'Man kann die Augen vor Tatsachen verschließen, aber nicht vor Erinnerungen.'
Ich ließ von ihm ab und lehnte mich zurück, während er die letzten Züge seiner Zigarette nahm und sie danach im Aschenbecher der neben ihm stand, ausdrückte. „Ich fass' es einfach nicht.“, schnallte ich ab, stand auf und fuhr mir durch das Gesicht. „Was?“, fragte Justin und musterte mich. „Was wir hier tun? Das stimmt so einfach nicht! Ich meine, ich müsste sauer sein - dich hassen... wenn man bedenkt, dass du mich gekidnappt hast?“, wütend auf mich selbst drehte ich mich um meine eigene Achse, „Und jetzt?“ „Was und jetzt?“, fragte Justin ruhig und stellte sich belustigend vor mich hin. Ich begann zu Grinsen und haute ihm spielerisch auf den Brustkorb. „Arschloch!“, säuselte ich lachend an ihn gewandt. „Hey, dass ist nicht fair!“, heulte er und lief mir nach, ins Haus. „Du weißt was ich meinte.“ Ich lief in sein Zimmer und konnte ein Lachen im Gang wahrnehmen. Ich erstarrte als ich sah wie eine Pistole neben mir auf der Kommode lag. „Hast recht, ich weiß was du-“, brach Justin ab, als er sah wie ich die Waffe neben mir liegen sah. Wie es wohl ist damit umzugehen? Er handelte schnell, schnappte nach der Pistole und verstaute sie in einer der Schubladen. „Und mit so was kannst du umgehen?“ Er sah mich an und setzte diesen Blick: „Ich-will-jetzt-nicht-darüber-reden!“ auf. Ich seufzte Enttäuscht auf. „Kannst du mir beibringen mit so was umzugehen?“ Stirn runzelnd sah er mich an: „Oh, nicht das schon wieder Madi? Ich werde es dir natürlich nicht beibringen?“ „Ach komm schon... Bitte!“, flehte ich. „Nein!“ „Und warum nicht?“ „Na vielleicht weil das kein Spaß ist?“ Ich seufzte und wiedermal hatte er Recht. Supi. „JUSTIN!“, brüllte einer der Jungs von unten. Ich erstarrte und schaute in Justin's Richtung, der mich genauso ratlos ansah. Als ich um die Ecke blickte, sah ich 3 Jungs da stehen. Einer der beiden sah aus, wie der der mich damals – als Justin mich gekidnappt hatte, dumm von der Seite angelabert hatte. „Scheiße.“ „Wer ist das Justin?“ „Komm her!“, sprach er in einem Flüsterton, während er in der selben Schublade wühlte, in der er die Pistole verstaute und mir ein Klappmesser reichte, „Kannst du damit umgehen?“ Ich nickte und sah in ihm die Verzweiflung. „Stech' zu wenn einer von ihnen dir etwas tut. Mit denen ist nicht zu spaßen!“ „JUSTIN DU VERFLUCHTER BASTARD, BEWEG' DEINEN ARSCH RUNTER!“, schrie schätzungsweise Logan von unten. Ich klemmte mir das Messer an die Hose nach hinten und hoffte mich noch an meine Selbstverteidigungskünsten zu erinnern. Zusammen stolperte ich mit Justin die Treppe nach unten, wo sich Jayden, Logan, Jonas und der Möchtegern Chef Brian, am Boden gekniet und die Hände nach hinten gefesselt, da saßen. Komisch, eigentlich gehören doch 5 Jungs zu seiner Crew, wo ist der 5? Ich erstarrte, war zwar nicht all zu neu für mich, aber wer weiß was jetzt gleich passierte... Schockiert starrte ich zu Logan, der eine heftige Platzwunde an der Schläfe mit sich trug – die noch dazu stark blutete. Die anderen schienen nicht weiter verletzt, außer ein paar Blaueflecken, könnte sich aber eventuell noch ändern. „Was zum Teufel willst du hier Mc'Cann?“ Genau so hieß der Typ! Erst jetzt bemerkte ich das einer der 3 Jungs hinter den „Geißeln“ stand, einer an der Haustür und Mc'Cann voll und ganz im Mittelpunkt. „Ach bist du nicht das süße kleine Mädchen, dass von dir Justin hierher gebracht wurde? Weil du... lass mich überlegen...“, währenddessen holte er ein Messer hervor und tippte sich nachdenklich mit der Spitze gegen das Kinn, „Ach ja, genau! Deine Arbeit versaut hast?“ Nun stand er direkt vor mir und sah mir in meine Augen. „Wenn du mich anfasst, brech' ich dir den Arm!“, schnauzte ich. „Woahh, Temperament hat sie auch noch!“ „Was ist der wirkliche Grund deines Besuches Derek?“ „Tja Justin, so Leid es mir auch tut, aber sie war Zeugin deiner verschissenen Aufgabe und muss so leider sterben. Was wäre sonst, wenn sie uns an die Cops verrät?“ „Sie wird nichts sagen, dafür habe ich schon gesorgt.“ „Das kann ich ihr aber nicht glauben, dass sie wirklich nichts sagen würde, wir alle kennen doch Mädchen...“ Justin schritt zwischen uns, doch ich schob ihn wieder zurück und meinte: „Passt schon Justin, ich glaub dass kriege ich auch so hin.“ Bevor ich so großmäulig herum posaunte, hatte ich mich erst versichert, ob die anderen 2 Jungs – die zu ihm gehörten, bewaffnet schienen, wobei ich aber keine Waffen an ihnen erkannte. „Also Püppchen, kurz und schmerzlos oder lang und qualvoll?“, grinste er mich dumm von oben herab an. „Wie wäre es mit: Halt die Fresse.“, wobei ich ohne Vorwarnung ihm einen Kinnhaken verpasste und er wimmernd nach hinten taumelte. Seine Wachen wollten dazwischen springen, doch er hielt sie zurück. Ich konnte Justin's Anspannung förmlich spüren, doch ich hatte es satt mich dauernd beschützen zu lassen, ich bin kein kleines Mädchen mehr. Er strich sich grinsen über sein Kinn und säuselte: „Gut, dann also die lange und qualvolle Art.“ Er versuchte angst einflößend zu Brüllen, stürmte auf mich los und wollte mir eine verpassen, doch ich reagierte schnell, wich aus, packte seinen Oberkörper und rammte diesen in mein Knie. Diese Aktion war sozusagen das Signalton dafür, dass nun die die auf dem Boden knieten – trotz gefesselter Arme, auf die beiden Wachen los stürmten, wobei Justin sie versuchte schnell von den Fesseln zu befreien. Derek stolperte wieder zurück und zückte nun sein Messer, was mich dazu brachte auch meins hervor zu holen. Bebend vor Wut starrten wir uns gegenseitig an, als er plötzlich wieder auf mich zu gerannt kam, dass Messer so hob, als wollte er mich damit abstechen. Was er natürlich auch wollte, doch wieder war ich schneller und wich aus. Jedoch streifte er mich an meinem Oberarm, was dazu führte, dass ich auf winselte. Shit. Er deutete immer wieder ein paar Messerstecher an, doch ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Die Jungs traten die beiden Wachen zu Boden und ich könnte hören wie mehrere Bilder zu Boden fielen und Vasen. Wieder kam Derek auf mich zu gerannt, doch ich war vorbereitet, jetzt hatte ich ihn. Ich wich aus, packte ihn von der Seite, schlug ihm dabei mit meinem Fuß das Messer aus der Hand und stach ihn mit einem Messerstich zu Boden. Der Stich landete ungefähr in der Gegend seiner Nieren. Schmerzhafte Sache. Er sank zu Boden, was mich nicht locker ließ, ich das Messer noch tiefer hinein rammte und mit ihm Richtung Boden sank. Ich schaltete alles um mich aus, war ein echt tolles Gefühl. So befreiend. Schlagartig zog ich das Messer heraus, um krallte es noch stärker wie zuvor und drehte mich zu meinen „Kollegen“. Diese waren immer noch mit den zwei Wachen beschäftigt und ich schritt zum Helfen ein. Mir fiel ein, wie ich damals mit Kelsey und ihrem Dad das Messer werfen geübt hatten, denn bevor ihr Vater Manager seiner eigenen Firma wurde, war er in der Bundeswehr tätig. Krasse Wendung, doch er beherrschte dies und reichte uns sein Wissen weiter. Es war Jahre her und ich hatte keine Ahnung ob ich es noch überhaupt konnte, doch jetzt war kein guter Zeitpunkt zu überlegen, ich musste Handeln. Ich schritt auf einen der beiden zu, ohne darauf zu achten mit wem sie geraden kämpften. Ganz egal ob Justin, Logan oder Jayden. Ich schubste die anderen zur Seite, packte die Wache am Hals und warf ihn mit meiner ganzen Kraft zu Boden. Ich wollte sie nicht umbringen, darum hatte ich Derek nicht erstochen, sondern nur erfolgreich geschwächt. Daraufhin schlug ich ihm mit meinem Fuß direkt ins Gesicht und er wurde bewusstlos. „OKAY ES REICHT!“, schrie die zweite – noch nicht erledigte Wache. Dieser hatte eine Geißel in seiner Gewalt: Justin. Super. Er hielt ihn fest an sich gedrückt und schlang seinen Arm um seinen Hals, wobei er Justin's Waffe - die er ursprünglich eingesteckt hatte, ihm an die Schläfe hielt. Ich versuchte mein Glück und warf das Messer in Richtung seines Handgelenkes, doch ich verfehlte es und die Wache machte sich darüber lustig. Wissend dass wenn ich zu nah kommen würde, er Justin erschießen würde, doch ich konnte sehen dass er bluffte, also schritt ich näher. Als er vor Angst auch noch immer weiter nach hinten stampfte, bestätigte es meine Vermutung. Ich schnappte nach dem Messer das nun hinter mir in der Wand steckte, ich Justin zunickte und er sofort reagierte und der Wache eine verpasste und sich dabei duckte. Die Wache ließ einen Schuss aus der Pistole fliegen, was dazu führte das die anderen erschraken und zusammenzuckten. Ich warf das Messer nochmals, traf Gott sei Dank in seine Brust und fiel zu Boden. Justin war wieder frei und kickte die Pistole ein paar Meter von hier, damit keiner dieser Bastarde mehr dran kommen konnten. Er musterte den Raum, sah das Derek niedergestochen war, der andere bewusstlos geschlagen. Die anderen lehnten sich außer Atem und blutig geschlagen an die Küchentheke und sahen ziemlich verschreckt aus. Ich sah völlig aus dem Häuschen an mir herunter und bemerkte wie voll gespritzt mit Blut meine Klamotten waren. Meine Hände vor allem. Wieder angekommen in der Realität bemerkte ich Justin's intensive Blicke auf mir und ohne Vorwarnung lief ich auf ihn zu und umarmte ihn. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag, während er seinen Kopf auf meine Schulter legte und ich weiterhin seinen Duft inhalierte. Er streifte an meiner Schulter vorbei, da wo mich Derek mit seinem Messer erwischt hatte. Ich winselte auf vor Schmerz und er löste sich abrupt von mir. „Du bist verletzt...“, meinte er, drehte mich zur Seite, um sich meine Schnittwunde genau anzuschauen. „Geht schon.“, versicherte ich ihm und versuchte zu Lächeln. „Logan wird das untersuchen müssen.“ Wie auf Kommando drehte ich mich zu den Jungs, die sich einigermaßen versuchten aufzurichten. „Geht's dir gut?“, fragte Justin und sah mir tief in die Augen. Ich nickte stumm und wusste, dass es nicht gut wäre, jetzt wieder in Tausend Teile zu zerspringen, gerade als ich mich wieder so gut gesammelt hatte. „Fuck wir hätten dass nicht tun dürfen!“, brüllte Justin von null auf Hundert, drehte sich um seine eigene Achse und fuhr sich durch das Haar. „Es tut mir Leid, Justin!“, zitterte meine Stimme. Die Tatsache das ich an alldem Schuld war, ließen wir einfach mal so stecken. „Fuck! Fuck! Fuck!“, säuselte er und stellte sich wieder vor mich, „Versprich mir, dass du so was nie wieder ohne zu fragen tust.“ „Ich verspreche es!“, meinte ich sensibel. „Beendet mal euer Liebesgelaber da, wir haben ernsthaft größere Probleme. Wir müssen die alle hier raus schaffen!“, kommandierte Brian und warf sich den bewusstlosen über die Schulter. „Sperren wir sie einfach unten ein.“, schlug Justin vor und machte sich auf Derek zu. Er signalisierte mir mit einem Nicken auch anzupacken, was mich spurten ließ und ich nach den Beinen schnappte. „Wird er verbluten?“, fragte ich Justin, während wir die Treppe zu dem Keller, in dem ich ursprünglich eingesperrt war hinunter liefen, dicht gefolgt von Logan und Jayden die sich die Wache mit dem Messer in der Brust geschnappt hatten. „Scheiß auf den Bastard!“, meinte Justin und ließ ihn zu Boden fallen – als wir im Weinkeller ankamen und machte ihn mit Handschellen an ein, an der Wand montiertem Gerüst fest. Genauso machten wir das alle mit den anderen, jeweils weit voneinander getrennt. Ich lief auf die Wache zu die immer noch das Messer in der Brust stecken hatte und zog es heraus. Mir wurde echt übel von all der Scheiße. Wir gingen alle wieder nach oben, nachdem wir die Tür gut verriegelt hatten. „Und wie soll das jetzt alles noch weitergehen? Ich meine Justin, Derek hat uns in der Hand? Es werden noch mehr von ihnen kommen?“ „Dann werden wir eben vorbereitet sein.“ „Herrgott Justin. Das eigentliche Problem ist doch sie!“, bellte Brian und zeigte dabei auf mich. „Sie wird uns helfen.“ „Was für helfen? Alles noch schlimmer zu machen oder was?“ „Du hast doch gesehen was sie kann? Damit könnten wir klar im Vorteil sein.“ Aufgebracht schmiss Brian die Hände in die Luft und holte sich schweigen ein Bier aus dem Kühlschrank. „Tut mir Leid!“, wandte ich an Justin und merkte wie Tränen in meine Augen stiegen. Ich konnte immer noch nicht realisieren was da eben passiert war. Wie ich zu so was fähig war. Erstaunlich. Jonas der total schockiert über alles schien, hatte anscheinend nichts zu sagen und verschwand auf der Terrasse um eine zu Rauchen. „Logan, könntest du und Jayden vielleicht...“, er deutete auf mich, hoffte aber das ich es nicht bemerkte. Witzig der Typ, echt. „Ist das dein Ernst Justin?“, nörgelte ich sichtlich genervt. Mit eiserner Miene sah er mich an, was mich meinen Mund halten ließ. Beide kamen auf mich zu und wollten mich an meinen Armen packen, doch ich riss mich los. „Ich kann selber laufen!“, zickte ich und folgte ihnen. Wir liefen in das Zimmer gegenüber von Justin's, vermutlich Logan's. Logan öffnete die Tür und eine leicht kühle Brise kam mir entgegen. Das Zimmer war heller wie Justin's gestrichen, hatte einen leichten Blauton und war noch dazu sehr nett eingerichtet. „Setz' dich auf's Bett Madi.“ Ich war echt kurz vorm Ausflippen, hatte trotzdem noch genug Kontrolle, dass zu tun was sie von mir verlangten. Keine Ahnung was mich mehr quälte, die Tatsache, dass ich von Justin so kalt abgewiesen wurde wegen Brian oder dass ich 3 Männer fast getötet habe. Verdammte scheiße! Jayden setzte sich neben mich, auch er hatte Platzwunden im Gesicht, so weit ich das Beurteilen konnte. Logan holte eine Tasche – die mit medizinischer Versorgung gefüllt war, unter seinem Bett hervor, welche er öffnete und das nötige Werkzeug herausholte. Verdammte Kacke, woher hatte er das ganze Zeug? Das ist ein ganzer 2 Jahre Vorrat! „Woher hast du das alles?“, fragte ich erstaunt. „Hab's geklaut, aus der Klinik...“ „Klar, woher denn sonst.“ „Zeig mal her deinen Arm...“ Ich drehte mich zur Seite, so dass er meine Schnittwunde begutachten konnte. „Zieh das Shirt aus!“ „Ich soll was?“, fragte ich nochmals nach und sah ihn an, als ob er sie nicht mehr alle hatte. „Mach schon!“, spuckte er. Stur zog ich mir widerwillig das Shirt über den Kopf und winselte auf vor Schmerz. Vermutlich waren die Ärmel einfach zu lang um es so zu versorgen. Die beiden Stichwunden am Bauch schienen zu verheilen, denn beide Wundenpflaster waren nicht sehr durchblutet. „Boorrr, ich glaub mir wird gleich schlecht.“, quiekte Jayden neben mir und schaute weg, als er die beiden Pflaster sah. „Hast du noch Schmerzen?“, fragte Logan und deutete auf die zwei Wunden am Bauch. „Ist auszuhalten...“, antwortete ich und wollte nicht weiter darauf eingehen. Ich versuchte so gut es ging die blauen Flecken vor ihnen zu verstecken, denn ich wollte nicht noch mehr Mitleidsszenarien. „Sie haben dich verprügelt, stimmt's?“, hakte Jayden nach und konnte den Blick von meinem entblößtem Körper nicht wenden. „Zusammen geprügelt wie einen Hund.“, antwortete ich kalt. Als Logan alles für die Behandlung vorbereitet hatte, setzte er sich auf die andere Seite von mir – an der auch die Wunde war, um sie zu behandeln. Ich schaute in Jayden's Richtung, von so was wurde mir immer total schwindelig. „Das wird jetzt brennen.“, warnte Logan mich vor und tupfte ein Desinfektionsmittel darauf, was mich zusammenzucken ließ. Ich kniff die Augen zu und schluckte den Schmerz. „Logan, das willst du doch nicht wirklich tun oder?“, fragte Jayden nach und ich sah zu ihm hoch. „Was? Was tun?“, quiekte ich. „Ach nichts. Alles gut.“, versicherte er mir und sah mich belustigend an, „Hier, nimm lieber meine Hand! Du wirst es brauchen.“ Er reichte mir seine Hand und ich nahm sie abrupt in meine. Ich wusste was mir blühte. Scheiße alter!
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All is a Lie
FanfictionMadison Firestone ist 17 Jahre alt und geht auf die Unity High. Ihre Mutter kam vor ein paar Wochen bei einem Autounfall ums Leben und nun lebt sie bei ihrem Vater. Ihr Vater hatte sich in den letzten Wochen verändert, er nimmt Drogen und gewährt se...