Rhona

12

Am folgenden Tag herrschte eisige Stille zwischen Bane und mir.
Ich fuhr noch nicht mals bei ihm und Jackson im Auto mit, sondern drängte mich Chloe und Logan auf, während ich Ice zu Jackson und Bane schickte.

,,Ist zwischen dir und Bane alles in Ordnung? Ich habe euch gestern streiten hören",  wandte sich Chloe plötzlich an mich.
Ich zuckte zusammen und rieb mir über meine brennenden Augen. Der Schlafmangel und die vereinzelten Tränen machten sich wirklich bemerkbar, aber wofür gab es Make Up? Ich war eine unglaubliche Heulsuse, aber was soll's?

,,Was sollte sein? Wir haben nie wirklich eine Beziehung geführt, kein Stress." Ich zuckte möglichst unbeteiligt mit den Schultern.

,,Echt? Da sagen Bane's Ausraster von heute Morgen und deine roten Augen aber etwas anderes..", sagte Logan und bog scharf links ab.

Ich klammerte mich an einen Griff.
Logan lachte und Chloe beschimpfte ihn, wobei ich für die Ablenkung doch ziemlich dankbar war.
,,Also?", fragte sie dann schließlich doch nochmal nach.
Auch Logan starrte mich durch den Rückspiegel interessiert an.

,,Was wollt ihr hören?"

,,Pikante Details? Es ist unglaublich dass Bane etwas für jemanden empfindet, aber bei dir nicht verwunderlich. Du bist nach seiner Meinung seine Mate?", stocherte Logan weiter herum.

,,Scheiße, ich bin nicht seine Mate! Das kann nicht sein.." Zuerst war ich lauter geworden, dann immer leiser. Ich fühlte mich als wäre ich schwanger und würde es leugnen.
Aber ich war weder schwanger noch Bane's Mate, also musste ich garnichts leugnen. So einfach war das.

Ich hörte Chloe lachen. ,,Leugnen nutzt nichts, Süße. Ich habs versucht."

Ich seufzte, bevor ich einfach nicht mehr antwortete.

...

Die Vorlesungen die ich mit Bane hatte waren schrecklich, die ich ohne Bane hatte waren schrecklicher. Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden was schlimmer war: mit oder ohne Bane.
Die Verbindung zwischen uns war so stark dass ich seine Gefühle zu jeder Zeit spürte. Oder seinen Herzschlag der wie ein zweiter in mir pochte.

Beim Mittagessen begegnete ich dem Typen vom ersten Tag, Andrew oder Drew, was auch immer.
Ich lächelte ihn mit diesem awkward Lächeln mit zusammengepressten Lippen an und wandte mich dann wieder ab.
,,Hey, Rheena!", rief er und blickte mich an, bevor er zu mir kam. ,,So war dein Name doch, oder?", fragte er grinsend. Ich beobachtete wie sein Lippenpiercing sich mitbewegte. Faszinierend. Wenn ich menschlich wäre, hätte ich mich wohl sofort in sein Aussehen verliebt.

,,Rhona", verbesserte ich ihn.

Er grinste lässig, bevor er sich eine Locke aus der Stirn strich. ,,Ich wollte fragen, ob du-"

,,Ich muss los, Andrew." Ich berührte tröstlich seine Schulter.
,,Die anderen brauchen ihre Zeit mit mir, ich bin ja so beliebt", scherzte ich und grinste ihn an, auch wenn es etwas gezwungen war.
Andrew lachte.

,,Wir sehen uns hoffentlich, Rhona. So leicht lasse ich dich nicht davonkommen, wo du mir widerstanden hast und ich jetzt deinen richtigen Namen weiß."
Er zwinkerte mir nochmal zu, bevor er sich abwandte und ging.
Ich schüttelte den Kopf und war gerade auf dem Weg zu den anderen, als Bane plötzlich vor mir stand.

Erschrocken zuckte ich zusammen. ,,Spinnst du?!", fragte ich aufgebracht.

,,Wie lustig. Genau das gleiche wollte ich dich gerade fragen."
Er fälschte ein Lachen. Eins von der üblen 'haha' - Sorte.
,,Vielleicht sind wir ja doch Mates." Er überlegte. ,,Vielleicht gibst du ja auch einfach einen Fick drauf und flirtest mit anderen Typen." Er zuckte mit den Schultern.

Fassungslos musterte ich ihn.
So kannte ich Bane gar nicht. Einfach ignorieren.
,,Setzen wir uns?", fragte ich möglichst unbeteiligt.

Ich sah wie ein Muskel in seinem Kiefer zuckte.
,,Klar."
Er legte einen Arm um mich, zog mich nah an sich und ging mit mir zusammen zum Tisch.
Die anderen versuchten gar nicht erst ihre starrenden Blicke zu verbergen.

,,Wir haben alles gehört", gab Jackson uns Bescheid und zuckte mit den Schultern.

Genervt schlug ich Bane's Hand weg. ,,Und jetzt?"

,,Wisst ihr, Rhona liebt es Sachen zu ignorieren", erklärte Bane und aß gespielt unbeteiligt einen Snickers.
Dabei spürte ich die Wut die in ihm brodelte.

,,Oh mein Gott, fick dich!"

Bane lachte hart. ,,Kann ich nicht alleine, wie wäre es-"

,,Wie wäre es wenn ich mit Drew auf ein Date gehe, was haltet ihr davon?", fiel ich Bane in den Satz, schlug meine Hände auf den Tisch und blickte durch die Runde.
Niemand sagte etwas.

,,Wie wäre es, wenn ihr euch mal beruhigt..?", fragte Sarah unsicher.

,,Sag das mal Bane, er rastet ständig aus!"

,,Wie bitte? Ich bin ganz entspannt, Süße."
Als Bane eine Zigarette aus seiner Hosentasche zusammen mit einem Feuerzeug zog, blickte ich ihn fassungslos an.
Ernsthaft? Ich hatte den Rauchergeruch nie wahrgenommen, aber jetzt schien er überdeutlich zu sein
Ich hatte nicht wirklich etwas gegen Raucher, mein Gott sollte jeder doch das machen was er wollte. Aber die Tatsache dass Bane's Leben durch diese Dinger früher enden konnte, brachte mich fast um.
Dabei würde ich sowieso nicht mein ganzes Leben mit ihm verbringen oder mit ihm zusammenkommen.
Ich würde verschwinden und er würde mich mit dem nächstbesten hübschen Mädchen vergessen. Mein Magen zog sich zusammen.

,,Sag mal, geht's noch?"
Ich nahm die Zigarette aus seiner Hand und steckte sie in meine hintere Hosentasche. Warum auch immer fast keine Frauenhose vordere Hosentaschen hatte..
Er schnaubte, bevor er mich hochzog und beherzt zugriff. Gänsehaut überkam mich und ich war immer Fassungsloser.
,,Okay, rauch. Mach was du willst. Ich bin sowieso nicht deine Mate." Ich hob beide Hände, bevor ich mich abwandte.
Als ich Jackson ansah, merkte ich dass er sein Grinsen hinter dem Glas versteckte. Schön dass er das so amüsant fand. Super.

,,Wie bitte?", fragte Bane nach, bevor er die Zigarette wegsteckte.
Ich lächelte hinter meiner Hand.

,,Schon gut. Ich sagte nur 'mach was du willst'."