„Alles Gute für dich, alles Gute für dich, alles Gute liebe Mila, alles Gute für dich.“
Alles Gute, my ass. Nichts ist gut, gar nichts ist gut. Jonas liegt neben mir, seine Hand liegt noch immer in meiner. Seine Wangen sind noch immer rot vom Weinen.
Als meine Alex und Lea Jonas erblicken, schauen sie entschuldigend und schließen die Tür gleich wieder. Ich kuschle mich zu ihm und streiche durch sein Haar. Noch einmal bewundere ich sein Gesicht, bevor ich ihn ganz sanft küsse, mich anziehe und runter gehe. Zu meiner Familie. In die Realität.
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„Ich habe dir deine Sachen schon raus gelegt.“, sagt Lea und deutet das Begräbnis von Jonas‘ Mutter heute an. Sie benimmt sich wie meine Mutter, die heute wahrscheinlich nicht kommen wird. Aber ein Päckchen aus Paris wird kommen, mit einem tollen Kleid, oder tollen Schuhen. So wie immer.
„Danke.“, flüstere ich und gehe wieder in mein Zimmer, wo schwarzes Kleid, schwarze Schuhe und schwarze Jacke auf mich warten. Jonas duscht, doch das stört mich nicht. Ich gehe ins Bad und mache mich fertig. Obwohl ich schrecklich und übernächtigt aussehe, schaffe ich es mein Gesicht halbwegs hinzubekommen.
Irgendwann steigt mein Freund aus der Dusche und umarmt mich von hinten.
„Alles gute Kleines.“, flüstert er in mein Ohr und küsst meinen Hals.
Heute bin ich 18 geworden, doch ich hab mich noch nie jünger gefühlt. Am liebsten würde ich sofort wieder in mein Bett zurück und nie wieder aufstehen. Alles auf dieser Welt ausschalten. Weg gehen in eine Fantasiewelt. In eine schöne, nicht Tribute von Panem. Tun was ich will, jeden Tag und diesem Blöden ‚Ernst des Lebens‘ – Mist aus dem weg gehen.
„Bereit?“, frage ich ihn.
„Nein.“, sagt er nur und küsst mich nochmal.
Nach dem Begräbnis seiner Mutter gehen alle Familienangehörigen Essen, während ich zu meiner Geburtstagsparty gehen muss.
„Tut mir wirklich leid, dass ich nicht kommen kann .“, sagt Jonas schon zum 1000sten Mal.
Ich schüttle meinen Kopf und küsse ihn. „Sag, wenn du bereit für dieses Date bist.“, sage ich nur und versuche ihm zu vermitteln, dass Trauern ok ist.
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„Mila, hörst du mir überhaupt zu?“
Nein.
„Mila?“
Ich würde so gerne wieder zu Jonas. Wie geht es ihm wohl gerade?
„EMILIA ENGELS!“
„Hä, was?“
Lea schaut mich genervt an.
„Tut mir leid Lea, ich bin gerade…“, eine Träne kullert mir über die Wange und sofort umarmt mich meine beste Freundin.
„Ach Mila, vielleicht war diese Party doch nicht so eine gute Idee.“
Sie ist ein Genie.
„Nein, ist schon gut. Es ist nur nicht der beste Tag dafür. Außerdem wollte ich nicht wirklich mit verweinten Augen meinen 18. Geburtstag feiert.“
Lea lächelt kurz und geht wieder zurück zu meinem Bruder, der auf dem Sofa mit den anderen redet. Max, Lionel und Aaron sind nach dem Begräbnis gekommen, sie kennen Jonas‘ Mutter besser als ich. Auch Eva ist hier. Zwischen ihr und Lionel hat es im Ferienhaus angeblich noch richtig gefunkt und auch jetzt sitzen sie ganz nahe beisammen, und das alles nur wegen mir und Jonas.
Ach Jonas.
Schnell schreibe ich ihm eine SMS und frage ihn, wie es ihm geht.
„Alles ok“, schreibt er zurück.
Nichts ist ok.
Lügner.
„Milaherz, Kuchen!“, schreit Luke aus der Küche.
„Komme!“
Lächeln.
Gute Stimmung einschalten.
Und Aktion.
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Am Abend ruft Jonas an, es ist fast wie selbstverständlich, als er vorbei kommt und sich in mein Bett legt.
„Ich kann dort nicht einschlafen.“, sagt er nur und zieht sich aus.
„Kann ich verstehen.“, ich kuschle mich zu ihm und zähle seine Finger.
Lang sind wir einfach still. Der Player, für den ich Jonas einmal gehalten habe, weint leise. Noch näher drücke ich mich an ihn, um ihm klar zu machen, dass ich für ihn da bin.
„Mila?“
„Mh?“, antworte ich schon im Halbschlaf.
„Ich glaube ich ziehe nach der Schule nach Berlin.“
Zuerst bin ich geschockt.
Dieses Gefühl verwandelt sich aber schnell in Verständnis.
Dort lebt die einzige Familie, die er noch hat.
Hier erinnert ihn alles an seinen Vater und an seiner Mutter.
„Ist gut…“, flüstere ich, „ich komme dann nach, ohne mir überlebst du dort sowieso nicht.“
Jonas lacht leise und küsst mich.
„Emilia Engels, du bist doof.“, sagt er und stoßt mich vom Bett.
„Wie man seine Freundin vergrault, in 3 einfachen Schritten, mit Jonas Dalton, Ladies und Gentleman!“
Lachend setze ich mich wieder neben ihn, als sein Handy läutet.
„Ja?“, meldet er sich so nett wie immer.
„Ganz gut. Ja. Ja ich bin bei Mila. Keine Ahnung man, führ sie aus oder sowas, du weißt wie man mit Mädchen umgeht. Was besonderes? Du klingst wie ein Mädchen, oder schlimmer, wie Aaron! Okok. Mach das. Nein du rufst mich nicht an, wenn du Probleme hast. Lio, verletz sie ja nicht! Mach ich. Ja. Alter jetzt hör auf zu nerven. Ciao.“
„Liebe Grüße von Lio, er und Eva sind gerade im Kino.“, informiert er mich.
„Süß. Eigentlich müsste er nur lächeln und Eva wäre total verknallt.“
Jonas überlegt kurz, nimmt sein Handy und tippt ganz langsam:
L Ä C H L E V I E L
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[AUTORS NOTE]
So, wie ihr vielleicht schon bemerkt hat neigt sich die Geschichte dem Ende zu. Dramadrama. Glaubt mir, das bricht mein Herz. Fast so sehr, wie wenn ich die Tussis meiner Schule an Fasching mit Nuttenkostümen rumlaufen sehe. Auf jeden Fall wollte ich euch fragen, was noch passieren soll. Wollt ihr noch irgendetwas besonderes, was Mila oder Jonas oder so erleben sollen? Ihr müsst wissen ich will euch wirklich nicht enttäuschen, also sagt was ihr denkt.
-Lea
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Wahrheit oder Wirklichkeit
HumorEmilia, auch bekannt als Mila, ist 16 Jahre alt, hat mangelndes Selbstvertrauen, braune lange Haare und Augen, die nur mit einem einzigen Blick eine Geschichte erzählen. Ihre beste Freundin Lea und ihr bester freund Luke helfen ihr in jeder Lebensl...