Fassungslos wollte ich ihr hinterherrennen, doch mich überkam eine Schwäche, die mich buchstäblich in die Knie zog. Benommen versuchte ich mich aufzuraffen, doch ich konnte nicht mehr.
Mein Magen drehte sich und ich verhinderte mit größter Selbstbeherrschung, zu brechen. Kauernd schloss ich die Augen und wünschte mir, zu Hause aufzuwachen und nie wieder an die Spiele denken zu müssen.
„Eva." Ich spürte einen warmen Atem an mein Ohr hauchen. Zwei starke Arme, die mich hochhoben und festhielten. Ich roch den vertrauten Geruch von Leon ein und öffnete die Augen. Der Schnitt an der Stirn, dem ihm Flash verpasst hatte, war aufgeplatzt, sein zweites Hemd des Sponsorengeschenkes hatte Risse, und in seinen dunklen Augen konnte ich erkennen, dass er genauso wütend und verzweifelt war wie ich und Emilia.
Und dann, ohne den Blick von ihm abzuwenden, fiel ich in seine Arme und flüsterte ihm etwas zu. Es war nur ein Gedanke, der plötzlich kam, und vermutlich würde er sowieso nicht funktionieren.
Doch es war einen Versuch wert. Für einen kurzen Moment sah ich in seinen Augen dieselbe Hoffnungslosigkeit aufblitzen, die mich schon oft heimgesucht hatte. Doch ich redete leise weiter und als ich geendet hatte, nickte er. Wir wussten, dass wir nun nicht mehr viel zu verlieren hatte. Nicht mehr.
„Ich gehe Emilia suchen.", sagte ich und stürmte in Richtung Wald. „Ich komme mit. Und dann setzten wir deinen Plan um!", rief Leon und ich nickte. Sollte der Plan nicht funktionieren, wären wir so gut wie tot.
Aber das machte eigentlich keinen Unterschied mehr und wenn wir schon untergingen, dann nicht kampflos! Und sollte der Plan tatsächlich funktionieren, und wir würden dabei sterben ... dann würde das Kapitol keinen Sieger krönen dürfen. Denn wir würden Flash töten.
Nach kurzer Zeit fanden wir Emilia. Sie kauerte am Waldrand neben einer Lichtung. Als sie uns sah, bedeutete sie uns, leise zu sein und zeigte auf die Lichtung. Offenbar hatte sie ihre Trauer um Jake -wie wir auch für einen Moment- beiseitegeschoben und konzentrierte sich.
Eine riesenhafte Gestalt stolperte aus dem Wald und steuerte auf die Wiese beim Füllhorn zu. Sie schien uns nicht bemerkt zu haben. Wir folgten ihr lautlos. Emilia und ich hatten je noch 12 und 5 Pfeile, während Leon mit einem Messer und seinem Schwert bewaffnet war. Die Gestalt stoppte beim Füllhorn und sah sich dann nach allen Seiten um. „Kommt raus. Ich weiß, dass ihr mir gefolgt seid." Wir bewegten uns nicht. Plötzlich kamen zwei andere Tribute hinter dem Füllhorn hervor. Der Anführer der Karrieros wusste also noch nicht, dass wir hier waren. Das war unsere Chance.
Max und Scarlett. Nur sie und Flash waren von den Karrieros übrig geblieben. Die restlichen waren wohl im Nebel umgekommen.
Leon winkte uns zu sich heran und erklärte blitzschnell seinen Plan. Emilia nickte, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte und schlich sich dann unbemerkt weiter bis zum Waldrand. Ich sah Leon an und erkannte, dass er ruhig wirkte, obwohl das hier der entscheidende Kampf war. Dann umarmte er mich und ich küsste ihn dankbar auf die Wange. „Wird schon klappen. Sei jetzt stark Eva." Ich nickte und schluckte. „Du auch." „Hey, hast du mich jemals schwach gesehen?" Er lächelte leicht. Ich schüttelte den Kopf und ging dann lautlos zum Füllhorn.
Die Spielmacher saßen jetzt bestimmt auf Kohlen und diskutierten, welches Ende die Spiele haben sollten. Vielleicht stand es schon längst fest, wer gewinnen musste. Dabei war es klar, dass der Präsident entweder Flash oder Leon gewinnen lassen würde. So hätten seine Spiele in seinen Augen die perfekte Krönung.
„Flash." Max nickte einmal an den Waldrand, wo Leon auf die Karrieros zukam. Flash fixierte ihn, und ich nutzte den Moment und kletterte auf das Füllhorn. Dessen Oberfläche war heiß, da es ständig in der Sonne war, doch ich konzentrierte mich auf Leon und Flash.
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Endless Hope ~ Die 36. Arenaspiele
FanfictionAls die 14-jährige Eva für die alljährlichen Spiele, die jedes Jahr in Panem von dem dort herrschenden Kapitol befehligt werden, ausgelost wird, ist ihr klar, dass sie nicht den Hauch einer Chance hat, in der Arena zu überleben. Oder etwa doch? Geme...