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4 - savage

,,Was hältst du hiervon?", fragte Bane und schmiss mir einen BH hin, der nur aus spitze bestand, zusammen mit einem ebenfalls nur aus Spitze bestehenden Slip zu. Wobei der Slip fast gar nicht existierte.

,,Was hältst du hiervon?", fragte ich zurück und vereiste seinen Zeigefinger. Ich nahm den kurzen stechenden Kopfschmerz und die Übelkeit hin, einfach für Bane's Gesicht.
Leise lachend schmiss ich ihm die Unterwäsche ins Gesicht und ging zu Sarah, die gerade bei den Hosen guckte.

....

Als ich das College betrat, wollte ich mich schnellstens wieder verziehen.
Das letzte mal als ich ein College besucht habe, ging es nicht gut aus.
Aber ich riss mich zusammen, ging zum Sekretariat und überzeugte die Verantwortlichen mich mitten im Semester für irgendeinen Studiengang einzutragen.
Als ich aus der Tür in den Warteraum lief, blickte ich  auf meine Unterlagen.
Verdammt, was war das für ein Studium?
Ich runzelte die Stirn, bevor ich plötzlich mit jemanden zusammenstieß.
Ich riss meinen Kopf hoch und stolperte zurück.
Vor Schreck fielen mir meine Sachen aus der Hand.

Hastig und ohne die Person anzublicken murmelte ich ein: ,,Entschuldigung", bevor ich mich auf den Boden kniete und begann meine Sachen aufzusammeln.
Ich hörte jemanden Lachen, dann waren da auf einmal zwei weitere Hände die mir halfen meine Blätter aufzuheben.

,,Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war meine Schuld", murmelte eine brummende, leise definitiv männliche Stimme und wieder erklang dieses melodische Lachen.
Ich starrte kurze Zeit später in karamellfarbene Augen, bevor ich meinen Blick wieder abwandte, schnell meine Blätter nahm und aufstand.

,,Danke", sagte ich leise und lächelte ihn mit zusammengepressten Lippen an.
Einen Moment konnte ich nur sein Lächeln bewundern. Ich sah das verräterische Aufblitzen seines silbernen Lippenpiercings, als seine Zähne über seine Lippen fuhren.

,,Bist du neu hier?", fragte er und strich sich eine braune Locke aus seiner Stirn.

,,Ist sie", antwortete eine dunkle Stimme für mich.
Plötzlich stand Bane neben mir, grinste mich an und legte mir einen Arm um die Schulter. ,,Aber ich denke sie hat nicht wirklich die selben Interessen wie du, Andrew."

,,Wie oft habe ich dir schon gesagt dass du mich Drew nennen kannst, Bane?"
Andrew blickte Bane an, zeigte keine weiteren Regungen und wartete scheinbar auf eine Antwort.

,,Wie oft habe ich das schon ignoriert, Andrew?" Bane grinste schelmisch, bevor er mich näher an sich zog. Es knisterte. Ob es wirklich ein Geräusch war oder es mir nur so vorkam, einfach weil die Berührung von Bane so brennend war, wusste ich nicht.

,,Wir müssen los, bye Drew", verabschiedete Chloe sich plötzlich, zeigte ihm ein knappes Lächeln und ging vor.
Logan lief neben ihr her, dahinter Amber und Jordan; gefolgt von Alex und Sarah. Dann kam Jackson und schließlich Bane und ich. Komischerweise ging er immer noch neben mir her.
Ich entfernte mich etwas von ihm, aber unauffällig damit es nicht gemein wirkte.

,,James hat mir bevor wir los sind gesagt dass du dich bei Bane aufhalten sollst. Immer und zu jeder Zeit", gab Chloe mir Bescheid.

,,Ich werde nicht bei ihm im Bett schlafen", stellte ich sofort klar.

Chloe lachte. ,,Keine Ahnung wie James sich das genau vorgestellt hat, aber er wird dich nicht zwingen mit Bane in einem Bett zu schlafen. Nicht dass Bane auf falsche Gedanken kommt." Chloe grinste schelmisch, bevor sie sich wieder nach vorne wandte.

,,Ich stand neben euch und bin übrigens kein schlechter Bettpartner", warf Bane ein.

Jackson vor uns lachte. ,,Oh doch, du breitest dich aus wie sonst was. Weißt du noch nach dieser einen Party als kein Platz mehr auf dem Boden oder sonst wo war und wir in diesem Bett pennen mussten? Du hast mich gnadenlos auf Hannah, die auf dem Boden lag, geschmissen."

Bane lachte. ,,Kann mich nicht daran erinnern", gab er vor.

Einige Zeit war Stille. Als wir vor dem Rudelhaus ankamen, erwartete uns schon James. Und neben ihm noch jemand. Mein Herz blieb stehen und ein schmerzhaftes Stechen zog durch meinen Bauch, welches Tränen in meine Augen steigen ließ.
Da stand Ice. Die hellen blauen Augen auf das heranfahrende Auto gerichtet, die hellblonden Haare voller Schmutz und zerzaust, die Gesichtszüge trotz deutlich weniger Gewicht immer noch scharf geschnitten und eindrucksvoll.
Ich schnallte mich ab, ignorierte die protestierenden Laute von Bane und Jackson und stieg über sie, um aus der Türe zu stürzen.

Ich schluchzte auf, als ich schneller lief. Es gewitterte, die Luft lud sich mit Elektrik auf und es wurde warm und kalt gleichzeitig, als ich mich in Ice's Arme stürzte. Seine Haut war kühl und beruhigend, als ich mich weinend an ihn stürzte und am liebsten vor Freude laut geschrien hätte.
Wenn das hier ein Traum war, dann wollte ich nie wieder aufwachen.
,,Alles wird gut, Rhony", murmelte Ice. Sein kühler Atem strich über meine Haare während er mich mit der Hand an meinem Hinterkopf an ihn presste.
Er roch nach Blut und Erschöpfung.

Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Auch als ich die Autotüren zuschlagen hörte konnte ich mich nur an Ice klammern und laut weinen. Erstickte Laute kamen aus meinem Mund, als ich mich von ihm löste.
Ich blickte ihn an, starrte in seine von den Ereignissen mit Schatten besetzten Augen und fragte ihn stumm ob die anderen auch noch lebten. Hoffnung keimte in mir auf. Er hatte überlebt, die anderen vielleicht auch.
Vielleicht hatte ich mich geirrt, hatte ich doch das Blut gerochen.
Nitro hatte mir zugerufen dass ich verschwinden sollte, das tat ich, kehrte auch nicht mehr zurück. Anstatt mitzukämpfen verschwand ich feige.
Irgendwie hatte ich instinktiv gewusst dass sie alle tot waren, das übergehen der Macht passte nur dazu.

Ice schüttelte den Kopf und mein Schluchzen wurde lauter, bevor ich mir fest auf die Unterlippe biss und die Tränen versuchte zurückzudrängen. Aber umso mehr ich es versuchte, desto mehr Tränen quollen aus meinen Augen.
Meine Kopfschmerzen waren übermächtig und die Übelkeit war unerträglich.
Der Sturm stieg immer weiter auf, ließ meine Haare um meinen Kopf wehen. Heiße und Kalte Böhen ließen die Bäume erzittern.
Es knisterte und die erste Leitung sprühte Funken.

Ich hörte jemanden schreien, vielleicht war ich es, dann wurde alles schwarz.

RhonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt