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Ein ständiges Ziehen ging durch meine Brust, an der Stelle, an der mein Herz war, was mich schlussendlich aufweckte. Träge öffnete ich meine Augen und erblickte einen Blondschopf auf meiner Brust, der sich mit mir das Bett teilte. Auf einem Stuhl saß Liam und hielt meine Hand, sein Kopf lag auf der Matratze und er schien ebenfalls zu schlafen. Ich gähnte und streichelte dann mit meinem Daumen Liams Handfläche, während ich Niall ebenfalls durchs Haar kraulte.

Dadurch wurden beide nach einer Zeit endlich wach und sahen mich erleichtert an. ,,Harreeeh", sagte Niall und umschlang mich fest mit seinen dünnen Armen. Liam beschloss stattdessen einen Arzt zu holen und ließ uns kurz allein. ,,Weißt du was passiert ist?" Fragte Niall sanft und streichelte meine Wange. ,,Leider", seufzte ich, starrte an die weiße Decke des Krankenhauses.

Es dauerte nicht lang, da kam Liam mit einem Arzt zurück, der sich mir sogleich als Dr.Montgomery vorstellte. ,,Also, als Sie eingeliefert wurden Harry, war es wirklich schwer eine Diagnose festzustellen, was Ihnen fehlt. Wir haben natürlich ihre Eltern kontaktiert, die uns dann mitgeteilt haben, dass Sie in letzter Zeit unter enormen Stress stehen und als dann ihre beiden Freunde hier auftauchten und uns Ihre genaue Situation erläuterten, kamen wir zu einem Entschluss, so lächerlich sich das für sie vielleicht anhören mag. Ihre Ohnmacht war die Folge des 'Broken-Heart-Syndrome', fachlich Stress-Kardiomyopathie.

Liebeskummer ist eine schlimme psychische Ausnahmesituation und es handelt sich um eine extreme Stresssituation für den Körper. Stressbedingt können unzählige Erkrankungen auftreten, beispielsweise wird die Immunfunktion des Körpers herabgesetzt. Vorallem zwei Gefühle haben bei diesem Syndrome eine starke Ausprägung: Wut und Verzweiflung. Bis dahin nie erlebte Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Antriebslosigkeit, angeschlagenes Selbstbewusstsein, Schwermütigkeit, Angst und Hass breiten sich aus. Eine nachweisbare physiologische Veränderung ist der Rückgang des Glückshormons Serotonin im Gehirn."

Das alles erklärte mir der Arzt und bevor ich überhaupt antworten konnte, tat Liam dies schon für mich. ,,Diese Gefühle und Ausprägungen passen wirklich gut auf dich Harry, so hart das ist. Kann man irgendwas dagegen machen?" Fragte er dann an den Arzt gewandt, während ich noch mit dem Gedanken klar kommen musste, dass mich mein gebrochenes Herz durch Louis krank gemacht hat. ,,Mangels entsprechender Therapiestudien gibt es leider keine durch objektive Daten abgesicherte Standardtherapie, aber wir behalten ihn am besten noch zwei Tage hier, um seinen Herzschlag am Monitor zu überwachen. Wenn dann keine Komplikationen auftreten, können wir davon ausgehen, dass sich die Herzfunktion wieder normalisiert hat."

Ich bedankte mich und wir alle schüttelten dem Arzt nochmal die Hand, bevor er uns dann verließ, damit ich mich ausruhen konnte. ,,Wie lange bin ich eigentlich schon hier?" Fragte ich dann etwas benommen, weil ich mich wirklich schläfrig fühlte. ,,Nur wenige Stunden. Aber schlaf am besten noch ein wenig. Wir bleiben hier, deine Eltern wollten auch noch kommen." Liam küsste meine Stirn und setzte sich dann wieder auf den Stuhl, nahm meine Hand und lächelte mich beruhigend an. Niall war die ganze Zeit über im Bett bei mir geblieben und auch jetzt wich er nicht von meiner Seite. Ich schloss müde lächelnd meine Augen und war auch kurz danach eingedöst.

,,Nein! Verschwinde! Es ist deine Schuld, dass er jetzt hier liegt! Was hast du bloß zu ihm gesagt, dass sein Herz beinahe für immer aufgehört hat zu schlagen? Ich verstehe wirklich nicht, wie Harry immernoch um dich kämpfen kann. Er ist verdammt stark und du siehst ihn einfach nicht! Du bist so ein Idiot und wenn du hier bist, um Harry nur wieder runterzumachen, kannst du gleich gehen, das braucht er nämlich jetzt echt nicht!" ,,Li, etwas ruhiger bitte, Harry schläft." ,,Könntet ihr uns nicht kurz allein lassen? Dann bin ich auch sofort wieder weg." All diese Stimmen machten mich wach und es sehr schwer, wieder einzuschlafen, gerade weil Louis' dabei war.

,,Du hast fünf Minuten. Und wehe wenn wir wiederkommen und er weint, dann kannst du dir hier auch gleich ein Bett reservieren." Neben mir hob sich die Matratze, was mich darauf schließen ließ, dass Niall aufgestanden war. Gleich darauf ging die Tür auf und wieder zu. Es war so still, dass ich neben dem Piepen des Herzmonitors, nur Louis Atmung hören konnte und wie er langsam näher trat. Ich öffnete meine Augen und sah ihn an, wie er dort stand, mit verwuschelten Haaren, roten Augen und einigen getrockneten Tränen auf seinen Wangen.

,,Harry", hauchte er und ließ sich auf dem Stuhl nieder, wo Liam vorher die ganze Zeit gesessen hatte. Ich setzte mich ebenfalls etwas auf und schaute ihn an. ,,Es..ich weiß nicht..ich hab einfach solche Schuldgefühle." ,,Wieso? Als du mir wortwörtlich das Herz gebrochen hast, hat es dir auch nicht leid getan." ,,Ich hab schon ernst gemeint, was ich da gesagt hab, als wir bei mir waren, aber ich hätte doch nie damit gerechnet..-." Ich unterbrach Louis, weil er schon wieder auf dem besten Weg war, mein Herz zum Stillstand zu bringen. ,,Ich hab letztens überlegt, von der Brücke zu springen. Das wusstest du nicht, aber du wusstest wie kaputt ich bin, also sag nicht, dass du damit nicht gerechnet hättest", fuhr ich ihn an, denn im Moment war ich einfach nur noch wütend.

,,Und jetzt kommst du hier an und tust so, als würde dir das wirklich leid tun. Du klangst vorhin schon deutlich genug, du willst mich nicht. Und jetzt bin ich nicht mehr so anhänglich nervig und stelle dir frei zu gehen!" ,,Dann muss ich jetzt halt eben anhänglich sein, weil ich der Grund bin, dass du hier liegst und mir das wirklich leid tut. Ich war wirklich ein Idiot in den letzten Monaten. Viele Dinge, die ich gesagt und getan habe, waren einfach dafür, dass du schneller mit mir abschließen kannst. Als du mir dann beim Fußballspiel gesagt hast, dass du mich liebst, hab ich Panik gekriegt. Du bist mir wirklich nicht egal und wenn ich wüsste, dass du mit meinen neuen Freunden einverstanden wärest, hätte ich niemals die Freundschaft zu dir beendet."

,,Das sagst du jetzt wahrscheinlich nur, weil ich im Krankenhaus liege. Außerdem hättest du mir auch einfach von deiner neuen Freundschaft zu Zayn erzählen können. Ich hätte es zu anfang sicherlich komisch gefunden, aber es dann akzeptiert, ich mein Zayn datet jetzt Liam und er ist immer noch mein Freund, weil er mit mir drüber gesprochen hat, anstatt einfach wegzurennen." ,,Es tut mir so leid Harry, ehrlich. Ich weiß nicht, was ich tun soll."

,,Mein Gott Louis, ich kann dich da nicht so bedröppelt stehen sehen, komm her", sagte ich und hob die Krankenhausbettdecke etwas an. Außerdem rutschte ich etwas zur Seite, um ihm zu verdeutlichen, dass er sich neben mich legen sollte. ,,Bist du dir sicher? Oder spricht grad das Morphin aus dir und sobald das nachgelassen hat, wirst du mich aus dem Bett werfen?" ,,Natürlich bin ich mir sicher." Gab ich etwas aufgebracht zurück, schmunzelte dann aber, weil seine Unsicherheit so niedlich war. Schlussendlich gab sich Louis einen Ruck und kletterte zu mir ins Bett. Ich legte einfach meinen Kopf auf seine Brust, während er seine Arme um mich legte, was mein Herz aufflattern und den Monitor sogar leicht piepen ließ.

Feelings never do make sense. They get you all confused. Then they drive you around for hours before they drop you right back where you started.

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Was denkt ihr, passiert als nächstes?
Meint Louis seine Entschuldigung ernst? Sagt er die ganze Wahrheit?
All the love xx

Love Makes Bad - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt