Kapitel 21

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«Ist das Michael?», entflieht es Jona. Ich nicke: «Und Oliver…»

Der neben mir Sitzende keucht auf. «Frankie…», spricht er mich an.

«Mir geht es gut», meine ich viel zu fröhlich. Mein Gesicht muss einer Maske gleichen. Jona starrt mich an. Er überlegt wohl, wie lange es dauert, bis ich entweder heule oder einen Wutanfall habe. Doch nichts von beidem passiert. Ich fühle mich wie betäubt. «Komm wir gehen, die Party war sowieso scheisse», erkläre ich und ergreife die Hand des Anderen.

Jona und ich stützen uns gegenseitig, als wir in Richtung seines Zuhauses stolpern.

Ich weiss, dass ich meine nachfolgenden Handlungen bereuen werde, aber im Moment ist mir alles egal. Das einzige an was ich denken kann, sind Oliver und Michael wie sie sich küssen.

Was Michael kann, kann ich schon lange.

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Der Morgen danach…

Die grösste Hölle auf Erden. Es ist als hätten sich all deine inneren Dämonen zusammengeschlossen, um dich fertig zu machen.

So fühlt es sich jedenfalls bei mir an. Kaum öffne ich meine Augen, geht es los. Mein Kopf schmerzt höllisch. Ich habe einen trockenen Hals und meine Augen tränen. Ich stöhne auf. Wenigstens habe ich meinen Alkohol gehalten. Wie mir das in dieser Situation weiterhelfen soll, weiss ich auch nicht.

Ich versuche mich auf den Rücken zu rollen. Doch ein Arm, der definitiv nicht mir gehört, hält mich davon ab. Nun bin ich hell wach. Wer liegt da neben mir? Ich mustere den Jugendlichen, der neben mir seelenruhig schläft. Braune Locken verdecken sein Gesicht. Seine Statur ähnelt meiner, bis auf den Umstand, dass er mehr Muskeln hat als ich.

Letzteres ist nicht weiter verwunderlich, denn jeder dreijährige sieht muskulöser aus als ich. Ich beuge mich über den Anderen und streiche ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich zucke zurück.

Jona?!

Ist mein Leben nicht schon kompliziert genug? Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Der Grünäugige gibt ein wimmern von sich. Ich linse zwischen meinen Händen hervor. Jona setzt sich auf und reibt seine Augen. Er sieht genauso aus wie ich mich fühle. Dann bemerkt er mich. «Frankie?!», ruft er aus. Dann fällt er rückwärts aus dem Bett. «Jona?», frage ich besorgt. Eben genannter liegt mit dem Gesicht nach unten da. «Lebst du noch?», frage ich, komme mir dabei aber bescheuert vor.

«Nein», jammert der Ältere. Ich klettere aus dem Bett um Jona aufzuhelfen. Doch ich verwickle mich in der Bettdecke und falle dann mit einem Aufschrei auf Jona. Dieser wimmert: «Jetzt bin ich definitiv tot.»

«Tut mir leid», murmle ich und rolle mich von ihm herunter. Jona gibt einen undefinierbaren Laut von sich. «Wegen der Sache von heute Nacht…Kannst du dich daran erinnern?», flüstert Jona, seine Stimme zittert. Erinnerungen fluten mein Gehirn. Jona und ich in seinem Bett. Unsere Lippen, die sich berühren.

«Ja», antworte ich wahrheitsgemäss.

«Wie sollen wir damit umgehen?», füge ich hinzu. Der Schwarzhaarige hebt seinen Kopf. «Ich mag dich Frankie», offenbart er mir. Seine Wangen sind gerötet. Ich grinse. Jona habe ich schon lange in mein Herz geschlossen. «Ich mag dich auch Jona, aber ich weiss nicht, ob ich dich genug mag um…du weisst schon», erkläre ich, während ich aufstehe. Auch Jona richtet sich auf.

«Ich verstehe schon, vergessen wir die ganze Sache», schlägt er vor.

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Ein paar Minuten später stehen wir beide frisch geduscht in seiner Küche. Jonas Vater sitzt am Küchentisch und liest aufmerksam die Zeitung, während wir verzweifelt versuchen nicht einzuschlafen. «Und wie war die Party?», fragt Alan, der Vater von Jona. Mein Es-Ist-Kompliziert-Freund zuckt mit den Schultern. «Lahm. Wie immer», erwidert er.

«Wenn ich zwei Espresso in einer Tasse habe, ist er dann doppelt so stark?», murmle ich vor mich hin, während ich mir Kaffee mache. In einer halben Stunde müssen Jona und ich in der Schule sein. Aber in unserem jetzigen Zustand, überlebt keiner von uns den Tag.

Jona greift sich ein Weissbierglas. Dort giesst er sich Kaffee bis zur Hälfte ein und füllt den Rest mit einem Energy Drink auf. «Denkst du wirklich, dass das gesund ist?», frage ich entsetzt. Auch Alan wirkt besorgt.

«Jona, tu nichts, was du später bereust», warnt er ihn. Doch der Angesprochene zuckt bloss mit den Schultern und ext sein Spezialgemisch.

Ich trinke meinen doppelten Espresso.

Danach fühle ich mich etwas wacher. Jona stellt sein Glas in die Spüle. Überrascht bemerke ich, dass er alles getrunken hat. Er legt eine Hand auf seine Stirn. «Oh Gott, ich glaube ich kann Geräusche sehen», stöhnt er.

Deine Liebe. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt