Deal, Schwester

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Meredith

"Fuck", stöhnte Chase zwischen meinen Beinen und ich stemmte mich hoch auf meine Unterarme. Sein dunkelblonder Kopf kam unter der Bettdecke hervor und er legte die Stirn auf meinen nackten Bauch. Ich fuhr ihm mit den Händen durchs Haar und zog sachte daran.

"Willst du nicht aufmachen?", fragte ich ihn und er bewegte seinen Kopf hin und her. Seine Haare kitzelten mich und ich musste kichern.

"Vielleich geht derjenige weg", brummte er und zog einen Pfad aus heißen Küssen in Richtung meines Allerheiligsten. Da klingelte es erneut. Chase ruckte hoch und rollte sich genervt aus dem Bett. Ich zog mir die Decke bis unters Kinn und beobachtete, wie er nur mit einer Jogginghose bekleidet aus dem Raum ging.

Seufzend stand ich ebenfalls auf und streifte einen Bademantel über, ehe ich ihm zur Tür folgte. Er öffnete die Tür und seine Schwester Katherine rauschte an ihm vorbei. Chase drehte sich überrascht um und schaute kurz zu mir. Ich hob verwirrt die Hände und folgte ihm in die Küche.

Katherine saß auf der Kücheninsel in der Mitte des Raumes und ließ die Beine baumeln. Ihre blonden Locken hatte sie locker zu einem Dutt gebunden. Mir fiel auf, dass an ihrem rechten Arm eine weitere Stelle mit einer Folie umwickelt war. Sie hatte also ein neues Tattoo.

Chase lehnte sich gegen die Küchentheke und schaute seine Schwester mit hochgezogener Augenbraue skeptisch an. Ich stand daneben und fühlte mich total fehl am Platz.

"Wir machen dort Essen, Kat. Nimm dir doch einen Stuhl", sagte er kühl und Kat rollte nur mit den Augen. Dann blickte sie grinsend zu mir.

"Wie hälst du das nur freiwillig mit ihm aus?", fragte sie mich und Chase brummte irgendetwas vor sich hin. Ihre blauen Augen glitten zu ihm zurück. "Du würdest nicht so mit mir reden, wenn du wüsstest, dass Mum und Dad mich damals haben aussuchen lassen, welches Kind sie adoptieren sollen."

Ich horchte auf. "Momentmal, du bist adoptiert, Chase?" Ungläubig betrachtete ich die unzähligen Gemeinsamkeiten, die Chase und Kat hatten. Er schüttelte seinen Sturkopf und seufzte.

"Natürlich nicht. Aber sie versucht schon seit unserer Kindheit, mich glauben zu lassen, sie hätte mich wie einen Welpen ausgesucht", brummte er genervt und verschränkte dann die breiten Arme vor der Brust.

"Kann ich dir vielleicht was anbieten?", fragte ich um die Spannung zwischen den beiden zu lindern. Katherine grinste mich an und zog kurz die Schultern hoch.

"Bier", sagte sie.

"Wasser", verbesserte Chase seine Schwester und ich rollte die Augen.

"Ich bin die Ältere, das weißt du oder?", fragte sie ihn und schürzte die Lippen. Ich hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zurück. Das sollten die beiden unter sich klären.

"Meredith, macht's dir was aus, wenn ich mir selbst mein Bier hole?", wandte sich Katherine an mich und ich schüttelte mit dem Kopf. Wieso auch?

"Klar. Natürlich. Fall mir in den Rücken", brummte Chase und ich rollte mit den Augen.

"Du trinkst deinen Whiskey als wäre er Wasser. Also lass die Kirche mal im Dorf", sagte ich und Chase stemmte die Hände in die Hüften.

"Das ist nicht deine Angelegenheit", erwiderte er und ich seufzte entnervt. Schon wieder. Mittlerweile ging er mir so auf die Eierstöcke, dass es mir in der Faust juckte.

"Du gehst mir so dermaßen auf den Sack", zischte ich und trat zum Kühlschrank. Ich ignorierte, wie er scharf einatmete und reichte Kat ein Bier.

"Heute morgen habe ich dich aber nicht genervt, als ich zwischen deinen-", setzte er an, doch ich unterbrach ihn entsetzt. Obwohl eher weniger entsetzt als angewidert. Ich hatte mich mittlerweile an seine dreiste Art gewöhnt.

"Das kläre ich nicht vor deiner Schwester, Chase", stellte ich klar und schaute zu Katherine. Die sah aus, als hätte sie gerne eine Tüte Popcorn zur Show gehabt.

"Lasst euch nicht von mir stören", meinte sie und unterdrückte ein Grinsen.

"Die Unterhaltung ist zu Ende, wenn ich es sage", knurrte er und ich starrte ihn fassungslos an. Was tat ich eigentlich hier? Wie oft stritten wir uns wegen seiner dominanten Art?

"Katherine, was möchtest du eigentlich hier?", fragte ich sie, ignorierte Chase das Arschloch Sullivan völlig.

"Meinen kleinen Babybruder sehen?", erwiderte sie und kniff ihm in die Nase. Ich grinste und vergaß für einen Moment meine Wut auf den Babybruder.

"Es reicht, Katherine", knurrte Chase und schlug ihre Hand weg. Katherine warf ihren Kopf zurück und lachte laut auf.

"Ich habe was mit deiner Noch-Freundin zu klären", sagte sie und ich verschluckte mich an einem Schluck Wasser, den ich gerade aus einer Flasche nahm. Chase' Blick glitt zu mir, seine Augenbrauen streng zusammengezogen.

"Lass das", warnte er seine Schwester und Kat hüpfte von der Anrichte, packte mich am Arm und zog mich die Treppen hoch ins große Badezimmer. Grinsend verschloss sie die Tür und setze sich dann auf die geschlossene Toilette. Ich nahm skeptisch auf dem Rand der Badewanne Platz und beäugte sie verdutzt.

"Wie kann ich dir helfen?", fragte ich Kat, die mittlerweile wirklich zu einer engen Freundin geworden war. Sie zwinkerte mir schelmisch zu und streckte die Beine aus.

"Möchtest du meinen Bruder so richtig anpissen?" Sie wackelte mit den Zehen und ich beugte mich vor. Sie hatte meine Aufmerksamkeit. "Er kann ein Arsch sein, aber er liebt dich wirklich. Und nach der Sache mit Britney haben wir nicht daran geglaubt, dass er jemals wieder so etwas fühlen könnte. Trotzdem heißt das nicht, dass er sich nicht wie ein Arschloch benimmt und in seine Schranken gewiesen werden sollte."

Ich starrte sie an. Völlig verdutzt über ihre Offenheit. Ich wusste nicht, was mit Britney wirklich vorgefallen war, aber es schien schlimm geendet zu haben.

"Und was stellst du dir darunter vor?", hakte ich nach und Kat grinste noch breiter.

"Ich möchte über meinem Club ein Tattoostudio aufmachen. Das wäre die perfekte Location und ich habe auch schon eine Kostenaufstellung und Personal. Meredith, das wird toll", platzte es aus ihr heraus und ich musste lächeln.

Das würde Chase gar nicht passen. Ganz und gar nicht. Ich liebte die Idee.

"Und wozu brauchst du mich bei der Geschichte?"

"Du", begann sie und zeigte auf mich, "Du sollst die rechtliche Lage checken und mir bei den Gesprächen mit Investoren helfen. Du sollst das Business am Laufen halten."

Ich schaute sie stumm an und streckte dann meine Hand aus. "Ich helfe dir, aber ich will keine Gewinnbeteiligung."

Sie schlug ein. "Deal, Schwester."

Don't be so bossyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt