12. Kapitel

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Am nächsten Tag verließ ich das Haus ganz früh am Morgen. Natürlich hatte ich das Frühstück für Demir schon vorbereitet, bevor er natürlich aufstand. Ich sah ihn zum Glück nicht, den ich konnte ihn nicht mehr ansehen.

Obwohl er mich geküsst hatte, konnte ich ihm nicht in die Augen sehen.

Ob Demir mir auch nie wieder in die Augen schauen konnte ?

Ich wollte mit dem Bruder von Demir reden. Die Neugier über Yagmur Kara brachte mich um.

Wer war Yagmur Kara ?
Was für eine Rolle spielte sie in Demirs leben ?
Wieso fühlt sich Demir schuldig, dass Yagmur Kara gestorben ist ?

Mehrere Fragen verbreiteten sich, sodass ich wieder einmal Kopfschmerzen bekam.
'Diese Kopfschmerzen sind nicht mehr normal' dachte ich mir.

Nach einer halben Stunde Bus und Bahnfahren war ich schon vor dem grossen, weissen Haus. Es hatte viele Fenster und drei Balkone. Hinten was man hier vorne aber nicht erkennen konnte, war ein grosser Garten.
Dazu noch einen Pool. Seitdem ich hier arbeitete habe ich noch nie jemanden dort im Pool schwimmen gesehen.
Wenn ich so einen Pool besitzen würde, würde ich darin schlafen können.

Zwei Wächer kamen zu mir. Den einen kannte ich, doch den anderen Wächter erkannte ich nicht. Der arbeitete wahrscheinlich neu hier.

»Hallo Lamiya !« sagte Dennis, der Wächter.

Dennis kannte ich schon seitdem ich hier arbeitete. Er war ein Albaner und wirklich ziemlich hübsch. Vorallem wenn er lächelte kamen seine Grüppchen zum Vorschein und seine Zähne glänzten so schön. Übrigens brachte er einen schnell zum Lachen, den er war wirklich sehr witzig.

»Hey Dennis !« wiederholte ich unsere Begrüßung, doch er nahm mich sofort in eine Umarmung, die ich erwiederte. Sofort konnte ich seinen starken aber schönen Parfüm riechen.

»Und hat es bei Herrn Ates nicht so gut geklappt ? Ist er auch so eingebildet wie sein Bruder ?« fragte er ernst.

Diese Frage verneinte ich sofort in meinen Gedanken. Natürlich ist Demir nicht so wie Bulut. Niemals. Bulut war sehr anstrengt. Ihm gefiel nichts was wir Haushälterinnen gemacht hatten. Er wollte seinen Frühstück, wir brachten es ihm, doch er fand immer eine Ausrede was ihm nicht passte. Arrogant und zickig. Demir ist wie gesagt besonders.

Jetzt schon bereute ich es hierher zu kommen um mit Bulut zu sprechen. Was mir aber aufgefallen ist, dass seitdem Demir aufgetaucht ist hatte sich Bulut mir gegenüber sehr verändert. Früher hatten wir auch nicht so oft gesprochen, doch seine Blicke reichten vollkommen. Er schaute uns so an als wären wir ein billiges Spielzeug. Jetzt schaute er mich an als wäre ich ein Goldstück. Als wäre ich ihm wichtig.

»Nein, ich bin auch so sehr erstaunt darüber. Er ist genau das Gegenteil von Bulut.« gab ich ehrlich meine Gedanken zu.

»Du solltest aber trotzdem aupassen, Lami. Reiche Männer denken sie verdienen, besser gesagt bekommen alles.« sprach Dennis mich mit meinem Spitznamen an. »Boah du weisst nicht was vorgestern passiert ist.«

Er machte eine Pause und drehte sich um. Der andere Wächter war schon lange entfernt von uns. Er war breit gebaut und sah älter aus als Dennis.

»Frau Ates hatte sich mit Herrn Ates gestritten. Also Mutter gegen Vater. Boah ich dachte gerade es wäre wie Familie im Brennpunkt. Herr Ates ist besoffen nachhause gekommen und wir haben dann Schreie im Haus gehört. Natürlich sind wir mit Luis ins Haus gelaufen. Ich natürlich laufe mit meinem schönen Blick so richtig hot. Jetzt kommt es. Frau Ates hatte vorgestern ihre kostbare Vase, die im Wohnzimmer immer stand Herrn Ates hinterher geworfen.«

Er brachte ins Gelächter. Obwohl ich das Ganze nicht so richtig verstand, da er so schnell sprach, lachte ich mit ihm.

»Und weiss du was Herrn Ates danach sagt ?« Er hörte auf zu lachen und schaute wieder auf. »Er sagte unser Geld hast du nur für so eine hässliche Vase gekauft. Sie ist jetzt kaputt und hässlich wie du und dein Herz.«

In dem Moment als ich das hörte war ich ernst. Mein Lächeln verschwand aufeinmal. Der Vater hatte keinerlei Respekt gegenüber der Mutter also der Ehefrau. So etwas als eine Frau zu erleben ist sehr schrecklich.

Genau so war auch Dennis so ernst wie ich. Er war still und schweigte.

»Eine Frau ist eine Mutter. Eine Mutter ist ein Engel. Ein Engel war gestern verletzt.« sprach Dennis seine Gedanken aus. Er schaute verträumt auf dem Boden und merkte garnicht wie ich ihn anschaute.

Lange herschte eine unangenehme Stille zwischen uns, die ich auch letztendlich unterbrach.

»Dennis ist Bulut zuhause ?« stellte ich die Frage die schon sehr früher stellen wollte.

»Nein wieso ?« beantwortete Dennis mir meine Frage.

»Ich wollte mit ihm sprechen. Aber etwas persönliches.« Er nickte.

»Selma ist nur zuhause.«

Auch wenn ich nur mit Bulut sprechen wollte, hatte ich Selma vermisst. Also ging ich ins Haus und suchte nach Selma.

Ich rief nach ihrem Namen doch keine Antwort. Im Wohnzimmer entdeckte ich einen Familiengemälde. Es war neu. Es war früher nicht an der Wand.

Auf dem Gemälde saßen im Vordergrund Frau und Herr Ates. Im Hintergrund entdeckte man Bulut und Demir.

Die vierköpfige Familie lächelte nicht in die Kamera. Sie sahen alle so ernst aus.

»Lamiya ?«

Ich drehte mich sofort zuckend um und erblickte in das geschockte Gesicht von Selma.

»Oh Gott mein Kind !« Sie lief auf mich zu und umarmte mich stark. Ich erwiederte die Umarmung.

Ich hatte sie auch vermisst, doch so stark, dass sie mir beim Umarmen die Rippen brechen kann, nicht.

»Lamiya.« sagte sie meine Namen schwer atmend. Sie löste unsere Umarmung und schaute mich mit ihren tränenvollen Augen. Mit ihren Händen ging sie mir über die Haare und war wirklich sehr besorgt. »Demir...«

Sie sagte seinen Namen als wäre etwas mit Demir passiert.

»Ist Demir etwas passiert ?« Panik überholte mich und ich wollte aus irgendeinem Grund sofort Demir sehen.
In seine schönen dunklen Augen schauen.
Manchmal braucht ein Mensch die Dunkelheit. Manchmal vermisst man die Dunkelheit. Machmal will man in der Dunkelheit verschwinden. Manchmal möchte ich in seinen Augen verschwinden. In die Augen von Demir.

»Lamiya du schwebst in Gefahr mein Kind« Selma brachte es so schwer heraus, als ob sie jetzt umfallen würde. »Pass auf mein Kind. Demir ist gefährlich. Demir heisst Gefahr. Halte Abstand !«

DEMIR BULUTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt