# 19.4

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Sorry, dass es jetzt so lange kein Update gab. Uni fängt wieder an und bringt etwas Stress mit sich ;)

Viel Spaß bei dem vierten Teil von Kapitel 19 :)

Norah schlug automatisch die Richtung ein, aus der sie zuvor gekommen war. Es war, als würde ihr die Verbindung zu Carter den Weg lotsen. Unbeirrt rannte Norah, noch immer barfuß, zurück zu der Lichtung mit dem Pavillon. Angst schnürte ihr die Kehle zu, Seitenstiche brachten sie zum Keuchen und ihre Beine fühlten sich taub und schwer an von der ungeheuren Kälte, die gnadenlos auf ihren Körper eindrang. Doch all das erreichte Norah kaum mehr, denn ihr Geist schrie und tobte und litt und sie wusste, dass Carter diese Gefühle mit ihr teilte. Er schrie, tobte und litt. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte Norah die Lichtung und hielt sich zwischen Bäumen und kahlen Sträuchern in Deckung, um die Lage zu überblicken. Sie späte zu zwei Gestalten herüber, die im Dunkeln in der Nähe des Pavillons einander gegenüber standen. Als sie genauer hinsah, versetzte ihr das, was sie erblickte, einen ungeheuren Stich und in ihr krampfte sich alles zusammen. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und erkannte nun, dass einer der Gestalten aufrecht stand, während der andere mehr oder minder auf dem schneebedeckten Boden zusammengesackt war. Es war Carter. Der Schnee um ihn herum war nicht länger weiß und fluffig, sondern dunkel durchtränkt von etwas, das viel zu sehr nach Blut aussah. Norah stieß einen entsetzten Schrei aus und stürzte sich auf den ihr unbekannten Mann, der dort bei Carter stand. Behände wich er aus und Norah geriet ins Straucheln, fing sich allerdings sofort wieder und wirbelte herum, um ihren Gegner zu konfrontieren.

Der Mann fixierte Norah mit funkelnden Augen und einem gefährlichen Lächeln in seinem gradlinigen und kalten Gesicht. Neben Norah gab Carter ein Stöhnen von sich und spuckte Blut. Ein kurzer Seitenblick auf ihn beruhigte Norah. Er war zwar verletzt, aber es war weniger schlimm als es von weitem ausgesehen hatte. Sein Gesicht war geschwollen und seine Lippe blutete. Er hielt seine Hände auf eine Wunde an seinem Bein gepresst, doch die Verletzungen waren nicht lebensgefährlich. Schnell wandte sich Norah wieder dem Kerl vor sich zu und funkelte ihn hasserfüllt an.

"Nette kleine Vorstellung", sagte der Mann mit kühler, emotionsloser Stimme, ohne seinen Blick von Norah zu lösen. Norah biss sich auf die Lippe und versuchte angestrengt, sich zu beherrschen und nicht erneut auf dieses Arschloch loszugehen, denn damit rechnete er bloß und den Gefallen würde sie ihm nicht tun.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Energie und versuchte, an den Fäden der Zeit zu ziehen, um all das hier ungeschehen zu machen, doch etwas blockierte sie. Sie konnte ihre Energie nicht greifen und weder die Zeit noch die Gedanken ihres Gegners manipulieren. Ein frustriertes Stöhnen verließ ihre Lippen, noch bevor sie es aufhalten konnte und der Mann begann, schallend und bösartig zu lachen.

"Armes kleines Mädchen. Funktionieren deine Gaben nicht?", er rührte sich nicht und doch kroch blanke Panik in Norah hoch. Was war hier los? Wieso konnte sie ihre Gabe nicht einsetzen?

"Deine kleine Freundin könnte dir sicherlich die Antwort auf diese Frage geben."

Norahs Herzschlag setzte aus. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Er konnte Gaben manipulieren. Noch nie zuvor hatte Norah einen Gedanken darauf verschwendet, wie mächtig und gefährlich Allies Gabe war und nun stand sie einem Menschen gegenüber, der diese auch noch perfekt beherrschte und es somit sogar geschafft hatte, Carter unschädlich zu machen. Woher wusste er von Allie? Ging es ihr gut? Panisch huschte Norahs Blick von dem Mann zur Schule und wieder zurück. Was konnte sie tun?

"Da ich somit keine weiteren Angriffe von dir zu befürchten habe", der Ton des Mannes wurde mit einem Mal geschäftlich und er begann, Norah und Carter wie ein Geier zu umkreisen. Norah folgte ihm mit ihren Augen, ohne Carter auch nur eine Sekunde außer Acht zu lassen. "kann ich ja nun dazu übergehen, warum ich, oder wir, ", er machte eine ausladende Handbewegung, "überhaupt hier sind."

Erneut wurde sein Gesicht von diesem kalten, bösartigen Lächeln beherrscht.

"Achja? Warum?", brachte Norah zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Wegen dir", sagte er und stoppte abrupt, so dass er wieder direkt vor Norah zum Stehen kam und seinen eisigen Blick in den ihren bohren konnte.

Norahs Kehle schnürte sich zu, ein kalter Schauer durchlief sie und sie rang keuchend nach Atem, als eine warme Hand nach ihrer griff und durch diese Berührung eine gewaltige Energie in sie hinüberschwappte. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie schloss die Augen, noch immer den erwartungsvollen, kalten Blick des Mannes auf sich ruhend, und spürte tief in sich hinein, wo nun nicht länger nur ihre eigene Energie waberte, sondern ebenso Carters, die er ihr geliehen hatte. Sie konzentrierte sich auf die Zeit und auf die Blockade, die die Gabe ihres Gegners errichtet hatte. Und sie riss die Blockade nieder. Als sie die Augen wieder öffnete, stand die Zeit still. Nur Carter regte sich neben ihr.

Die Wächter - BEGABT (Bd 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt