29 - church yard

6.1K 394 55
                                    

Schon zwei Tage nachdem Louis bei mir zu Hause aufgetaucht war, hatten wir uns für ein Treffen verabredet. Er sagte es sei dringend, obwohl ich nicht wollte. Aber diesmal hatte ich wirklich einen Grund, denn heute war der achte Todestag meines Vaters und eigentlich war alles, was ich heute tun wollte, weinen und in Erinnerungen schwelgen. Doch Louis meinte, er würde schon morgen nach Doncaster fahren und er wolle sich noch von mir verabschieden, deshalb hatte ich schweren Herzens zugestimmt.

Da meine Mutter und Robin nicht da waren, holte er mich von zu Hause ab. Ich trug eine alte Strickjacke meines Vaters, die mir etwas zu groß war, aber ich fühlte mich ihm dadurch heute besonders verbunden. Ich sah fertig aus, aber das war mir, wie alles heute, ziemlich egal, schließlich war ich heut auch nicht zur Schule gegangen. Als es an der Tür klingelte, schlüpfte ich in meine abgelatschten Boots und machte Louis danach die Tür auf. Traurig lächelte er mich an, da er wusste, was heute für ein Tag für mich war. ,,Komm her", sagte er sanft, ich warf mich sofort in seine Arme.

Ich unterdrückte mir ein Schluchzen, konnte die Tränen aber dennoch nicht aufhalten. Geborgenheit strömte durch meinen Körper, so fest wie Louis mich an sich drückte und auch wenn er dabei nichts fühlte und es als einfache Geste empfand, genoss ich es. ,,Wie wäre es, wenn wir zum Friedhof fahren? Und danach zu mir und einen Film schauen, damit du dich ausruhen kannst?" Da ich meiner Stimme nicht über den Weg traute, nickte ich auf Louis Vorschlag hin nur. ,,Okay, dann lass uns gehen." Er nahm mir den Haustürschlüssel aus der Hand und schloss für mich ab. Dann dirigierte er mich zum Auto, schnallte mich an, bevor er auf der Fahrerseite einstieg und zu dem Friedhof fuhr, dem ich ihn nannte.

Louis lief stumm neben mir her, als ich zu dem Grabstein meines Vaters lief. Ich war oft hier, legte Blumen nieder und ging sicher, dass noch alles schön aussah. Am Platz, an dem mein Vater begraben war, kniete ich mich hin. Das Louis dabei war gab mir sogar etwas Kraft, weshalb ich auch wie sonst ein paar Worte an meinen Vater richtete.

,,Hi Dad. Es ist wieder mal viel passiert seit ich das letzte mal hier war, aber da wo du bist, siehst du ja sowieso alles, nicht wahr? Ich vermisse dich, auch wenn es jetzt schon acht Jahre her ist. Du hast mich immer so akzeptiert wie ich bin, versucht meine Entscheidungen zu verstehen und mich immer in Schutz genommen. Es gab nichts, was wir nicht zusammen durchgestanden haben. Louis ist auch hier mit mir, er unterstützt mich. Ich bin mir sicher, du hättest ihn gemocht."

Ich wollte weiter sprechen, noch so viel sagen, aber ich konnte nicht. Meine eigenen Schluchzer unterbrachen mich immer wieder, ich war so fertig. Louis kniete sich hinter mich ins Gras und legte seine Arme um meine Taille. Er drückte meinen Rücken fest an seinen Oberkörper. ,,Ganz ruhig Harry, alles wird gut." Ein paar Küsse fanden ihren Weg auf meine feuchte Wange, während Louis sanft meinen Bauch streichelte. ,,Ich bin mir sicher, ich hätte deinen Vater auch gemocht."

Louis hielt mich noch solange im Arm, bis ich mich beruhigt hatte und das fand ich wirklich liebenswürdig von ihm. Doch ich sollte aufpassen, das ich mir nicht wieder Hoffnung mache. ,,Wollen wir los?" Fragte ich dann nach einiger Zeit, in der ich in Gedanken noch bei meinem Vater war. ,,Wenn du möchtest. Wenn nicht, können wir auch noch hier bleiben." ,,Nein, ist schon gut. Ein Film zur Ablenkung gucken, wäre jetzt schön." ,,Na dann komm Curly." Louis half mir hoch und gingen dann zurück zu seinem Auto. Während der Fahrt beruhigte ich mich weiterhin, dass ich heute nicht nochmal weinen würde und trocknete mir die nassen Wangen.

Bei Louis schönem Zuhause angekommen schob er mich direkt aufs Sofa. ,,Such dir einen Film aus, ich hole Popcorn und Cola. Heute machen wir mal einen Ausnahmetag und Daddy verwöhnt dich, ja?" Ich kicherte, als Louis mir einen Kuss auf die Nasenspitze gab. Er machte alles ein Stück weit besser und erträglicher. Ich suchte mich durch Louis Filmbibliothek und entschied mich letztlich für einen Disneyfilm, egal was er davon halten würde.

,,Uh, König der Löwen, also? Weil sie so eine Mähne haben wie du?" Lachte Louis und wuschelte mir durch die Haare, als er mit dem frischen Popcorn und einer Flasche Cola unterm Arm wiederkam, welches er zuvor auf dem Tisch abgestellt hatte. ,,Ja, ist das schlimm? Sonst können wir auch was anderes gucken", knickte ich doch wieder ein. ,,Nein, ich find das okay. Heute ist dein Tag. Heute werden alle deine Wünsche erfüllt, selbst wenn du kuscheln möchtest." ,,Das würd' ich gern", flüsterte ich leise und knetete meine Hände nervös. ,,Dann wird dir dein Wünsch erfüllt. Auch, weil ich die nächsten Wochen nicht da bin."

Louis zog mich an sich, meine Hände auf seiner Brust, mein Kopf an seiner Schulter, unter einer dicken Decke eingewickelt. Ab und zu fütterte er mich mit Popcorn und reichte mir das trinken, wenn ich Durst hatte. Er tröstete mich, als ich weinen musste, weil Mufasa, Simbas Vater, starb und verwöhnte mich durch Streicheleinheiten und sanfte Küsse. Und ich hätte mich fast wie ein normales Paar gefühlt, aber auch nur fast, wären die Gedanken nicht so laut.

Wishes to Daddy - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt