20. Kapitel

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In dem kleinen dunklen Zimmer sammelten sich alle Gefühle die ich gerade spürte. Trauer, Wut, Enttäuschung, alles..

Ich hatte ihm vertraut. Wie blöd ich bin ! Ich hatte gedacht, dass er mir auch vertrauen würde. Ich hatte mich vor dem Krankenhaus in seinen Armen geworfen. Seinen schönen Duft in meine Nase eingezogen und habe immer das Gute in ihm gesehen. Ich sollte auf Selma hören, den sie hatte mich vor ihn gewarnt ! Ich sollte vieles tun aber mich nicht in ihn verlieben . Er sollte nicht mit mir spielen.

Er war ein schöner, starker, auffälliger Baum und ich ein einfacher, dünner, unauffälliger Ast, der sich von seinem Halt ließ. Der Ast der auf dem steinharten Boden knallte und sich verletzte.

Ich war für ihn ein Nichts, er war für mich ein Halt in meinem Leben und genau deshalb werden viele Menschen verletzt. Menschen werden immer verletzt, indem sie immer den falschen Menschen vertrauen. Die falschen Menschen lieben.

In dem Zimmer wurde plötzlich alles so dicht und so eng, dass ich kaum mehr atmen konnte. Mit meiner zittrigen Hand umfasste ich meinen Hals und stand langsam auf. Mit der anderen Hand umfasste ich die kalte Türklinge und öffnete sie. Ich wollte in meinem Zimmer, doch ich musste dann wieder ins Wohnzimmer, da wo Bulut war.

Ich öffnete die Haustür und ein starker Wind wehte mir entgegen. Ich wollte zu meiner Mutter, doch es war schon spät. Draußen erkannte ich Dennis, der gelangweilt auf dem Bodstein saß und durch die Gegend schaute. Es war schwer mit diesen zittrigen Beinen zu gehen aber trotzdem hatte ich es irgendwie geschafft mich neben Dennis hinzusetzten.

»Dennis, kannst du mir helfen ?« hatte ich schwer von mir gebracht und schluchzte bei meiner Bitte.

Die besorgten Augen von Dennis trafen auf meine hellen Augen. Ich wollte niemals Mitleid von irgendjemanden. Dennis war kein irgendjemand, trotzdem konnte sein Mitleid mir nicht weiterhelfen.

»Oha, was ist wieder passiert ? Klar helfe ich dir !« schrie er schon und stand plötzlich auf.

Dann bemerkte ich Lois der mit zusammengezogenen Augenbrauen uns beobachtete.

»Dennis, ich möchte in meinem Zimmer gehen aber möchte Bulut nicht sehen und der ist im Wohnzimmer. Könntest du ihn ablenken ?«bat ich ihm und stand auf.

Dennis schaute mich verwirrt in die Augen aber nickte schließlich. Er ging los und wollte von mir, dass ich ihm folgte. Als wir im Haus waren, verlangte er von mir, dass ich mich in der Küche verstecken sollte. Er wollte Bulut aus dem Haus bringen.

»Herr Ates !«konnte ich sein Schreien hören und fragte mich innerlich woher er diesen Mut dazu hatte. Er hatte keine Angst, dass er vielleicht gefeuert werden konnte.
»Ihr Auto brennt !«

Mit zusammengezogenen Augen lauschte ich die Stimmen im Wohnzimmer. Sobald ich hörte, dass sie draussen waren, rannte ich in meinem Zimmer.

Ich rannte so schnell, in der Hoffnung dass ich auch von meinen Gefühlen wegrennen konnte. In der Hoffnung all meine Sorgen hinter mir zuhaben. In der Hoffnung Demir zu vergessen.

Eine Seite von mir wollte Demir vergessen, doch die andere Seite wollte Demir auf meinem Herz noch viel tiefer eingravieren lassen. Eine Seite von mir wollte Demir wegstoßen und die andere wollte Demir umarmen und niemals mehr loslassen.

In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür und später noch die Fenster zu. Ich wollte alleine sein. Allein in meinen vier Wänden.

Unter meiner Decke weinte ich laut. Früher als ich klein war hatte ich mich immer unter meiner Decke versteckt und geweint. Ich musste leise weinen, den mein Vater könnte mich hören. Mein Bett befand sich nicht in einem Zimmer was mir gehören sollte. Es befand sich in einer dunklen Ecke im Wohnzimmer. Vor dem Fenseher, auf einer Couch trank er wieder Whisky oder so etwas in der Art. Ich war damals geschätzte sechs Jahre alt. Mein Vater hatte immer Fußball geschaut und immer wenn irgendjemand ein Tor schoß, schrie das Publikum. Ich hatte mich viel wohler gefühlt, als das Publikum lauter wurde, da ich nicht mehr mein Atem anhalten musste.

Die Errinerungen schmerzten und für einen Augenblick hatte ich die Schmerzen von heute vergessen. Für einen kleinen Augenblick.

Das klopfen an der Tür störte mich beim Weinen. Plötzlich hielt ich meinen Atem, als ich die Stimme von Bulut hörte.

»Schatz, mach die Tür auf.« befahl er mir.
Ich wollte in meinem Bett bleiben. Mich unter meiner Decke verstecken, doch wie immer musste jemand es mir versauen. Immer müssen irgendwelche Menschen mich stören. Immer müssen irgendwelche Menschen mich verletzten. Immer.

Mit schwierigen Beinen und feuchten Wangen stand ich auf und ging zur Tür. Einmal streifte ich mit meinen Händen über meinem Gesicht und atmete einmal tief ein- und aus.

Als ich die Tür öffnete, blickte er mir in die Augen.
»Hör mal jetzt auf zu weinen. Sei froh, dass ich nichts weiteres getan habe, außer deinen Hals zu küssen.«

Seine pinken Lippen bewegten sich immer noch, doch den Rest verstand ich nicht. Während er sprach, dachte ich wie ich mich von so einem Psycho retten konnte.

»Was willst du von mir ?« fragte ich und unterbrach ihn.

Er schaute mich fragend an und anwortete mir sofort. »Rede mit mir ordentlich ! Nicht du, sondern ich stelle die Fragen ! Du darfst reden, wenn ich dich etwas frage !«

Wie ist Bulut eigentlich nach der Abtreibung aus der Mülltonne geflohen ?

»Okey.« kam es still von mir und schaute auf dem Boden. Ich hasse Bulut . Ich hasse auch Demir, bisschen.

»Nach drei Wochen heiraten wir. Dann gehörst du mir und wir können im Bett schlafen.« Den letzten Satz sprach er so ecklig. Als ich wieder aufschaute, wollte ich ihm ins Gesicht spucken.

»Es ist doch aber schnell. Wir müssen uns noch kennenlernen.« sagte ich als wäre ich an der Hochzeit so interessiert.

»Wir können uns nach der Hochzeit kennenlernen.« sprach er und kam ein Schritt näher als es noch geht. Seinen Atem konnte ich wieder an meinem Gesicht spüren.

Demir und Bulut können doch keine Geschwister sein ! Beide sind so verschieden !

»Weißt du was ?« Er machte eine Pause und kam mit seinem Gesicht näher. Ich verzog mein Gesicht und wollte abhauen. »Nächste Woche ist die Verlobung.«

Er hinterließ einen Kuss auf meiner Wange und verzog sich. Ich erstarrte. Wie kann ich mit dem Bruder von Demir heiraten ? Ich liebe oder hasse Demir, könnte ich mit dem Bruder von dem Jungen heiraten, den ich liebe ? Nein !

Noch eine Narbe in meinem Herz war zuspüren. Einige Narben waren klein und einige waren groß und tief. Die kleinen Narben konnten sich leichter verstecken aber sie würden nicht verschwinden. Große Narben bluten und hören nie auf. Die tiefen Narben haben keine Zunge. Meine Narben hatten nie aufgehört zu bluten. Immer gab es Menschen die mich verletzten. Immer mussten Menschen einen so sehr verletzten. So sehr schmerzen hinterlassen. So viele Errinerungen hinterlassen.

Gibt es keinen Knopf, damit ich alles vergessen könnte ? All meine Schmerzen ignorieren und mit Frieden schlafen könnte ? All die Erringeringen löschen könnte?

Gibt es keinen weißen Vogel, der mir all meine Gefühle weg fliegen könnte? Würde dieser Vogel es überhaupt überleben so eine schwierige Last wegzufliegen ? Würde der Vogel seine weiße Farbe verlieren und eine dunkle Farbe abkriegen ? Würde dieser Vogel nicht in die Dunkelheit fliegen ? Würde dieser Vogel nicht mehr in die Helligkeit fliegen ? Würde dieser Vogel sich nicht in der Helligkeit so fremd fühlen ?

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Hallo meine Zuckermenschen !

Okey dieses Kapitel ist KATASTROPHAL ! Ich habe in letzter Zeit aus irgend einem Grund einen Black Out.

Ich bin gerade im Auto und habe das Kapitel schnell zuende geschrieben. Also meckert bitte nicht, wenn es einige grammatikalische Fehler gibt 😅

👉🏼 Wie fandet ihr das Kapitel ?
👉🏼Was wird das nächste Mal passieren ?
👉🏼Was denkt ihr über Bulut ?

Die wichtigste Frage:
👉🏼Wie geht es euch ?

Sooo ich wünsche euch noch einen schönen Abend ! ♥️

-Aslı

DEMIR BULUTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt