Wie bitte?

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Chase

Mein Mund klappte auf und ich stand wie behindert da. Die Tür schien mich auszulachen und ich hob die Faust, um gegen sie zu hämmern, da schloss ich kurz die Augen und hielt inne. Das war es, was mein Vater an mir verachtet hatte. Mein aufbrausendes Verhalten. Allerdings konnte ich nichts gegen den bitteren Geschmack in meinem Rachen machen, der sich auf meine Geschmacksnerven legte und meine Sinne vernebelte.

Meredith Cross arbeitete für mich. Für mich. Und sie behandelte mich, als wäre es andersherum. Wütend kaute ich auf meiner Unterlippe und tigerte vor der Tür hin und her. Was für ein Recht hatte sie, mich stehen zu lassen? Um genau zu sein, keines. Nada. Nichts. Nothing.

Mein Leben ging sie nichts an, außer, sie wollte sich selber mit mir vergnügen. Was ja anscheinend nicht der Fall war. Ich fuhr mir durch die Haare und riss die Tür zu ihrem Büro auf.

Meredith schaute nicht mal auf, als ich in den spärlich beleuchteten Raum trat und die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ.

"Was glaubst du eigentlich, wer du bist?", herrschte ich sie an und sie lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück. Das war ein Geräusch, das so viel besser klingen würde, wäre ich in ihr. Ihre blauen Augen tasteten mein Gesicht ab und sie kaute auf ihrer Unterlippe herum.

Gott, was tat sie nur mit mir. Am liebsten würde ich sie hier und jetzt nehmen, als gäbe es kein morgen mehr. Ich stemmte die Hände in die Hüften und trat einen Schritt auf sie zu. Ich musste dringend aufhören mit meinem Schwanz zu denken. Dringend.

"Mr. Sullivan", begann sie, doch ich unterbrach sie.

"Hör auf mit deinem Mr. Sullivan", knurrte ich und Meredith stand auf. Mein Blick folgte ihren leichtfüßigen Bewegungen, als sie an ein Regal trat und mit ihrem schlanken Zeigefinger die Buchrücken abfuhr. "Meredith! Ich rede mit dir!"

"Und ich höre dich", entgegnete sie mir ruhig und ich nahm die kurze Distanz zu ihr mit zwei Schritten. Meredith warf mir einen kurzen Blick aus ihren blauen Augen zu und ging dann in die Knie. Hatte ich da was verpasst? Mit offenem Mund starrte ich auf sie hinab und sie tastete sich am Regal vorwärts. Dann legten sich ihre manikürten Finger um mein Schienbein und sie drückte.

"Was soll das denn werden?", brummte ich und sie verdrehte doch tatsächlich die Augen.

"Geh zur Seite. Bitte. Ich muss an das Buch", meinte sie und drückte wieder gegen mein Bein. Ich stellte mich absichtlich weiter davor.

"Willst du mir etwa blöd kommen?", zischte ich und sie stand seufzend auf.

"Nein. Ich möchte einfach nur arbeiten", erklärte sie, doch ich hatte gerade einen Lauf.

"Und wie siehst du überhaupt aus?", knurrte ich und sie blickte an sich hinab. Sie sah absolut heiß in den engen Jeans und dem leichten Pulli aus. Nicht zu vergessen, die Boots. Aber sie hatte mich irgendwie gekränkt und das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

"Schau dich erstmal selber an", pfefferte sie mir entgegen und ich drängte sie einen Schritt zurück.

"Wie bitte?" Sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und deutete mit ihrem Blick auf meinen Schritt. Also, wenn sie jetzt meinen besten Freund beleidigte, wäre die Kacke am Dampfen. Richtig am Dampfen.

"Dein Hosenstall ist offen", sagte sie und ich konnte nicht widerstehen. Ich strich ihr die Strähne hinters Ohr. Meine Lippen näherten sich diesem und ich flüsterte:" Wo schaust du denn hin, dass dir sowas auffällt?"

Ich spürte, wie sie zusammen zuckte. Gut. Ich ließ sie also nicht kalt. Ihre Finger tasteten sich vor und sie zog den Zipper an meiner Hose hoch. Ich sog scharf die Luft ein und sie atmete schwer aus

"So ist es besser", murmelte sie und ich stemmte meine Hände neben ihren Kopf an das Regal. Der Meinung war ich nicht.

Langsam senkt ich den Kopf und kam ihren Lippen immer näher. Meredith tauchte unter meinen Armen hindurch und ich starrte ihr verwirrt hinterher.

"Sie sollten Privatleben und Arbeit trennen, Mr. Sullivan. Alles andere wäre unprofessionell",meinte sie und ich verdrehte die Augen. Wieder dieses dämliche Mr. Sullivan-Getue.

"Ach ja? Wer hatte denn gerade die Hand an meinem Schritt?"

Sie befeuchtete ihre Lippen und ihr Blick wanderte kurz zu besagter Stelle.

"Nur um Peinlichkeiten vorzubeugen", erklärte sie halbherzig und ich lachte bitter auf. Natürlich...

"Na klar. Und warum bist du dann um diese Uhrzeit noch hier, obwohl du weißt, dass ich immer lange arbeite?" Ich fühlte mich, wie der reinste Boss. Ich glaube, dass ich sie in die Enge getrieben habe. Ich, Chase Sullivan, spielte eine Anwältin von Weltklasse aus.

"Ich habe noch einiges zu erledigen. Das alles werde ich morgen nicht schaffen, weil ich hundemüde sein werde. Kann ich jetzt meinen Job machen? Sie bezahlen mich ja nicht fürs leichte Mädchen Rausschmeißen", meinte sie und ich blinzelte einmal, dann ein zweites Mal. Ähm, ja...

"Noch so eine Bemerkung und das ändert sich", knurrte ich plötzlich sauer und sie rollte wieder mit den Augen. Was war ihr Problem?

"Du bist mein Problem", murmelte sie und mein Blick schoss zu ihr. Den Gedanken hatte ich nicht aussprechen wollen, aber die Antwort schien mir hochinteressant.

"Tatsächlich?", hakte ich kühl nach und sie wandte sich von mir ab. Och griff nach ihrem Oberarm und sie wirbelte zu mir herum.

"Herrgott nochmal! Was zur Hölle denn noch?", empörte sie sich und ich dachte, ich hörte nicht richtig. Was sollte dieser Ton?

"Ich will einen Kaffee, Ms. Cross", forderte ich. Na gut, dann schaltete ich eben auf Schikane um. Besser als wie ein Trottel dazustehen.

"Wie bitte?" Merediths Augen waren riesig, geweitet, ungäubig.

"Ich sagte: Ich will einen Kaffee, Ms Cross", wiederholte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.

"Dann hol dir doch einen verdammten Kaffee. Ich bin nicht deine Bedienstete", zischte sie und auf ihren Wangen bildeten sich zwei rote Flecken. Niedlich.

"Weißt du, was das Schöne daran ist der Boss zu sein? Jeder hier ist was ich will", flüsterte ich ihr zu und sie rauschte an mir vorbei. An der Tür drehte sie sich nochmal um.

"Fein, ich hole Ihnen Ihren Kaffee", brummte sie und schlug die Tür zu.

Diese Frau machte mich fertig.

Don't be so bossyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt