Kapitel 20

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Soll ich ihn ansprechen oder wieder gehen? Jona blickt zu mir. «Frank! Setz dich doch», begrüsst mich der Schwarzhaarige und deutet auf den Stuhl gegenüber von ihm. Ich setze mich zu ihm an den Tisch. Die Musik ist hier weniger zu hören als eben noch im Flur. Das heisst, man kann sich in normaler Lautstärke unterhalten. Ich lege meine Hände auf den Tisch. Vor Jona stehen diverse Flaschen Alkohol.

Ich war nie ein grosser Trinker. Das Rauchen hingegen…
Zigaretten haben es mir einfach angetan.

«Willst du?», fragt Jona und deutet auf die Flasche Whiskey. Ich schüttle meinen Kopf. «Ich hasse Whiskey», rede ich mich raus. «Glaub mir, nach ein paar Gläsern weisst du nicht einmal mehr was du trinkst», erklärt der Andere mit einem Lächeln.

Seine Augen funkeln spielerisch. «Gib mir ein Glas», fordere ich Jona auf. Das Grinsen in seinem Gesicht wird breiter. Ist das wirklich eine gute Idee? Wahrscheinlich nicht.

Mikey…

Ich muss mit Mikey reden. Ich muss mich entschuldigen.

Erstes Glas. Ich verziehe mein Gesicht. «Das Zeug schmeckt ja wie Brandbeschleuniger», beschwere ich mich lauthals.

Jona lacht auf: «Du musst noch so viel lernen Kleiner.»

Kleiner? Ich zeige ihm den Mittelfinger.

Doch der Schwarzhaarige beachtet mich nicht weiter, er ist damit beschäftigt die Gläser wieder aufzufüllen. Er reicht mir eines, das andere behält er für sich selber. Der Braunhaarige nimmt das Glas in seine rechte Hand und wirkt für einen Augenblick nachdenklich.

«Weisst du, beim Trinken geht es nicht darum wie viel du trinkst. Das einzige was zählt ist, ob du den Alkohol halten kannst», philosophiert er vor sich hin, während er in die Ferne starrt. Daraufhin bekommt er prompt Schluckauf.

Den Alkohol halten können? Es kommt nicht darauf an, wie gut man etwas kann. Man muss sein eigenes Limit kennen, sonst ist man verloren. Ist das die Botschaft, die mir Jona mitteilen will?

«Erstens ist es nicht gerade schön, wenn man irgendwo in einen Busch kotzt und zweitens zeigt es, dass man diesem Dämon nicht gewachsen ist», plappert Jona, seine Rede wird von seinem Schluckauf immer wieder unterbrochen.

«Wie viel hast du getrunken?», frage ich ihn mit einem Grinsen. Ich wusste gar nicht, dass Jona nach ein paar Gläsern so gesprächig wird. Anders als Mikey. Wenn er getrunken hatte, war er immer ein einziges Wrack. Schaudernd denke ich an die letzte Party zurück.

«Zu wenig», antwortet mein Gegenüber und leert sein Glas auf ex. Dann stellt er es mit einem Klirren zurück auf den Tisch.

Jonas Pupillen sind geweitet und er hat einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass er unterschiedliche Augenfarben hat. Das rechte Auge ist grün, während sein linkes Auge blaugrün ist. Faszinierend. Ein kleines Stück über seinem Mund hat er eine gezackte Narbe. Sie ist kaum sichtbar.

Ich löse meinen Blick von seinem Gesicht und exe mein zweites Glas. Wieder verziehe ich das Gesicht, dieses mal weniger als beim ersten. Dann stelle ich mein Glas zurück.

«Ab dem wievielten Glas soll das Zeug gut schmecken?», frage ich angewidert. Ich fühle mich wie auf Wolken. Mein Gedanken sind vernebelt. Ich habe also keine Chance mir wegen irgendwas Sorgen zu machen.

Ich mag dieses Gefühl.

Jona lehnt sich nach vorne. «Ehrlich gesagt, weiss ich es selber nicht mehr», hickst er. Ich lache. «Das vierte Glas war es jedenfalls nicht», fügt er dann noch hinzu. Ich zucke bloss mit den Schultern.

Deine Liebe. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt