ausschlafen und so musste ich wohl oder übel zeitig aufstehen, da er darauf bestand um 10 Uhr mit mir wo hin zu gehen. Verraten wo wir hingehen hat er mir jedoch nicht in dem Brief, den er gestern mir hat zukommen lassen. Also haben mich meine Zofen um acht Uhr aus den Federn geholt und mich hübsch gemacht,  sie haben sich wirklich Mühe geben. Leider hat Pia dabei die ganze Zeit von Jayden geschwärmt.

Und jetzt stehe ich hier vor meiner Tür und kein Jayden in Sicht, obwohl es bereits nach zehn Uhr war. Genervt schaue ich mich im Gang um. Keine einzige Wache war zu sehen. Ob die Königsfamilie sie wieder zurück gezogen hat, als nach einer halben Woche noch immer kein Anzeichen war, dass die Rebellen noch einmal zuschlagen würden?
Keine Ahnung, nur ich hoffe sie wissen was sie da machen. Auch die Leibwachen, die uns bis her begleitet haben sind nicht da. Minuten vergehen und er ist immer noch nicht in Sicht. Ich hoffe doch es ist wichtig, weshalb er zu spät hier auftaucht, wenn er überhaupt auftaucht. Weitere Minuten vergehen und Jayden lässt sich noch immer nicht blicken.
Wie lang sollte ich warten?
Sollte ich jetzt schon rein gehen?
Aber vielleicht kommt er noch?

Widerwillig bleibe ich dort stehen und blicke abermals den Gang entlang. Gerade habe ich mich entschlossen hin einzugehen, als ich hastigen Schritte höre und bald darauf sehe ich Jayden gehetzt den Gang entlang joggen. Als er mich erblickt, scheint er ein wenig beruhigt. "Gut sie sind noch hier, Lady Samatha." Ich nicke und nicke kurz. "Es tut mir furchtbar, dass sie warten mussten, aber ich habe verschlafen." Peinlich gerührt lächelt er mich an und bietet mir seinen Arm an.

"Verraten sie mir wo wir hingehen?" Frage ich, um die Stille zu durch brechen. "Ich hatte den Garten im Sinn." Verrät er mit, ich nicke ein wenig enttäuscht. Ich habe gehofft noch etwas anderes vom Palast zu sehen. "Also erzählen sie mir etwas ihr Leben in ihrer Provinz." Fordert mich der Prinz auf. Ich überlege kurz. "Es ist ziemlich entspannend. Ich wohne im außen Bezirk, dort ist nicht so viel los und man ist ein wenig ungestörter, als um den Marktplatz herum." Ich räuspere mich leise und rede dann weiter. "Man ist so ziemlich unter Freunden und wenn man so eine Kontaktfreudig Familie hat wie ich, ist schnell die ganze Nachbarschaft in unserem kleinen Wohnzimmer und hat ein bisschen was zu essen dabei. Dann koche meine Schwester und ich immer zusammen, während die anderen sich unterhalten."
"Das hört sich wirklich sehr schön  an." Sagt der Prinz leise neben mir. "Ich habe oft gelesen, früher habe ich mir vorgestellt normal leben zu können." Ich schaue zu ihm rüber und kann es nicht glauben, er ist Prinz und vielleicht auch der Tronprinz und hat quasi alles und er wünscht sich ein normales Leben? Auch wenn zweier ziemlich reich sind und sich eine Menge leisten können, müssen sie dafür meist hart arbeiten und er als Prinz bekommt alles vor die Füße gelegt. "Weißt du viele ersehen sich ein Leben wie du es hast. Vor allem die niedrigeren Kasten träumen da von. Ich hoffe du weißt zu schätzen was du hast." Er nickt und wir gehen schweigend weiter die Gänge entlang. "Wünscht du dir ein Leben in Palast?" Fragt er und schaut nachdenklich in die Ferne.

Wünsche ich mir ein solches Leben?
Würde ich gerne von meinen Zofen weiter bedient werden?
Und würde ich weiter jeden Tag Kleider tragen?
Und würde ich weiter so in der Öffentlichkeit auftreten können?
Und würde ich mit den Aufgaben einer Prinzessin oder Königin zurecht kommen?
Ich schüttel meinen Kopf. "Ich bin nicht für ein Leben in der Öffentlichkeit gemacht und Kleider sind zwar schön, aber auch unvorteilhaft." Er nickt.
"Ich wurde hier hinein geboren. Ich wurde von Grund auf so erzogen, so zu ticken, wie ich es jetzt tue. Auch wenn meine Mutter uns ab und zu ein wenig Normalität geschenkt hat, ist das hier alles ziemlich belastend." Ich glaube ich verstehe ihn, irgendwie zumindestens. Denn natürlich weiß ich nicht, wie es sich anfühlt zu einen Prinzen oder König heran gezogen zu werden, ich konnte eine fast sorglose Kindheit verbringen und dafür bin ich verdammt dankbar.

Wir haben den Garten erreicht und Haydn führt mich gerade einen kleinen Weg entlang, als wieder ein Kamerablitz uns provokant blendet. Ich blicke in das Gesicht eines Mitte 50er oder 60er, der sich einige Meter vor uns gestellt hat und ein Foto geschossen hatte. "Verschwinden sie bitte." Bittet Jayden den Fotografen, doch als er keine Anstalten macht weg zugehen, spannt sich Jayden neben mir an. "Ich habe angeordnet, dass keine Fotografen sich am Vormittag im Garten befinden darf." Bemerkt Jayden an und ich hoffe der Fotograf wird den Wink verstehen und schleunigst verschwinden. Ich möchte  mir nämlich nicht das Date kaputt machen lassen von einem Fotografen.

Ich bemerke, dass Jayden gerade vermutlich eine Wache rufen will, doch das würde meine und bestimmt seine Laune noch weiter in den Dreck ziehen, als es bereits schon ist. Ich ziehe an seinem Arm und stelle Licht auf meine Zehnspitzen. "Jayden, beruhig dich. Wir erlauben ihm ein zwei Fotos von uns zu schießen und dann wird er haben was er will und verschwindet dann, dann haben wir gleich danach unsere Ruhe wieder." Ich stelle mich normal hin und er scheint eine Weile zu überlegen, bis er wieder den Fotografen anstarrt, der  sich ein wenig entfernt hat, um bessere Bilder zu bekommen. "Sie da! Wenn sie nicht wollen, dass sie von einer Wache in den Kerker geschleppt werden hören sie mir lieber zu." Der Fotograf nimmt seine Kamera runter und kommt so gleich auf uns zu. "Sie dürfen von der Ferne noch zwei drei Bilder von uns schießen, aber dann bitte ich sie uns alleine zu lassen."
Zum Glück nickt der Fotograf und entfernt sich wieder einige Meter von uns und wir setzen unseren Weg weiter. Er führt mich an seinem weiter den Pfad entlang und wir kommen an einem kleinen Blumenparadis an. In mitten von gelben und rosa Blumen steht eine fligrane Holzbank, auf welche Jayden zu steuert. "Das ist einer meiner Lieblings Ort vor allem im Frühling, wenn alle Blumen wieder erblühen, kann man hier für eine geraume Zeit das ganze vergessen." Erzählt er mir und setzt sich mit mir zusammen auf die Bank. Noch immer total eingenommen von der Blumenpracht, betrachte ich mein Umfeld. "Wunderschön, so ein ähnliches Feld haben meine Nachbarn." Murmel ich und lehne mich entspannt zurück.

"Wie ist es eigentlich Prinz zu sein?" Frage ich und blicke zu ihm rüber. Er zuckt mit den Schultern. "Anstrengend, vor allem jetzt gerade." Ich nicke und habe ein wenig Mitleid. "Ich hoffe du findest dennoch noch genügend Freizeit zwischen deiner Arbeit und dem Casting." Er seufzt. "Leider ist das immer weniger der Fall mein Vater lässt uns beide immer mehr machen und ein paar der Mädchen werden ungeduldig, dass sie noch kein Treffen mit mir hatten." Der Prinz neben mir streicht über die Bank. "Ich denke das wird sich wieder legen, wenn erst einmal ein paar der Mädchen ausgeschieden sind und sie die dann noch hier sind ein wenig besser kennen gelernt haben." Er nickt. "Hoffe ich, aber jetzt wieder zu ihnen. Was haben sie für Unfug im Teenager alter gemacht?"
Kurz überlege ich. Ich habe nicht viel Unfug gemacht, dafür war es in dieser Zeit einfach zu stressig. "Nun ja, es gibt da schon ein paar Sachen, aber wenn ich ihnen meine Missetaten beichte, werden sie im Gegenzug auch welche von ihnen Preis geben." Lächelnd nickt der Prinz und schaut mich gespannt an. "Meine zwei Jahre jünger Schwester und ich haben ab und zu die Nachbarschaft aufgerüttelt, indem wir sie einbisschen geärgert haben. Einmal haben wir die Schafe von einem guten Bekannten ein bisschen die Straße gezeigt, was ich sogar ein bisschen bereue. Eins der Schafe ist verschwunden und ein anderes war so gefräßig, dass es einer alten Frau die Einkäufe an gefressen hat. Es gab einen riesen Tumult und mein Dad hat uns dann Hausarrest gegeben." Ich grinse und erinnere mich wie der arme Kerl seine ganzen Schafe mit Hilfe seiner zwei Söhne wieder einsammeln musste.
"Das ist nicht im gegesatzt was mein Bruder und ich geleistet haben. Ich mein, adelige Damen ein bisschen mit Wasserpistolen abschießen und Lordschaften in Punsch tauchen ist ja noch der kleine Anfang." Ich lache und stelle mir zwei Teufel auf einer Teeparty vor, die die armen adeligen zweier terrorisieren. "Das hätte ich nur zu gerne gesehen. Was habt ihr noch gemacht?" Frage ich und er zuckt mit den Schultern. "Erst du, erzähl mir was du noch so angestellt hast." Fordert er mich auf. "Mit einem Freund habe ich aus versehen ein paar der Leute aus verstecken mit diversen Sachen beworben und du wirst es nicht glauben. Wir wurden kein einzigste mal erwischt und die Gesichtsausdrücke der Leute waren erste Klasse." Er lacht. "Sie sind ein kleines Biest, Lady Samatha." Ich kichere und genieße die sorglose Zeit mit Jayden sehr. "Kommen Sie! Wir müssen langsam wieder rein. Mittagessen." Ich nicke und erhebe mich und kann meinen Tick nicht unterdrücken und streiche mein Kleid glatt. Gemeinsam gehen wir wieder rein. "Das Treffen war wirklich schön, Lady Samatha."
"Ja, es war wirklich schön und sie waren wirklich sehr böse!" Er verdreht seine Augen. "Sie doch auch. Außerdem möchte ich mich wirklich gerne wieder mit ihnen treffen. Sobald ich Zeit habe, werden ich sie kontaktieren." Ich nicke und wie bei unseren misslungenen Treffen nimmt er meine Hand in seine und drückt einem Kuss auf sie. "Wir sehen uns beim Essen!" Ich knickse und er geht den Gang entlang und ich in mein Zimmer, vor dem er mich abgesetzt hat.


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