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Ich spürte, wie mich jemand rüttelte, doch ich konnte den Fesseln der Erinnerungen nicht entkommen.
Ich sah nur Sanchos Gesicht vor mir, seine Augen, hörte seine Stimme, fühlte seine harten Lippen, spürte, wie er mein Innerstes aussog.

Nur eine leise drängende Stimme fand seinen Weg durch die Wirren meines Verstandes. Ich kannte diese Stimme. Woher... woher kannte ich sie?

Aspen.

Aspen, das war Aspen! Aber was... was tat er hier? Ich war doch mit Baylee, Makena und Luis im Kino. Immer wieder redete er mit beruhigender Stimme auf mich ein.

„Schhh, alles gut.... schhh, Harlow alles ist gut. Es ist alles in Ordnung."

Es dauerte noch ein paar Momente, doch dann spürte ich, wie sich meine Atmung verlangsamte und auch mein Herz unterbrach seinen wilden Gallopp und fiel in einen leichten Trab.

„Aspen", wisperte ich heiser. Ich konnte noch nichts sehen und streckte meine Hand mehr reflexartig aus, als geplant. Seine Hand fand die meine - zumindest ging ich davon aus, dass es seine war - und drückte sie.

„Ich bin hier, Harlow, ich bin hier."

Ich schluckte krampfhaft. Eine gefühlte Ewigkeit später begann sich meine Sicht zu klären und die durchdringenden schwarzen Löcher von Sancho begannen zu weichen und ich sah das bleiche, besorgte Gesicht von Mister Charming.
Seine Augen waren aufgerissen, er sah erschrocken aus, was man bei meiner Panikattacke...

Oh Gott.

Ich hatte alles zerstört, ich hatte wirklich alles zerstört!

Was mochten die anderen jetzt nur von mir denken. Sie mussten mich für verrückt halten.

Scheisse.

„Alles okay?", fragte mich Aspen zögerlich.
Ich nickte durch den Wind. Hinter ihm standen Makena und Luis. Auch sie starrten mich schockiert an.
Toll.
Anscheinend hatte ich mir bei meinem ersten Kinobesuch die Lungen herausgeschrien.

„Wie bist du hierher...", ich hustete, da meine Stimme nicht viel mehr als ein Krächzen war.

„Ich war noch nie so froh, dass jemand keinen Code im Handy hat", stiess Luis heraus, er klang erleichtert. Vielleicht aus dem Grund, dass ich aufgehört hatte unser aller Ohren zu malträtieren.

„Sie haben mich angerufen, da keiner von ihnen wusste, was sie tun sollten", ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinen Lippen, „nicht, dass ich das wusste. Aber ich war gerade in der Nähe und bin sofort hergefahren."

Achso. Ich nickte wieder ein wenig belämmert und setzte mich auf. Aspen stützte mich sofort. Wir waren auf der Toilette am Boden vor dem Waschbecken. Na das war... appetitlich.

Die Tür wurde aufgerissen und Baylee kam mit einer Cola hereingestürmt. Danach blockierte Luis die Tür, sodass niemand herein kommen konnte. Mal sehen, wie lange das gut gehen würde.
Baylee reichte mir die Cola und ich nahm ein paar Schlucke, dann versuchte ich aufzustehen.

„Wow, langsam Süsse." Er hielt mich noch immer fest, sodass ich auf keinen Fall wieder hinfiel. Ich stützte mich beim Waschbecken ab.

„Also, Harlow", er hielt kurz inne, „was zum Teufel war das?"

Oha, war er wütend.

Wahrscheinlich hatte ich ihm den Abend versaut. Wie überaus dumm von mir.

„Ich...", was sollte ich ihnen sagen? Alle sahen mich erwartungsvoll an, während ich aber spürte wie Makena und Luis immer wieder zwischen mir und Aspen hin und her blickten. Ach ja, die wussten noch gar nichts davon.

love haunts - hate tooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt