Finstere Drohung

19 3 0
                                    


Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlug, strahlte Sonnenlicht durch das Fenster in mein Zimmer. Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Was war heute für ein Tag? Dienstag. Meine Eltern arbeiteten, mein Bruder passte zu Hause auf Rocky auf. Ich spürte Kummer in mir aufwallen, als ich an Distrikt 3 dachte. Dort waren alle, die mir etwas bedeuteten. Meine Familie, mein Hund, meine Freunde, meine Klassenkameraden und natürlich auch Rose. Ich hoffte, sie blieben stark, egal was sie in der Arena beobachten mussten. Bestimmt hatten sie sich über die 8 Punkte gefreut, die ich bei der Vorführung erhalten hatte. Ich sah mich im Raum um und stutzte. „Wow."

Auf dem Schrank vor meinem Bett hing das Kleid für das Interview. Es glich meinem orangen, dass ich zu Hause hatte, denn es hatte dieselbe, kräftigte Farbe, war jedoch noch schöner und eleganter geschnitten. Rasch zog ich es an und betrachtete mich im Spiegel. Das Kleid lag angenehm an der Haut, war aber nicht zu eng. Angelina hatte mal wieder aus ein bisschen Stoff etwas Atemberaubendes geschaffen.

Ich ging auf den Gang, um meine Stylistin zu suchen. Heute war ihre und meine letzte Chance, gute Sponsoren auf mich aufmerksam zu machen. Ich bemerkte, dass man mit diesem Gewand viel besser gehen konnte, als mit dem, dass ich bei der Wagenparade anhatte. Ich konnte mich problemlos bewegen und musste den Stoff nicht hochheben beim Laufen. Angelina war nicht in ihrem Zimmer, und Jack wusste auch nicht, wo sie war. Als ich Emma und Cora fragte, wurde ich ebenfalls nicht schlauer als vorher. Komisch!? Sie erwartete mich doch! Eine Möglichkeit wäre noch das Trainingscenter, also fuhr ich mit dem Lift hinunter, denn wenn ich die endlos scheinende Treppe benutzt hätte, wäre ich sicher über mein langes Kleid geflogen. Ich befand mich gerade auf der Schwelle zum Trainingsraum, als ich plötzlich tiefe Stimmen vernahm.

Ich verharrte ganz still, um etwas zu verstehen. Jetzt wusste ich, wem die Stimmen gehörten, auch wenn ich die beiden nicht sehen konnte. Es war Max, der mit Flash sprach. „Hast du auch davon gehört?", fragte eine tiefe, grollende Stimme. „Ja, Flash. Aber wie kann das sein? Wie konnte er beim Schwertkämpfen die Spielmacher so beeindrucken, dass er 9 Punkte bekam?", erwiderte Maximilian aufgebracht. Mir rann ein kalter Schauder über den Rücken und ich spürte, wie ich eine Gänsehaut bekam, denn mir sofort wurde klar, um wen es ging. „Keinen Schimmer. Das ist eine verdammt hohe Wertung. Wieso zum Teufel hat er sich uns nicht angeschlossen? Er wäre ein guter Verbündeter. Jeder andere würde sich geehrt fühlen, bei uns einen Platz zu haben.", knurrte Flash. „Was weiß ich? Aber er wird schon sehr früh merken, dass man sich nicht mit Karrieros anlegen darf." „Der wird büßen!", meinte Flash gefährlich leise. „Ja, aber wir müssen aufpassen. Seine kleine Freundin ist bei ihm." „Kein Problem. Oder hast du etwa Angst vor ihr?" „Niemals. Also, nochmal zu deinem Plan, wegen Leon. Ist da alles klar?" So langsam wie möglich spähte ich durch den Türrahmen. Flash's Narbe schien im künstlichen Licht der Halle zu pulsieren, als sich seine Lippen zu einem vorfreudigen Grinsen verzogen. Max nickte knapp. „Die anderen waren begeistert. Tayler wird seine Entscheidung bitter bereuen, so viel steht fest!" Die beiden lachten hämisch und flüsterten weiter hinten in der Halle miteinander.

Ich hörte wie sich ihre Stimmen entfernten, die Lift-Tür auf der anderen Seite geschlossen wurde, und nach oben fuhr, doch ich rührte mich nicht von der Stelle. Mein Herz klopfte wie wild, doch ich rührte nicht einen Muskel. Mir wurde schlecht, als ich daran dachte, was sie mit mir gemacht hätten, wenn sie bemerkt hätten, dass ich sie abgehört hatte. Vermutlich hätten sie es jetzt schon zur Ende gebracht. Mein Kopf versuchte die Informationen zu bearbeiten, dich ich soeben gehört hatte, doch ich konnte es nicht fassen.

Sie sagten, sie hätten einen Plan. Das musste bedeuten, dass sich alle Karrieros hier trafen, um sich ab zu sprechen. Mich wunderte nicht, dass sie das strenge Verbot, nach der Trainingswoche nicht mehr in Kontakt mit anderen Tributen zu treten ungeachtet ließen, es waren immerhin Karriere-Tribute, die gewinnen wollten, egal mit welchen Mitteln. Sie würden ihren Plan auch bei Gelegenheit in die Tat umsetzten, das war gewiss. Ich spürte, wie ich mich verkrampfte und mein Atem schneller ging.

Endless Hope ~ Die 36. ArenaspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt