Das Gartentor quietscht, als er sie mit festem Griff zur Seite stößt. Ein wenig enttäuscht ist er schon darüber, dass die Malfoys ihr Haus nicht besser schützen. Jedoch muss er sich eingestehen, dass es sehr schwer für ihn gewesen war, das Haus überhaupt zu finden. Weder auf Zauberer- noch auf Muggelkarten war Malfoy Manor angegeben und ohne den Zettel mit der Adresse in seiner Hand hätte er lange gesucht.
Der Garten ist groß, sehr viele Skulpturen schmücken ihn. Man muss sie nicht lange ansehen, um zu bemerken, dass sie sehr teuer sind. Blumen sucht man hier vergebens – zugegeben, es ist auch eine absurde Vorstellung, dass ein Mann wie Lucius Malfoy sich auf seine Knie zwingt und Rosen in die Erde pflanzt. Fast hätte der junge Mann bei dieser Vorstellung grinsen müssen, bei dem Gedanken an sein Vorhaben vergeht ihm das Lachen aber direkt wieder.
Mit einem Schwenker seines Zauberstabes öffnet sich die Tür. Den herbeieilenden Hauselfen schubst er grob zur Seite und bedeutet ihm mit seiner freien Hand, still zu sein. „Zeig mir den Versammlungsraum", befiehlt er. Der Hauself ist sich bewusst, dass es Ärger geben könnte, fürchtet sich jedoch zu sehr von dem jungen Mann vor ihm, um sich zu wehren. Langsam macht er sich auf den Weg ins Esszimmer der Malfoys, wo die wöchentlichen Versammlungen stattfinden. Auf dem Weg wagt er einen genaueren Blick auf den Eindringling. Er ist jung, sehr jung sogar – vielleicht noch nicht einmal volljährig, jedoch ist er jetzt schon sehr groß und schlaksiger als er auf dem ersten Blick erscheint. Der Junge betrachtet währenddessen die unzähligen Gemälde und Skulpturen, an denen sie vorbeilaufen. Dass die Malfoys eine reiche Familie sind, war ihm natürlich klar, wie reich sie allerdings sind, bemerkt er erst jetzt. Allein die Vase, die er gerade fast umgestoßen hätte, muss ein Vermögen wert sein. Er hebt sie im Flug geschickt auf, bevor sie ein Geräusch machen und ihn verraten kann. Er hat nicht vor, etwas Verbotenes zu tun, will dennoch den Moment der Überraschung auf seiner Seite haben.
In Gedanken ist er schon bei dem, was ihn gleich erwartet und so bemerkt er im ersten Moment nicht, dass der Hauself stehen geblieben ist. Mit zitternden Händen zeigt der Elf auf die Tür gegenüber von ihnen. „Ich sage meinem Herren kurz Bescheid, dass sie da sind, Sir", sagt er flüsternd doch der Junge lehnt mit einer Handbewegung ab. „Du kannst gehen. Ab jetzt übernehme ich." Seine Stimme ist so autoritär, dass der Elf sich nicht traut, zu widersprechen.
Langsamen Schrittes nähert er sich der Tür. Von innen dringen Stimmen in sein Ohr, genauere Worte kann er jedoch nicht identifizieren. Die Hand, die die Klinke umfasst, zittert. Schnell nimmt er die Hand wieder runter und ballt sie zu einer Faust zusammen. Er darf jetzt keine Schwäche zeigen. Er hat sich das lange genug überlegt und sein Entschluss steht fest. Es musste ein Weg gewählt werden und das hat er getan. Nun gibt es kein Zurück mehr und auch keinen Grund, nervös zu sein. Er atmet laut aus, als er die erneut die Türklinke umfasst und die Tür mit einem Ruck öffnet.
Etwa zwanzig Paar Augen starren ihn an. Sie haben alle aufgehört zu reden, jedoch ist die Hand einer Hexe noch erhoben, so als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie ihre Geste zu Ende führen solle. Eine Welle der Wut durchströmt ihn, als er in das Gesicht dieser Hexe blickt. Sie lächelt diabolisch, da sie ihn erkannt hat. Schnell gewinnt er die Fassung wieder. Es ist nicht die Zeit für solch kindische Gefühlsausbrüche. Er macht einen schnellen Schritt vorwärts, dann noch einen. Der Saal ist größer, als er es im ersten Moment realisiert hat. Noch immer starren ihn alle an, als sei er ein Geist.
„Was machst du denn hier?" natürlich ist es die Hexe, die als Erste ihre Stimme wiederfindet, aber der Junge beachtet sie nicht. Er bleibt direkt vor dem großen Tisch aus dunklem Holz stehen, gegenüber von dem Mann, dessen Name man nicht aussprechen soll.
„Guten Abend, Lord Voldemort." Seine Stimme zittert nicht und darauf ist er sehr stolz.
„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann – wie der Junge zufrieden bemerkt.
Schadenfroh grinsend macht er einen Bogen um die Leute und geht geradewegs auf ihn zu. Aus den Augenwinkeln bemerkt er, wie ihn alle im Raum anstarren, jedoch lässt er sich dadurch nicht beirren. Einige machen ihm Platz, sodass er direkt vor dem Schlangengesicht stehen kann, welcher sich neugierig in seine Richtung dreht. Langsam hebt er seinen linken Arm und krempelt den Ärmel soweit nach oben, dass sein blanker Unterarm zum Vorschein kommt. Seine Augen sind nur auf das Schlangengesicht vor ihm gerichtet - er blinzelt nicht einmal - während er die Wörter ausspricht, die sein Leben für immer verändern werden:
„Mein Name ist Neville Longbottom und ich bin hier, um mich den Todessern anzuschließen."
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The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...