39. Kapitel

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Während der Vorlesung bei Professor Brighton war ich mit meinen Gedanken bei einem komplett anderen Thema. Es interessierte mich nicht sonderlich, was er uns Studenten gerade über das neue Thema zu berichten hatte. Vielmehr machte ich mir Gedanken über Damian. Er vertuschte durchgehend seine Probleme, die er mit sich trug, und ich hatte es in den Wochen, in denen ich um das Glück mit Adam, das ich glaubte, verloren zu haben, nachtrauerte, nicht einmal gemerkt. Wenn er umgeben von seinen Freunden waren, die ihn mit ihren lustigen Geschichten aufheiterten, lachen konnte, dann hieß das noch lange nicht, dass seine Seele und sein gebrochenes Herz wieder geheilt ist. Ich war mir sicher, dass er, wenn er alleine war, von traurigen Gedanken und schmerzlichen Erinnerungen geplagt war. Ich hätte es wissen müssen, als ich seinen traurigen Blick und seine Abwesenheit gesehen hatte, aber ich hatte mich von seinen Täuschungen und Lügen, ihm würde es gut gehen und er wäre bloß erschöpft von dem Stress und dem wenigen Schlaf, überzeugen lassen. Ich war eine schlechte beste Freundin und ich sollte das schleunigst ändern. Ich konnte doch nicht einfach zusehen, wie mein bester Freund innerlich an den psychischen Schmerzen zerbrach.

Vielleicht sollte ich Adam ins Boot holen und ihm von meinen Beobachtungen berichten. Die beiden waren ebenfalls beste Freunde und wahrscheinlich war ihre Freundschaft noch stärker als unsere. Adam kannte Damian länger und wahrscheinlich auch besser. Er hatte all die schlimmen Erlebnisse miterlebt und wird Damian bestimmt mehr helfen können. Ich kannte sie überhaupt nicht. Wie sollte ich mit ihm dann über sie reden, wenn ich rein gar nichts über sie wusste.

Entschlossen nach der Vorlesung Adam aufzusuchen und mit ihm eine Lösung zu finden, wie wir am besten vorgehen, schaute ich gedankenverloren aus dem Fenster. Die Sonne schien, doch ab und zu schoben sich ein paar Wolken davor und so verschwand für ein paar Sekunden das Sonnenlicht, das durch die Bäume strahlte. Die grünen Blätter färbten sich langsam bunt und fielen zu Boden, denn es wurde immer herbstlicher. Ich mochte den Herbst. Die Blätter der Bäume bekam so schöne Farben. Allerdings konnte ich das regnerische, ungemütliche Wetter im tiefen Herbst überhaupt nicht leiden.

Als die Stunde dann endlich zu Ende war, marschierte ich sofort aus dem Raum und suchte nach Adam, konnte ihn aber zuerst nicht finden. Auf den Gängen wurde es ziemlich schnell ziemlich leer, denn alle verschwanden nach draußen, um die letzten schönen sommerlichen Temperaturen zu genießen, die laut Wetterbericht bald wieder sinken sollten und es somit wieder kälter werden sollte. Es hatte mich sowieso gewundert, dass die ganze Zeit immer noch so schönes Wetter war, wo doch normalerweise schon vor Wochen das ungemütliche Herbstwetter kommen sollte.

Ich war mir sicher, dass auch Damian und die anderen sich draußen befanden und wenn ich Glück hatte, würde ich Adam dort auch antreffen. Vielleicht würde sich die ein oder andere Gelegenheit ergeben, mit Adam etwas abseits von der Gruppe zu gehen, um ein Gespräch über Damian führen zu können. Und falls nicht, könnten wir immer noch abends nach dem Essen sprechen. Auf die paar Stunden würde es dann auch nicht ankommen...

Mit meiner Tasche über der Schulter folgte ich dem Strom der Studentinnen und Studenten nach draußen, wo sich schon einige befanden. Natürlich blieb der ein oder andere auch drinnen und bereitete sich auf die Prüfungen vor, aber diese gehörten eindeutig zu der Minderheit. Die Mehrheit verschwand vom College und fuhren in die Stadt oder blieb hier draußen auf dem Campus. Ich entdeckte Brooke, die es sich auf der Wiese an einem kleinen schattigen Plätzchen gemütlich gemacht hatte. Kaum hatte sie mich entdeckt, winkte sie mir zu, damit ich auf sie aufmerksam wurde.

Mit schnellen Schritten ging ich zu ihr und begrüßte sie mit einem Lächeln. Neben ihr lagen einige Rücksäcke, die ich eindeutig den Jungs zuordnen konnte. Auch bei dem schwarzen abgewetzten Rucksack wusste ich sofort, dass es Adams Rucksack war, den er schon in der High School jeden Tag bei sich trug.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt