Mord um Mord

Kapitel 36

Ich saß wie jeden Tag mit Chantal auf dem Sofa und wir redeten über unser Leben, darüber welchen Job ich machen könnte und auch über ein bestimmtes Thema, was ich schon lange verdrängte. "Du, Sophia? Weißt du eigentlich noch das mit meinem Bruder?" Fragte sie mich. "Was meinst du? Du hast einen Bruder?" Sie antwortete: "Ich hatte einen Bruder."
Darauf fragte ich sie, was passiert sei. Sie schaute mich wütend, mit diesem unvergesslichen Blick an, den ich schon einmal sah. Direkt fiel mir alles wieder ein und auf einmal wurde mir ganz komisch, ich bekam Schuldgefühle und ich fragte mich ob ich mir das alles nur einbildete, denn ich war der Mörder von Chantals Bruder.

                    *Rückblick*

In der Grundschule spielten wir alle auf dem Bolzplatz, daneben war eine stark befahrene Straße und gegenüber vom Bolzplatz war unsere Schule. Chantal, ihr jüngerer Bruder Manuel und Ich wurden früher in der Schule von älteren gemobbt. Es waren 3 größere, stärkere Jungs, die Spaß daran hatten, andere herum zu schubsen, zu schlagen oder ihnen das Taschengeld abzuziehen. Wir hatten nie eine Chance gegen sie. Jedenfalls waren wir an einem Tag auf dem Bolzplatz und Chantal wollte uns allen am Kiosk nebenan ein Eis holen, während der damals 4 Jahre alte Manuel und das 7 Jahre alte Ich, weiter Fußball spielten. Leider war dieser Bolzplatz nicht nur beliebt bei uns, sondern auch bei den älteren Junge die uns mobbten. Sie kamen zu uns, wir wollten noch wegrennen. Ich nahm Manuel an die Hand und rannte so schnell ich konnte, doch die Jungs hatten uns bereits im Visier. Wir waren noch so jung und konnten nicht so schnell laufen wie die älteren, weshalb sie uns dann an der Straße eingeholt hatten. Sie hielten mich und Manuel fest und schubsten uns an einander. Manuels Brille fiel runter und ohne sie konnte er so gut wie garnichts sehen. Wir wurden weiter herum geschubst und dabei fiel Manuel dann einmal ausversehen auf seine Brille. Ich konnte mich irgendwann kurz befreien und rannte ohne Manuel so schnell ich konnte den Bürgersteig runter und versteckte mich dann hinter einem Baum, als ich nicht mehr laufen konnte. Manuel konnte dann auch den Jungs entkommen und ich beobachtete dann den hilflosen, vierjährigen Manuel dabei, wie er ohne seine Brille komplett orientierungslos auf die Straße zu lief und seine Brille auf dem Boden suchte. Von da an verlief alles so schnell. Er wurde von einem Auto angefahren, sein Körper wurde praktisch weggeschleudert und rollte dann nur noch leblos ein Stück weit die Straße runter. In diesem Moment war es dann klar. Er war tot. Natürlich rannte ich sofort wieder zu ihm, doch nicht einmal der Krankenwagen, der kurz dannach eintraf konnte noch etwas für ihn tun. Er starb noch an der Unfallstelle. Ich erzählte Chantal nie was passiert war und da wir schon damals beste Freunde waren, dachte sie sich vermutlich, dass es einfach ein Unfall war und ich nichts damit zutun hatte, oder zumindest dachte sie das es die älteren Jungs waren, hoffte ich zumindest vergeblich.