Ich schreckte hoch. Sofort spürte ich einen dumpfen Schmerz an meinem Kopf. Ich war im Wald, in der kleinen Höhle, die ich gestern gefunden hatte. Die Höhlendecke lag nur einen halben Meter über mir. Ich fasste mir am Kopf und merkte, dass sich dort eine Beule bildete.
Nirgendwo war Feuer oder ein brennender Baum oder Flash oder ein blutender Leon. Ich hatte nur geträumt, doch die Bilder spukten mir noch im Kopf herum. Da war Leon, sterbend, über ihm ein schadenfroher Flash, der immer noch nach Rache gierte. Und ich konnte ihm nicht helfen. Ich versuchte mich zu beruhigen, denn es war nur ein Traum. Flash würde Leon höchstwahrscheinlich nicht mit einem Pfeil töten, da er im Training nur mit Schwertern kämpfte, versuchte ich mich zu beruhigen. Das war bereits mein zweiter Traum, in dem Leon vorkam, fiel mir ein. Und ich würde alles daran setzen, dass er erste wahr werden würde.
Schnell packte ich mein Messer und lief nach draußen. Ich hatte zwar eine gute Waffe bei mir, doch ein Messer reichte nicht. Und wenn ich etwas Glück an meiner Seite hatte, könnte ich es schaffen, mir eine weitere Waffe zu besorgen, um dann nach Leon zu suchen.
Die Sonne war schon seit einiger Zeit aufgegangen, ich hatte verschlafen. Ich rannte den Weg zurück, aus dem ich gekommen war, wurde aber immer vorsichtiger, als ich mich dem Horn näherte. Ich kroch geduckt in dasselbe Farngeflecht wie am Vortag, da man von hier aus fast den ganzen Platz beobachten konnte.
Das Füllhorn lag verlassen da, nicht einmal die Karrieros waren dort, und trotzdem musste ich vorsichtig sein. Da sah ich aus dem Augenwinkel plötzlich eine kleine Gestalt mit wehenden Haaren durchs Gras hüpfen. Sie flitzte zum Horn und rannte anschließend mit einem Brotlaib und einem Rucksack davon. Ich musste wider Willen schmunzeln. Es war Emilia. Wenn sie vorgegangen war, musste es einigermaßen sicher sein. Ich wagte mich jetzt auch vor, lief so schnell ich konnte zu Öffnung, durchsuchte geschwind die Sachen und hätte vor Erleichterung beinahe gejubelt. Doch ich riss mich zusammen. Ein Bogen mit dutzenden Pfeilen im Köcher lag da, eingeklemmt unter zwei Decken.
Ich schnappte mir beides, und steckte mir noch so viele Äpfel wie ich tragen konnte aus einer Kiste voller Essen in den Köcher. Endlich konnte ich wieder richtig jagen und mich verteidigen. Ich wandte mich herum und spurtete in den Wald, hoffte, dass mein Treiben nicht alle möglichen Feinde aufgescheucht hatte. Atemlos stoppte ich an einer Lichtung. "Eva!" Ich wirbelte herum, riss einen Pfeil aus dem Köcher und hielt ihn in der gespannten Sehne. Wer auch immer gerufen hatte, er würde es nicht leicht haben, mich zu töten, schoss mir durch den Kopf. Ein Blatt vor mir zitterte, ich blieb ruhig stehen und merkte, dass ich keine Angst oder das Bedürfnis, wegzurennen hatte. Ich besaß nun eine fabelhafte Waffe, und ich würde jedem Feind zeigen, dass ich sie auch benutzen konnte! „Ich bin's!", rief die Stimme, jetzt war sie ganz nah. Ich lockerte meine Muskeln und entspannte mich ein bisschen, hielt den Bogen jedoch immer noch schussbereit. „Leon?", flüsterte ich. „Ja, ich bin es." Er trat aus dem Gebüsch und wir musterten uns gegenseitig. Sein weißes Hemd war teilweise zerrissen, er hatte frische Schrammen, die von gestern kommen mussten, trug keine Tributenjacke, hatte aber ein Schwert und einen Rucksack bei sich. Ich senkte den Bogen und sah mich um. „Was ist passiert?" Ich sah, wie er die Lippen bewegte, hörte ihn jedoch nicht, da ein Kanonendonner ertönte, der mich zusammenzucken ließ.
Wir warteten lautlos, ob noch weitere folgten, doch es blieb ruhig. „Max hat mir gestern die Jacke aufgeschnitten und wollte mir die Kehle aufschlitzen, aber ich konnte mich losreißen. Jetzt hat er die Jacke, als Andenken an mich.", erklärte Leon. Ich grinste und gab ihm ein Messer vom Füllhorn, da ich mir ein weiteres geholt hatte. Jetzt waren wir beieinander, mussten nicht mehr hoffen, dass es dem anderen gut ging. Ich beruhigte mich augenblicklich, und auch er schien froh zu sein, mich gefunden zu haben. „Hast du Hunger?", fragte ich. „Ja. Ich habe in dem Rucksack nur ein paar Brote gefunden, doch das reicht nicht auf lange Zeit." Ich führte ihn zu meinem Lagerplatz und gab ihm etwas Kaninchenfleisch von gestern, danach teilten wir uns die frischen Äpfel.
DU LIEST GERADE
Endless Hope ~ Die 36. Arenaspiele
FanfictionAls die 14-jährige Eva für die alljährlichen Spiele, die jedes Jahr in Panem von dem dort herrschenden Kapitol befehligt werden, ausgelost wird, ist ihr klar, dass sie nicht den Hauch einer Chance hat, in der Arena zu überleben. Oder etwa doch? Geme...