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1 - nearly dead

Die Welt geriet aus dem Gleichgewicht, als ich hastig und schnell zu laufen begann.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und ich schien nicht genug Luft zu haben, aber ich lief weiter, zog eine Spur von Eis hinter mir her und hoffte das Rudelhaus bald zu finden. Mir wurde schlecht, denn wann immer ich die neugewonnen Elemente benutzte, kämpften sie gegeneinander an.
Feuer war nicht wie Eis, der Sturm und Elektrik konnten tödlich im Gemisch miteinander sein, während Chrom gar nicht in die Elemente reinpasste. Und für die stahlharte Kraft hatte ich nicht mehr genug Energie in mir.

,,Rhona, du kannst uns nicht entkommen! Wir werden dich genau so umbringen wie deine Brüder!", brüllte mir Anderson hinterher.
Ich blickte nicht nach hinten, beschleunigte meine Schritte, obwohl meine Beine weich waren und bei jedem weiteren holprigen Schritt schmerzten.
Meine Wut auf diese Leute und der brennende, schneidende Schmerz gemischt mit dem unerträglichen Gefühl des Verrats trieben mich ebenso an, wie sie mich verlangsamten und mir alle Kraft aussaugten.
Ich konnte nicht mehr.
Einen Moment dachte ich daran einfach aufzugeben, mich von den Jägern umbringen zu lassen und einfach ins ruhige Nichts zu gleiten, aber ich vertrieb den Gedanken. Sie alle waren für mich gestorben.
Sie konnten einfach nicht sinnlos gestorben sein!
Ich war das alles Schuld. Nur weil ich mich naiv wie ich war Kyle, dem Jägerssohn genähert hatte und mich von meinen dummen Empfindungen hatte blenden lassen, konnten die Jäger uns genau aufspüren und wussten viel zu viel über uns.
Meine Brüder hatten mich gewarnt, mir gesagt das Kyle komisch auf sie wirkte und ich es besser lassen sollte, bevor er zu spät war.
Wegen meiner unbeschreiblichen Dummheit waren sie draufgegangen. Nur weil ich mit Kyle befreundet gewesen war und eine dumme, bedeutungslose Schwärmerei für ihn gehabt hatte.

Als ein lauter Knall ertönte und ich daraufhin einen stechenden Schmerz in meinem Bein spürte, schrie ich laut auf, bevor ich stolperte.
Fast wäre ich hingefallen, aber im letzten Moment fing ich mich knapp ab und lief humpelnd weiter.
Ich biss die Zähne zusammen, schrie und verschnellerte mein Tempo.
,,Ihr geht gegen das Gesetz!", brüllte ich über meine Schulter, während ich durch die Bäume lief.

Ich erblickte das Rudelhaus weswegen fast meine ganze Familie gestorben war, weswegen wir jahrelang unsere Mühe und Kraft aufgeopfert hatten.
Jemand stürzte sich von hinten auf mich, weswegen ich mit der Person auf den Boden fiel.
Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst, mein Rücken fühlte sich an wie durchgebrochen, aber ich konnte nur diese warmen Hände und den Geruch nach etwas sauberen, männlichen riechen.
Ich blickte in grüne Augen, fing fast an zu weinen und starrte Kyle einen Moment an. Ich hatte ihm vertraut.
Mittlerweile waren die Jäger nicht mehr so ehrenhaft wie früher, sie töteten aus Hass und je nach Laune, nicht mehr um die Menschen zu beschützen. Keine Ahnung warum, aber deswegen waren sie vermutlich erst auf die Idee gekommen uns umzubringen.

Ich meinte kurz ein Aufblitzen von Gefühlen in seinen Augen zu sehen, aber dann war es verschwunden und er starrte mich einfach mit kühlem Blick an.
Ich hörte ein Klacken, hielt es zuerst für eine Waffe, während mein Herz einen Schlag aussetzte.
Aber dann hörte ich die Stimme des Alpha's und hätte fast vor Erleichterung geweint.

,,Was soll das hier?!" Er hörte sich sauer an, als ich mir meinen Hals verrenkte um ihn anzugucken.
Kyle umfasste meinen Kiefer und zwang mich, ihn anzublicken. Sein Griff war ungewöhnlich sanft.
Ich versuchte nicht auf ihn zu achten und obwohl mein Herz fast zerbrach, versuchte ich mich auf das Gespräch zwischen den Jägern und dem Alpha zu konzentrieren.
,,Warum betretet ihr mein Grundstück. Ihr habt kein Recht dazu, niemand meines Rudel's hat jemanden Schaden zugefügt."

,,Gewiss nicht, James. Wir waren nur gerade dabei dieses Mädchen zu fangen. Warum auch immer hat es uns zu dir geführt."
Ich konnte Andersons grausames Lächeln beinahe hören.
Dann spürte ich alle Blick auf mir, worauf ich Kyle einen Finger auf die Haut legte. Während ich seinen einen Arm vereiste, ließ ich den anderen beinahe in Flammen aufgehen. Es tat mir weh, ihn so zu sehen, aber er hatte mir genau wie meiner Familie wehgetan. Er hatte nichts anderes verdient. Schweiß rann meinen Rücken hinab, kalter Schweiß. Ich zitterte vor Anstrengung und hätte Kyle fast ins Gesicht gekotzt, stattdessen drängte ich sie Übelkeit zurück und versuchte klarzukommen.

Kyle schrie, versuchte zuerst mich mit gespanntem Kiefer weiter festzuhalten, aber dann ließ er doch los.
Ich versuchte mich aufzusetzen, rollte Kyle von mir herunter und richtete mich anschließend halb auf.
Dann erkannte ich das 'James', so wie Anderson ihn genannt hatte, nicht mehr allein dort stand.
,,Ihr seid diejenigen die den Tod verdient habt, allein ihr! Ihr habt meine Familie umgebracht", fauchte ich die Jäger an.

Ich sah wie alle zu ihrer Waffe griffen, richtete mit all meiner Kraft ein elektrisches Schutzfeld um mich herum auf. Zuerst flackerte es, bis ich all meine Willenskraft aufbrachte und aus allen elektrischen Geräten hier Kraft zog. Schweiß lief mir in die Augen, aber die Zufriedenheit wegen Andersons Gesichtsausdruck entschädigte die Anstrengung wenigstens etwas.
Als der erste Schuss fiel, aber mit voller Wucht an dem elektronischen Feld abprallte, konnte ich es nicht mehr abhalten. Einer von Andersons Männern wurde am Bein getroffen und schrie auf.
Die Augen von Anderson blitzten darauf mörderisch auf. Er stürzte sich auf mich.

,,Du kleine Element Schlampe denkst ernsthaft du hättest eine Chance gegen uns?", fragte er, als er mit harten Griff meinen Hals umfasste und mich hochzog.

,,Stop!" Mitten in der Luft hang ich, Anderson hatte den Blick abgewandt und blickte James an.

,,Anscheinend gibt es keinen Grund sie umzubringen. Das hier ist mein Gebiet, ihr habt noch nicht mal ein Recht hier zu sein, geht und lasst sie hier."
Am liebsten hätte ich James umarmt, aber ich war genug damit beschäftigt nach Luft zu schnappen und die schwarzen Punkte die in meinem Blickfeld tanzten zurückzudrängen.

,,Denkst du ernsthaft wir würden sie einfach laufen lassen? Sie ist zu mächtig, sie muss umgebracht werden." Anderson blickte mich nicht an, worauf hin ich schrie und mit meinem unverletzten Bein aufholte. Selbst der harte, kernige Jäger konnte dem Schmerz der daraufhin zwischen seinen Beinen aufflammte nicht trotzen.

Er ließ mich los, woraufhin ich auf den Boden fiel.
Meine Knie gaben ein protestierendes Knacken von sich, aber ich holte einfach hastig Luft.
Jemand hob mich hoch und warf mich fast in James Arme.
Der Alpha stolperte nicht, sondern blieb einfach stehen und hielt mich fest, wenn auch vorsichtig und achtgebend.
Ich sah das es Kyle getan hatte.
Während Anderson sich langsam aufrichtete und die Jäger sich hinter ihm versammelten, wurden die Blicke immer mörderischer.
Am Himmel blitzte es, ein Sturm zog auf. Ein Sturm den man niemals unterschätzen sollte. Meine Haare flogen um mein Gesicht, als ich Anderson anblickte.

,,Bitte geh. Ich will euch nicht wehtun."

,,Wir sind diejenigen die dich umbringen werden, du stellst momentan keine große Hürde mehr dar. Du bist verletzt und schwach, nichts weiter als ein nutzloses Tier was getötet werden muss", erklärte Jenna und blickte mich mit spöttischem Blick an.

Ich konnte nicht mehr lange, hatte fast keinen Funken Energie mehr in meinem Körper und hoffte einfach darauf das der Alpha etwas unternehmen würde.

RhonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt