Irgendwann, nach gefühlten Minuten, versuchte ich aufzustehen. Doch ein stechender Schmerz in meinem linken Knöchel machte dies sofort zunichte. Ich schob das Hosenbein etwas hoch, und sah selbst im Dämmerlicht, dass er rot angeschwollen war. Und wenn der Knochen verletzt war? Oder eine Sehne gerissen? Verdammt! dachte ich und fühlte, wie mir Tränen kamen. Schnell wischte ich sie weg, auch wenn ich jetzt gerne geweint hätte. In diesen Momenten mussten alle Augen, ganz besonders die der Spielmacher und der Sponsoren, auf mich gerichtet sein, und „einen brachte keine Hilfe. Niemandem. Das veranlasste höchstens eine weitere Idee, den verzweifelten Tribut eine neue Qual zu bereiten. Ich biss die Zähne zusammen und hob den Kopf.
Jetzt erkannte ich, dass ich in einer unterirdischen Grotte gelandet war, die von nassen, dunkelgrauen Felswänden umgeben war. Der Boden war sandig, oder war es doch Erde? Ich konnte es bei dem minimalen Lichteinfall nicht erkennen. Die runde Höhle war circa sechs Meter hoch und zehn Meter breit. Ich kratzte mich an der Schläfe, hörte aber sofort auf, als ich Blut fühlte. Ich rief mir die vergangenen Atemzüge in Erinnerung. weiterlesen
Wir wurden von den Mutationen gejagt und haben es bis ins offene Felsrevier geschafft. Und dann, als ich gerade über den Fluss springen wollte, gab Boden plötzlich nach und ich hier runter fiel. Leon und Emilia waren schon auf der anderen Seite, in Sicherheit, gewesen, oder? Ich wusste es nicht, hoffte aber, dass sie es geschafft hatten, den widerlichen Kreaturen zu entkommen.
Würden sie nach mir suchen? Ja, würden sie, das wusste ich. Und wenn mich die Mutationen fanden? Dann könnte ich nicht einmal weglaufen, denn hier war eine Sackgasse. Ich erspähte einen kleinen Lichtstrahl, der es geschafft hatte, sich einen Weg durch die Ritzen der groben Steine zu bahnen. Mit den Händen stemmte ich mich am nassen Gestein hoch, und erhaschte einen kurzen Blick ins Freie. Doch der reichte aus, um zu sehen, dass neben der Höhle ein Fluss floss, den ich überqueren wollte. Hoffentlich waren meine Freunde in Sicherheit. Wenn ich hier rauskam würde ich mich sofort auf die Suche nach ihnen machen.
Erst jetzt spürte ich, wie die Erschöpfung meine Glieder schwer machte und ich legte mich auf den Boden. Der schmerzenden Knöchel pochte, und die Haare klebten mir verschwitzt und staubig im Nacken. Ich musste mich unbedingt ausruhen, um zu Kräften zu kommen, auch wenn ich lieber sofort nach einem Ausgang gesucht hätte. Aber bis dahin musste der verdammte Fuß aufhören wehzutun. Ich schloss die Lieder und erlaubte meinen Muskeln, sich zu entspannen. Tatsächlich schlief ich recht bald darauf ein.
„Leon! Haben wir sie abgehängt?" Ich drehte mich nach dem kleinen Mädchen um, dass hinter mir keuchend um ihr Leben rannte und nickte ihr zu. Die Tiere waren verschwunden, endlich hatte die Jagd nach uns ein Ende. Wir hatten die Felslandschaft hinter uns gelassen und vor uns lag eine weitere Landschaft, mit Wäldern, Wiesen und sogar einigen Höhlen. Jedenfalls konnte ich es so erkennen.
Emilia seufzte schwer und ließ sich auf einem Baumstamm am Waldrand nieder, an den wir gelangt waren. „Endlich sind diese Monster weg." Ich nickte zustimmend, als sich mir auf einmal die Nackenhaare aufstellten. Ich wirbelte herum und starrte Emilia bestürzt an. „Was ist?", fragte sie, als sie meinen Gesichtsausdruck sah, doch in derselben Sekunde kam ihr die erschreckende Erkenntnis. „Eva! Wo ist sie? War sie hinter uns?" Emilia sprang auf, und sah sich suchend in alle Richtungen um. Blut tauschte in meinen Ohren, ich war so durcheinander von unserer Flucht, dass ich nicht gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. „Ich ... ich glaube schon. Ja, natürlich war sie hinter uns."
Ich fuhr mir mit der Hand durch meine braunen Haare, die vor Schweiß nass waren und strengte mein Gedächtnis an. „Als wir aus dem Wald gerannt sind, war sie noch bei uns. Ja, da waren auch die Karrieros. Glaubst du, die haben sie erwischt?" Ich fühlte mich so durch den Wind, dass ich alles für möglich hielt.
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Endless Hope ~ Die 36. Arenaspiele
FanfictionAls die 14-jährige Eva für die alljährlichen Spiele, die jedes Jahr in Panem von dem dort herrschenden Kapitol befehligt werden, ausgelost wird, ist ihr klar, dass sie nicht den Hauch einer Chance hat, in der Arena zu überleben. Oder etwa doch? Geme...