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3 - i swear

Nachts plagten mich schreckliche Alpträume, immer wieder wachte ich schweißgebadet und mit tränennassen Wangen auf.
Und immer wieder wollte Chloe mich trösten, aber ich versicherte ihr dass alles gut war. Mir tat es so leid dass ich sie wach hielt.

James weckte uns früh morgens, um die Entscheidung zu verkünden. Ich hoffte mit allem ws ich hatte dass ich bleiben durfte. Ich wüsste nicht weiter, wenn sie mir das Bleiben verweigern und mich den Jägern ausliefern würden.
Als ich mir müde durch die Haare fuhr und mich auf eine Verandastufe fallen ließ, blieb ich bei einigen Knoten hängen. Verdammt, ich wollte nicht wissen wie ich aussah.
Bei meiner Flucht die letzten Tage und Wochen über war nicht an Duschen oder sich Pflegen zu denken gewesen. Wann immer ich wenige Stunden Zeit hatte, nutzte ich sie um mich vollkommen erschöpft schlafen zu legen.

,,Du darfst bleiben", verkündete James, worauf ich erleichtert ausatmete. Ein Stein fiel mir vom Herzen und trotzdem blieb diese schwere Last auf meinen Schultern. Ich konnte den Tod meiner Brüder nicht wieder gut machen, ich musste mein restliches Leben mit den Schuldgefühlen auskommen.
,,Aber du wirst nur solange hier bleiben bis die Jäger das Interesse an dir verloren haben oder du in irgendeiner anderen Form wieder sicher bist. Ich kann und möchte dich nicht im Rudel aufnehmen, du bist eine zu große Gefahr für meine Leute", erklärte James mir, während ein Funken Bedauern in seinen Augen aufblitzte.
Ich nickte, auch wenn mein Magen sich zusammenkrampfte. Nach der Zeit müsste ich mich völlig alleine durchschlagen, wie immer alle paar Monate mein Zuhause ändern und mir immer neue Jobs suchen. Das Erbe meiner Eltern würde nicht ewig reichen.
,,Wir haben ein Zimmer für dich. Geh duschen, mach dich frisch, was auch immer. Danach kannst du mit Chloe und ein paar anderen in die Stadt um dir neue Sachen zu kaufen."

...

Ich fühlte mich etwas besser nachdem ich aus der Dusche kam. Und trotzdem entspannten sich meine Schultern nicht. Ich spürte diese Last auf meinem Herzen, die wohl niemals wieder verschwinden würde.
Jetzt wo die Sache mit der Flucht vorerst geklärt war, wurden meine Gedanken immer lauter. Wie würde meine Zukunft verlaufen? Wie sollte ich jemals den Tod meiner Brüder verarbeiten? Wie könnte ich jemals ein normales Leben führen?

Es klopfte an meiner Tür, woraufhin ich das Handtuch fester zog. Ich ignorierte das meine Füße Wasserpfützen hinterließen und meine Haare unaufhaltsam tropften, als ich die Tür einen Spalt breit öffnete.
,,Hier, deine frisch gewaschenen Sachen", meinte Chloe und reichte mir die trockenen, gutriechenden Sachen an.

,,Danke", murmelte ich, bevor ich die Türe schloss.
Meine Sachen waren kaputt, aber es musste reichen solange ich noch keine neuen Sachen hatte.

Ich trocknete mich ab, schlüpfte in die Sachen und ließ meine Haare trocknen, bevor ich sie kämmte.
Als ich in den Spiegel blickte, sah ich wieder die alte Rhona.
Meine unnatürlichen, violetten Augen erstachen mich beinahe vor Intensität, meine Haare die so blond waren dass sie in der Sonne fast silber wirkten, sahen wieder gepflegt aus und fielen wie gewohnt über meine Schulter bis über meine Brust. Meine Wangenknochen hoben sich mehr ab als sonst, aber ich sah nicht abgemagert aus.
Ein paar Kilo weniger konnten mir sowie so nicht schaden. Trotzdem waren da auch diese fetten Augenringe und mein abgekämpfter Blick, der mich so erschöpft wirken ließ.

Als ich die Treppen herunterlief, sah ich schon Chloe, Bane und ein paar andere in unserem Alter dort auf den Stufen sitzen.
Bane musterte mich überrascht, was ich mit einem verwirrten Blick kommentierte.
,,Rhona?", fragte Chloe und grinste mich an, bevor sie aufstand. Ich bewunderte ihre glänzenden, feinen Haare die sich beeindruckend schön über ihre zierlichen Schulter lockten.
Ich fuhr mir erschöpft über mein Gesicht und blickte sie fragend an.
,,Nichts, nur siehst du jetzt ganz anders aus", fügte Chloe hinzu.

,,Gut oder schlecht?", fragte ich.

Chloe machte den Mund auf um zu antworten, da kam Bane ihr zuvor. ,,Gut." Er grinste mich schief an und ich spürte wie meine Knie weich wurden, stattdessen nickte ich nur ungerührt.
Ich würde niemals wieder jemanden die Chance geben mich zu verletzen.

,,Gehen wir dir zuerst neue Sachen kaufen, bevor wir dich beim College anmelden", beschloss ein Mädchen und lächelte mich an.
,,Ich heiße Amber."

Nach und nach wurden mir Namen gennant und ich versuchte sie mir so gut wir möglich zu merken. So schwer war es nicht, da es nur neun waren.
Amber und ihr Mate Jordan, dann Chloe und ihr Mate Logan, Alex und seine Mate Sarah, dann noch Bane und Jackson.
Als ich abgeschottet von den anderen dastand, sehnte ich mich nach meinen Brüdern.
Aber was sollte ich machen?

Die Autofahrt über redeten die anderen miteinander, ich dagegen starrte aus dem Fenster und dachte über den weiteren Plan nach.

,,Kannst du bitte ein Gewitter verursachen? Ich liebe Regen", bat mich Jackson plötzlich, wie aus dem Nichts. Er verzog den Mund zu einem leichten Lächeln, während seine Augen charmant aufblitzten.

,,Zu anstrengend, keine Lust." Ich zuckte mit den Schultern. Wenn ich das versuchen würde und nicht so wie das letzte Mal mit Adrenalin vollgepumpt wäre, würde ich mich wahrscheinlich in Banes Schoß übergeben, da er genau neben mir saß.

,,Was?! Habt ihr das gehört, Leute? Sie hat mir, dem gut aussehend und unwiderstehlichen Jackson einen Wunsch abgeschlagen." Er klang ernsthaft empört.

,,Gut so."
Laut lachend drehte sich Jordan vom Fahrersitz nach hinten, bevor Amber ihn hektisch anfauchte nach vorne zu gucken.

Das war wohl die chaotischste Autofahrt die ich je erlebt hatte. Ab der Hälfte der Fahrt begannen Amber, Chloe und Sarah laut zu der jetzt dröhnenden Musik mitzusingen.
Die meisten der männlichen Werwölfe die noch mit im Auto saßen waren genervt davon, wogegen Bane sich über die Mädchen amüsierte.
Ich gähnte und lehnte mich in meinem Sitz zurück, als die Musik endete und der Motor ausgestellt wurde.

Die Innenstadt hier war klein und voll.
So voll dass ich Angst hatte in einem Hinterhalt angegriffen zu werden.
,,Sollten wir das nicht besser irgendwann anders tun? Ich bin mir sicher dass Anderson uns hier liebend gerne angreifen würde."
Skeptisch blickte ich die anderen an.

Bane grinste mich an, stieß mich sanft aus dem Auto und versicherte mir: ,,Niemand kommt gegen mich an. Du bist sicher bei mir."

,,Schön wär's. Ich passe wohl ehr auf dich auf", murmelte ich trocken, während ich mir durch die Haare strich.

Alle hatten es gehört, denn natürlich hatte jeder einzelne von ihnen Wolfsgehör.
Das war absichtlich.
Chloe schmiss sich mir in die Arme, während Logan mir seine Hand zu High Five hinstreckte.

RhonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt