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2 - stay

Zuerst rührte sich niemand. Das Gewitter schwächelte, bald waren nur noch dunkle Wolken zu erkennen.
Ich starrte nur auf den Boden, da ich die Blicke auf mir nicht mehr ertragen konnte.

,,Wenn ihr nicht bald geht, muss ich mit Gewalt dafür sorgen."
James Stimme hörte sich gefährlich ruhig an.

Jemand knurrte, bevor ein Mädchen vortrat.
Das war sie, ich spürte es instinktiv. Das Hybriden Mädchen von dem sich alle erzählten. Die Atombombe, wie meine Brüder und ich sie nur immer genannt haben.
,,Entweder ihr verschwindet oder wir sind gezwungen Gewalt anzuwenden. Denn wir müssen auch Leute beschützen, nicht nur ihr mit eurer falschen Moral."
Chloe lächelte, aber es wirkte hart und verurteilend.
Sie war mir irgendwie sofort sympathisch, auch wenn es naiv war.

,,Sie ist es nicht wert beschützt zu werden. Überlasst sie uns, ihr habt weniger Arbeit und wir haben was wir wollen", meldete Jenna sich und lächelte ebenso.

,,Oh, ich bin mir sicher das sie es wert ist gerettet zu werden. Ist es nicht Rhona, eine von den Element Geschwistern, die in James Armen legt?", meldete sich eine dunkle, spöttische Stimme.
Der Junge grinste schief, fuhr sich durch die schwarzen Haare und stand ganz entspannt dort.
Ich kam nicht drumherum seine breiten Schultern und die trainierte Brust zu bewundern, über die sich ein schwarzen Shirt spannte. Und auch nicht sein gut aussehendes, längliches Gesicht mit den blausten Augen die ich jemals gesehen hatte anzustarren.
Er war ganz anders als Kyle. Keine Ahnung warum ich die beiden instinktiv miteinander verglich.
Das einzige was ich wusste, war dass das hier der zweite Hybride sein musste. Bane. Alle kannten den rebellischen Einzelgänger, der vor Jahren seine Eltern verloren hatte und seitdem nach dem Hybriden Mädchen gesucht hatte. Niemand wusste ob er sie gefunden hatte, aber da stand er. Anscheinend ein Teil der Rudels.

Anderson starrte den gut aussehenden Jungen an, bevor er das Gesicht verzog.
,,Ihr solltet keinerlei Interesse an ihr haben. Sie ist nicht eure Angelegenheit. Händigt sie uns jetzt aus!"

,,Ich fürchte das geht nicht, Anderson. Sie ist verletzt und ich kann nicht zulassen das ihr sie scheinbar grundlos umbringt", schaltete James, dessen Stimme nah bei mir war, sich ein.

,,Sie ist zu mächtig und bringt das Gleichgewicht durcheinander! Sie muss sterben. Genauso wie deine Hybriden, sei froh dass sie noch leben!", fauchte Jenna, plötzlich wieder ganz die Ungeduldige.

Die Spannung stieg. Es war dumm dass Jenna das offenbart hatte.
,,Verlasst jetzt unser Revier, sonst seid ihr bald nicht mehr so gesund", schaltete das Hybriden Mädchen sich ein. Ihre Stimme war dunkler geworden, ihre Zähne waren etwas hinderlich beim Sprechen.
,,Davon mal abgesehen dass euer Verstand schon lange nicht mehr gesund ist", fügte sie trocken hinzu, was mir ein kleines grinsen entlockte.

,,Wir gehen", beschloss Anderson, woraufhin ein kollektives, aber doch viel zu leises Aufatmen zu hören war. ,,Aber wir werden wiederkommen, James. Überleg dir ob du uns Rhona auslieferst oder sie lieber bei dir behältst, dafür aber auch das Leben beider Hybriden auf's Spiel setzt." Anderson lächelte, aber es sah grausam aus, dann wandte er sich ab.
Nach und nach wandten sich die Jäger ab, Jenna blickte mich noch einmal mörderisch an, bevor sie mit einem Grinsen ihr Messer verheißungsvoll in die Luft warf und wieder auffing, dann wandte auch sie sich ab.
Kyle war der letzte. Er blickte mich noch einmal mit dunkel grünen, fast schwarzen Augen an, während ich ihn nochmal musterte. Dann wandte er sich ab und ging.
Sie verschwanden zwischen den Bäumen und ließen mich verletzt und vollkommen ausgelaugt zurück.

Alle starrten mich an, weswegen ich mich aus James Armen löste und mein Bein hielt.
Der grüne Rasen sah so verlockend und weich aus, am liebsten hätte ich mich einfach fallen lassen und die Augen geschlossen, stattdessen biss ich die Zähne zusammen und blickte den Alpha, James, an.
,,Danke", sagte ich leise, als ich meine Hand auf mein Bein presste. Am liebsten hätte ich meine Finger in meinem Fleisch vergraben, die Kugel rausgerissen und mich selbst geheilt, aber ich schauderte jetzt schon bei dem Schmerz der mir wahrscheinlich bevorstand.

,,Ich würde gerne die ganze Geschichte wissen und ob du wirklich niemandem Leid zugefügt hast. Klären wir es hier draußen, bevor ich dich in unser Rudelhaus lasse." James blickte mich an, den Blick nicht deutbar.

,,Kennst du meine Brüder? Steel, Fury, Storm, Nitro, Crome und Ice?", fragte ich unsicher, während meine Stimme erstaunlich fest war. Der Schmerz wegen dem Verlust brachte mich beinahe um.

,,Sicher, wer hat nicht schonmal etwas von eich gehört?", fragte James und nickte.

,,Alles fing damit an, dass wir vor einem Jahr das Gerücht hörten dass mehrere Jägerfamilien uns zu mächtig finden und uns umbringen wollen. Nicht nur uns, sondern auch zwei Hybriden. Wir wussten das wir allein keine Chance haben würden, zumindest nicht gegen mehrere Jägerfamilien. Also haben wir uns auf die Suche gemacht, nach den beiden Hybriden die in deinem Rudel sind. Wir wollten Schutz geben und Schutz fordern." Ich blickte das Mädchen und Bane an. ,,Vor wenigen Monaten waren wir hier in der Nähe, fast hatten wir euch gefunden, dann ist Kyle in dem College aufgetaucht, zu dem ich gegangen bin. Ich war dumm und habe mich mit ihm angefreundet, das Produkt daraus ist das meine Brüder tot sind, wegen mir. Kyle konnte durch mich wichtige Informationen an Anderson weitergeben, dann haben sie sie alle abgeschlachtet. Sie haben sich für mich geopfert. Jetzt bin ich hier. Mehr ist nicht passiert."

,,Woher hast du die Kräfte deiner Brüder? Du warst immer nur die Heilerin, so hat man es sich zumindest erzählt." Bane blickte mich an, das eisblaue Glitzern seiner Augen verursachte dummerweise ein Ziehen in meinem Magen. Was war nur los?

Ich hatte gehofft das mit der Macht nicht sagen zu müssen, aber sie hatten es sowie so schon gesehen. ,,Die Kraft meiner Brüder ist auf mich übergangen, als sie starben."
Ich erwähnte nicht dass ich große Probleme hatte die Kräfte anzuwenden.

Es herrschte Stille.
,,Du kannst über Nacht hierbleiben, solange bis wir entschieden haben was mit dir getan wird", verkündete James.
Ich konnte nur hoffen dass sie mich nicht Anderson auslieferten.

,,Sie kann bei mir im Zimmer schlafen", meldete sich das Hybriden Mädchen, woraufhin alle sie überrascht anstarrten.
,,Ich bin Chloe", sagte sie zu mir und lächelte mich an.

Ich blickte sie einen Moment an, bevor ich meine Schultern entspannte.

,,Schön und gut, Chloe. Echt cool dass du auf einmal nett bist, aber deine neugewonnene Freundin ist verletzt und stirbt, wenn sie nicht bald behandelt wird", schaltete sich eine spöttische Stimme hinter uns ein.

Ich blickte Bane nicht an, sondern starrte fortan nur noch auf die blutende Wunde in meinem Bein.
Hoffentlich war kein Knochen zertrümmert.
Als ich meine Augen schloss und nach einer einem zersplitterten Knochen oder zerstörten Venen suchte, war ich ganz in meinem Element.
Ich spürte die mit Wolfswurz beträufelte Kugel in meinem Körper wie einen beißenden Eindringling.
Sie war nicht besonders tief, also atmete ich tief durch, öffnete die Augen und griff beherzt in meine Wunde.
Ich spürte wie sich alles in mir zusammenzog und ich fast gekotzt hätte, stattdessen stieß ich nur einen erstickten Laut aus und suchte weiter nach der Kugel. Allseits bekannte schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, aber ich ignorierte sie und bekam endlich die Kugel gegriffen.
Ich stieß einen abgehackten Atemzug aus, bevor ich die Kugel wütend auf den Boden schmiss.
Meine Wunde begann stärker zu bluten.

,,Rhona-", begann James, aber seine Stimme verschwand als ich meine Augen schloss und mich ganz auf's heilen konzentrierte. Das war die einzige Kraft die ich ohne Übelkeit ausüben konnte.
Ich sah es vor mir, wie ein aufgerissenes Stück Stoff. Zuerst fügte ich die Fäden wieder zusammen, bevor ich langsam begann den neuen Stoff vorsichtig hinzuzufügen. Ich spürte wie der Schmerz in meinem Bein zu einem dumpfen Pochen wurde, als ich die Augen öffnete und meine Wune betastete. Sie war verheilt, es würde nicht weiter als eine schwache Narbe zurückbleiben, wie ein Flicken beim Stoff.

,,Was zum Teufel?", murmelte Chloe geschockt und starrte mich an.
Ich zeigte ihr ein verbissenes Lächeln.

,,Alles gut."

RhonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt