09 - Madox' Sicht

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Mühsam richtete Madox sich auf. Die Schmerzen waren noch immer nicht völlig abgeklungen, doch er konnte sich wieder normal bewegen.

Die letzten Wochen hatte er im Krankenbett verbracht, genesend. Verfolgt von Albträumen und seinen Gedanken an seine Luci.

Javier und andere nahe Freunde kamen zu Besuch, sogar Señora Fuentes schaute kurz vorbei, sie hatte es noch rechtzeitig rausgeschafft. Er hätte sie beinahe nicht erkannt, so mager und alt wirkte sie. Als wäre sie in den letzten Monaten um Jahre gealtert. Die Wangen waren eingefallen, ihre Wangenknochen stachen hervor und ihre Augen, ihre Augen hatte eine Traurigkeit, die Madox nicht mehr losliess.

Nach Wochen der Untätigkeit hatten sie nun erstmals einen Plan, oder wenigstens einen Anfang davon.

„Wie viele Männer habe ich noch?"

Javier zögerte kurz unbehaglich: „Weniger als die Hälfte."

Madox' Kopf fuhr schockiert hoch: „Was? Das kann nicht sein, wie konnte das passieren?" Es war nicht möglich, dass ihn so viele verraten haben, ihm so viel die Loyalität verweigert hatten.

„Manche haben sich auf Sanchos Seite und die der angeheuerten Söldner gestellt. Die anderen sind...", er schluckte hart, „viele wurden getötet, als er... als das Monster in ihm Überhand gewann und sie Lucinda und die Leute zu beschützen versuchten."

Madox schloss die Augen.
Er musste sich auf die kommende Aufgabe vorbereiten, es würde ihr nichts bringen, wenn er wieder in die lähmende Depression mit den gelegentlichen Zornausbrüchen gezogen würde.

„Wie viele Soldaten hat er?"

„Mehr als wir."

Madox verdrehte frustriert die Augen: „Javier!"

„Sorry, Boss. Er hat etwa knapp hundert Mann. Ich schätze einmal, dass sich Zwanzig davon auf die Suche nach Lucinda konzentrieren. Mindestens fünfzehn bis zwanzig Männer wird er immer um sich haben. Um die fünf wird er als Spione benutzen.
Das heisst... im Dorf und auf dem Anwesen sind zwischen Fünfzig und Sechzig Mann auf dem Casa und im Dorf."

Madox nickte nachdenklich: „Er wird das Casa besser schützen als das Dorf, doch dort werden sie mehr Menschen in Schach halten müssen", sinnierte er, „so wie ich ihn kenne, wird er mindestens dreissig Männer auf dem Grundstück des Casa verteilt haben, wahrscheinlich aufgeteilt in Patrouillen und die Schichtwachen, die Türen und vergleichbares durchgehend bewachen. Der Rest ist im Dorf stationiert, die Kirche wird ihnen als Zentrum dienen, da es sonst keine Gemeinschaftshäuser gibt."

„Wir befreien zuerst das Dorf und die Bewohner?"

„Ja", nickte Madox, „zuerst meine Leute im Dorf, dort sind auch am meisten Frauen und Kinder."

„Wir haben noch 46 Männer, wenn wir die restlichen befreit haben, sind wir schätzungsweise bei achtzig. Damit sollten wir das Casa und das Dorf halten können."

„Wie sieht es mit Spitzeln aus", wollte Madox wissen. Langsam bekam er ein Gefühl dafür, wie er sein Leben zurückerobern konnte. Das Leben, dass sein Bruder ihm gestohlen hatte.

„Drei, einer ist im Anwesen, von dem habe ich aber schon lange nichts mehr gehört. Wir können nur hoffen, dass er nicht aufgeflogen ist. Dazu noch zwei im Dorf, von denen sind mit Sicherheit noch beide aktiv."

„Wir müssen alle Abläufe und Wechsel kennen, dann schlagen wir in vier Sturmtruppen zu."

„Wir werden alle nötigen Informationen bis in zwei Tagen haben."

Seit einer Ewigkeit bereitete sich so etwas wie Erleichterung in Madox aus. Endlich, endlich konnte er etwas tun. Einen ersten Schritt um seine Luci wieder in seine Arme schliessen zu können.

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