Folgenschweres Training

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Am nächsten Tag hüpfte ich energiegeladen aus dem Bett. Der erste Trainingstag im Kapitol! Die Tür öffnete sich und Cleo, das Avoxmädchen mit den kurzen, blonden Haaren, trat herein. In der Hand hatte sie meine Trainingskleidung. Sie legte sie ab, nickte mir kurz zu und verschwand dann wieder. Ich zog die Montur an und betrachtete mich anschließend im Spiegel. Auf dem schwarzem T-Shirt stand an der Rückenseite mit roter Schrift geschrieben: Eva Unterberger, 3. Distrikt. Wahrscheinlich, dass uns die Spielmacher und Trainer nicht verwechselten. Ich band meine Haare zu einem einfachen Zopf nach hinten und spazierte zum Lift. Auf dem Gang sah ich weder Jack noch Emma und die Stylistinnen. Aber ich würde mein Team ohnehin heute sehen. Die mannshohe Tür des Aufzuges schloss sich und ich sagte mit klarer Stimme: „Trainingscenter." Sofort schoss ich in rasender Schnelligkeit hinunter und war in Sekundenschnelle im Erdgeschoss. Von der rasanten Geschwindigkeit hatte ich schon bei der ersten Fahrt nach der Eröffnung Bauchkribbeln bekommen.

Im Trainingsraum, einer großen Turnhalle mit einigen Fenstern zur imposanten Stadt, standen verschiedene Hindernisparcours, Waffenstände, Turngeräte und Kampfplätze bereit. In der Halle war noch niemand bis auf Leon, der gerade einen Bogen in die Hand nahm. Ich war froh, dass er meinen Rat, seine wahren Talente aufzusparen, befolgt hatte. Er schoss einen Pfeil auf die kreisförmige Zielscheibe, von denen etwa fünfzehn bereitstanden. Für jedes Tributenpaar einer, jeweils in zwanzig Meter Entfernung. Auf den Holzscheiben gab es fünf Kreise, und in der Mitte einen kleinen, schwarzen Punkt: Das Ziel. Leon's Pfeil landete im 4. Kreis. „Gut.", sagte ich und kam auf ihn zu. Er fuhr herum. „Ach, du bist es. Hab dich gar nicht kommen hören." Mein Distriktpartner trug dieselbe Kleidung wie ich, so wie alle Tribute während der Trainingswoche. „Versuch es nochmal. Und habe dabei immer das Ziel vor Augen.", meinte ich. Er spannte die Sehne und schoss einen Pfeil ab. Diesmal traf er den 2. Kreis. „Also irgendwie landet der Pfeil nie da, wo ich ihn haben will.", grinste er. „Willst du mal schießen?" Ich nickte und nahm ihm den Bogen ab. Er war leicht und bestand aus Holz, genau wie meiner, selbst die Pfeile glichen meinen eigenen. Ich spannte die Sehne und schoss. „Wow.", meinte Leon und hob die Augenbrauen. Mein Pfeil steckte an der Grenze zwischen 2. und 1. Kreis. Leon probierte es noch einmal, während nach und nach die anderen Tribute in die Halle kamen. Ich sah sie unauffällig nach der Reihe an.

Scarlett hieß das blonde Mädchen aus dem 1. Distrikt. Sie hatte ein markantes, spitzes Kinn und wirkte arrogant, als sie die Haare über die Schulter warf, und dabei honigkuchensüß lächelte. Der Name des Jungen mit den schwarzen Haaren war Flash. Im Gesicht hatte er eine große Narbe, die sich bis zu seinem Hals zog und ihm ein furchterregendes Aussehen verlieh. Ich bemerkte, dass er der Typ war, den ich bei der Eröffnungsfeier bemerkt hatte. Er war riesig und wirkte zielstrebig und ehrgeizig, wie alle Karrieros. Scarlett und Flash hatten sich freiwillig gemeldet, genau wie Mona und Maximilian Black, das Geschwisterpaar aus dem 2. Sie hatten dunklere Haut, schwarze Haare und sahen sehr athletisch aus. Die vier waren wohl 17 oder 18 Jahre. Lucy, das kleine, rothaarige Mädchen aus dem 4. wirkte schüchtern und zurückhaltend. Sie gehörte zu den Jüngsten hier. Ich drehte mich um und erkannte auch die Tribute aus dem 5. Alice und Ryan. Alice war ungefähr so groß wie Leon und ihre caramelbraunen, dichten Haare waren etwa schulterlang. Ryan hatte schwarzbraune Haare und trug einen leichten Bart. Beim Training stellte er sich hingegen nicht besonders geschickt an: Er konnte keinen Speer in eine vernünftige Richtung werfen, einfache Fallen waren für ihn eine Herausforderung und als ein Trainer ihm einen Dolch reichte, wusste er anscheinend nicht, was er damit tun sollte. Das Mädchen aus dem 6. Distrikt namens Flora hatte lockige, braune Haare und grüne Augen. Ich schätzte sie auf 14 oder 15. Sie war die Schneekönigin bei der Eröffnungsfeier gewesen, ihr Distriktpartner, der Eisprinz, hieß Jonas. „Flash! Komm mal her!", brüllte Marcel aus dem 7. quer durch die Trainingshalle. Unter seinen hellen Haaren, die ihm in die Stirn fielen, verbarg sich eine Narbe, die jedoch nicht so auffallend war wie die von Flash. Jetzt packte er einen Speer und donnerte ihn gegen eine Zielscheibe. „Er ist auch ein Karriero.", dachte ich sofort. Vermutlich wollte er Flash beeindrucken, um in seine Gruppe zu kommen, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe des Trainings bilden würde. Und Flash war offenbar jetzt schon in der Anführerposition. Die Tributin neben Marcel hieß Tatjana, war 16 Jahre und hatte dunkelbraune Haare. Nadine und Bastian aus dem 8. wirkten beide recht sportlich. Sie war nicht groß, schmal, hatte hellbraune, dünne, längere Haare und konnte einigermaßen gut mit Pfeil und Bogen umgehen. Er hatte schwarze Haare, dunklere Haut und konnte eine Axt zehn Meter weit werfen, wie Leon mir während einer Trainingspause erzählte. Über Amy, das Mädchen aus dem 9. wusste ich nicht viel, nur das sie schwarze Locken und blaue Augen hatte. Der Junge, er hieß Kelvin, war kräftig und wirkte sehr verbissen und unfreundlich. Sein Gesicht glich dem einer Ratte. Das blonde Mädchen mit den langen Haaren aus 10, die mir schon bei der Eröffnung aufgefallen war, hieß Emilia, der Junge Felix und hatte kurze, rötliche Haare, wasserblaue Augen und unzählige Sommersprossen im Gesicht. Jake und Sabrina, deren Heimat der 11. Distrikt war, hatten blonde Haare und waren etwa gleich groß. Sie waren offenbar auch Verbündete, da sie gemeinsam von Station zu Station wanderten. Ich kannte nur den Namen des rothaarigen Mädchens aus 12, Felizia. Der Tribut von 13 hieß Sasha und hatte braune Haare, das Mädchen an seiner Seite, Dora, machte ein mürrisches Gesicht und trug ihre dunkelbraunen Haare schulterlang. Die Tribute aus dem 15. Distrikt hießen Alexander und Mandy. Mandy hatte lange, kastanienbraune Locken und Alexander sah Leon ein wenig ähnlich, fand ich. Er war groß, schlank und hatte braunschwarze Haare. Nur die Augen waren nicht grün, so wie Leon's, sondern braun.

Endless Hope ~ Die 36. ArenaspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt