Es machte es nur noch peinlicher, dass Bane den ganzen folgenden Tag nicht mehr mit mir sprach.
Dafür verbrachte ich die ganze Zeit mit Ice.
Am Anfang versuchten wir uns auszusprechen, später schweiften wir absichtlich vom eigentlichen Thema ab, da es einfach nichts brachte.Es war Mitten in der Nacht als ich meine Gedanken nicht mehr ignorieren und die Unruhe nicht mehr unterdrücken konnte.
Ich schrieb Kyle, dumm wie sonst was, und schlüpfte leise aus meinem Bett. Ich musste mich mit ihm treffen. Ich musste.
Einfach um zu wissen warum er das getan hatte.Mein Handy gab ein Summen von sich, als ich mir gerade überaus voreilig unten die Schuhe anzog.
-- Vor dem College Tor.--Okay, was auch immer.
Ich kam mir so unglaublich lächerlich vor, als ich mich wegschlich, mit dem Bus in die Stadt fuhr und schließlich an der dem College am nächsten Haltestelle auszusteigen.
Ich hatte schon viele dumme Sachen in meinem Leben getan, aber das war vermutlich nicht zu übertreffen. Und trotzdem konnte ich nicht umkehren, der Drang nach Antworten war zu groß.Mein Atem wurde zu weißen, kleinen Wölkchen, als ich ausatmete, meine Hände in den Taschen meiner Jacke vergrub und den Weg zum College ging.
Dort stand Kyle.
Die Hände ebenfalls in den Jackentaschen vergraben, die braunen Haare wie wild in alle Richtungen abstehend.
Ich konnte nur seine Konturen, nicht sein Gesichtsausdruck oder sowas sehen. Er wurde von der hinter ihm stehenden gelben Straßenlampe angestrahlt.,,Rhona."
Keine Ahnung was für einen Unterton seine Stimme hatte, aber er war komisch.
Zuerst stockte ich, bevor ich auf's ganze setzte und so nah an ihn trat, dass ich die kleine Falte zwischen seinen zusammengezogenen Brauen sah.
,,Ich hoffe du hast niemanden mitgebracht, Jenna ist hier. Sie hat eine Waffe und wird schießen", murmelte Kyle so leise und fast ohne seine Lippen zu bewegen.Ich zuckte zusammen. ,,Ich gehe."
Dann wollte ich mich umdrehen, doch Kyle zog mich an sich. Ich hielt die Luft an und zwang mein Herz langsamer zu schlagen. Seine Hände hatte er um meine Handgelenke gelegt, nicht fest, aber unnachgiebig. Zwischen uns war nicht mehr viel Raum. Warum fühlte ich mich jetzt schuldig gegenüber Bane?,,Bleib. Du wolltest reden, jetzt rede. Oder hast du wirklich jemanden mitgebracht? Deinen Freund?"
Irrte ich mich oder schwang in seiner Stimme unterschwellig Wut mit?
,,Ehrlich gesagt wollte ich dass du redest. Warum hast du das alles getan?", fragte ich, während ich nicht auf seine Fragen antwortete.,,Was willst du bitte hören, Rhona? Am Anfang war es mir vollkommen egal. Ich sollte zu einem legendären Mädchen gehen, mich ihr näheren und ihr Vertrauen gewinnen, um wichtige Informationen weiterzugeben. Dann warst du einfach du, aber es war zu spät. Sie hatten genug, obwohl ich mich ab dem Zeitpunkt wo ich dich wirklich kennengelernt hatte, geweigert habe noch was zu erzählen."
Kyle erzählte das alles, als wäre es egal. Aber es war mir nicht egal. Er hatte mich verletzt.
,,Aber weißt du was? Es ist jetzt sowie so egal, es ist zu spät." Er seufzte, bevor er sich unauffällig meinem Gesicht näherte. Ich starrte nur erwartungsvoll in seine Augen, obwohl sich in meinem Magen ein schuldbewusstes Stechen bemerkbar machte. ,,Es tut mir leid, Rhona. Wenn du Hilfe brauchst, sprich-"Ein Schuss erklang, so ohrenbetäubend und schrecklich, dass mein Herz stehen blieb.
Am liebsten hätte ich laut losgeheult, stattdessen löste ich mich hektisch von Kyle und blickte mich suchend um.
Jenna kam mir verzogenem Gesicht und ganz in schwarz zu uns. Die Waffe in ihrer rechten Hand war klein, aber monströs. Ich kannte diese Teile, gefüllt mit Wolfswurz oder irgendeinem anderen für übernatürliche Wesen giftigen Scheiß.,,Was hast du getan?!", schrie ich, während ich schon hektisch loslief. Keine Ahnung in welche Richtung ich wollte, aber hauptsache helfen.
Meine Gefühle gerieten wieder in Aufruhr, irgendwas stimmte nicht. Es gewitterte und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Chrom floss über den Boden und bahnte sich einen Weg zu Jenna, aber ich drängte es zurück. Mir war schlecht und die Kopfschmerzen waren unaufhaltbar stechend.,,Wenn dein Freund ständig hinter dir her ist, kann ich für nichts garantieren. Sorry, Süße."
Ihr Lächeln war absolut grausam.,,Wo ist er?"
,,Keine Ahnung, such ihn doch."
,,Oh nein.." Ich verzog wütend das Gesicht. Mag sein das ich meine Kräfte nicht einsetzen konnte, aber kämpfen konnte ich. Als ich näher zu ihr trat, richtete sie ihre Waffe auf mich.
,,Du verrätst mir jetzt wo er ist, oder ich schwöre bei Gott, ich werde dich umbringen!"
Jenna schnaubte und zielte in Richtung meines Kopfes.,,Stop!", schrie eine dunkle Stimme.
Bane stand dort. Die Lampe in seiner Nähe strahlte ihn geradewegs an. Der erstickte Laut der aus meiner Kehle kam, war genauso verzweifelt wie mein Lauf zu ihm. Sein Shirt war voller Blut. Seine Hände waren voller Blut und es hörte nicht auf zu fließen.
Er stand gebeugt, hatte Schmerzen und war ganz bleich im Gesicht.
Es konnte nicht sein das schon wieder jemand wegen mir verletzt wurde.
Ich würde Bane nicht sterben lassen, aber ins Krankenhaus konnte ich ihn auch nicht bringen. Zum Rudelhaus war auch zu weit. Er brauchte jetzt Hilfe.,,Alles wird gut", murmelte ich mit erstickter Stimme.
Kraftlos setzte Bane sich hin. Er fiel ehr.
Ich beugte mich über ihn. Als meine Haare unangenehm an meinen Wangen zu kleben begannen, spürte ich dass ich weinte.
Ich zog Bane's Shirt hoch, ignorierte das viele Blut an meinen Händen und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
,,Es wird wehtun, aber du musst durchhalten. Bitte."
Ich wartete nicht bis Bane nickte, sondern wischte kurz mit meinem Shirt grob das Blut weg, bevor ich das nachkommende Blut ignorierte und beherzt in die Wunde griff.
Ein heiserer Laut kam aus Bane's Kehle.
,,Halt durch. Halt durch." Ich bekam die Kugel zu fassen und zog die hastig heraus. Keine Ahnung wie ich sowas zu fassen kriegte, aber sie war nicht tief. Sie war sogar noch zu sehen gewesen.
Bane stieß die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen aus und wären wir nicht in so einer Situation gewesen, hätte ich seinen Kiefer bewundert.,,Fuck."
Ich schloss meine Augen, legte meine Hände auf die Wunde und begann mit dem, was ich am besten und ohne Beschwerden konnte.
Heilen.
Trotz der Tatsache das ich jetzt wohl für immer mit Bane verbunden sein würde, mehr als vorher schon.

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Rhona
WerewolfRhona und ihre Geschwister waren einmal eine Legende in der Welt der Übernatürlichen. Nur bekannt als die Element Geschwister, bei denen sich niemand sicher war ob sie wirklich existierten. Jetzt sind die meisten von ihnen wirklich nur noch eine Le...