BLIND || Nur du, egal wie du bist (Herr BERGMANN FF)

Kapitel 18

PoV Svea
Gemütlich saßen wir zu dritt auf der kleinen Couch. Tim lag halb unter mir und Nella saß neben uns. Vor etwas mehr als einer Stunde war der Postbote da gewesen und hatte mehrere große Pakete gebracht. Drei davon kamen von meinen Eltern. Für jeden eins. Ein weiteres war für uns zusammen von Tims Eltern. Und noch ein weiteres war ohne richtigen Absender gekommen. Das einzige was drauf stand war ein kurzer Text, wie mir Tim erklärte,  aus der unordentlichen Handschrift meines  Vaters : "Kam gestern hier an, dachte du würdest es vielleicht gerne schon haben. Ich weiß nur nicht von wem es ist. " Nun war es mir eigentlich auch egal von wem es war. Ich wusste das es für mich war . Nach Tim und Nella passte es perfekt zu den anderen Päckchen die nun alle unter dem geschmückten Baum lagen und darauf warteten von uns geöffnet zu werden.

Tim unter mir bewegte sich. Und schob mich vorsichtig von sich runter. " Auf was warten wir jetzt eigentlich. Wollen wir die Pakete nicht schon mal öffnen?" Ich lachte." Jetzt warts doch mal ab. Wir wollten doch vorher noch in die Kirche, damit ich auch endlich diese Weihnachtliche Stimmung spüre." Tim murrte." Stimmt du wolltest ja unbedingt in der Kirche singen. " Nella lachte los." Ist doch verständlich irgendwas Weihnachtliches muss Svea doch auch bekommen. Und du willst doch wohl nicht die Lieder uns vorsingen." Nun musste auch Svea lachen." So können wir das auch machen. Wir bleiben hier und du singst mir einfach die Lieder vor." Tim rappelte sich nun komplett auf und hielt seine Hand an meine Stirn. " Hast du Fieber? Hast du mich jemals schon singen gehört? " Ich schubste Tim leicht zu Seite. " Ne und so wie es sich anhört bin ich da auch ganz froh drüber." Mein Freund nickte und fügte für mich hinzu " Oh ja. Das letzte mal als ich gesungen habe war vor ziemlich vielen Jahren in unserem Schulchor in dem ich auch nicht freiwillig war." Nella und ich prusteten gemeinsam los. Tim klopfte mir auf dem Oberschenkel." Na dann lasst uns doch los wenn ihr in die Kirche wollt." Ich streckte meine Hand in Tims Richtung, der sie mit seinen Fingern umschloss und mich hochzog. Ich folgte wenig später meinem Freund und meiner Schwester aus der Wohnung. Wir gingen das kurze Stück bis zu der kleinen Kirche. Trotz des recht kurzem Fußmarsches betraten wir komplett zugeschneit das kleine Gebäude. Der Pfarrer gab Tim und Nella Liedblätter die ich dankend ablehnte und zu dritt suchten wir uns einen Platz in den hinteren Reihen. Etwa eine Stunde lang hörte ich den Leuten zu die fröhlich irgendwelche mir unbekannte Lieder sangen. Nella und Tim neben mir hatten dabei auch ihren Spaß. Beide kannten die Lieder anscheinend auch nicht und sangen lauthals mit einer vollkommen falschen Melodie mit. Nachdem der Pfarrer noch schnell eine frohe Weihnacht wünschte verließen wir unsere Plätze und schlenderten im Schneetreiben zurück zu Nellas Wohnung. Dort angekommen lachten wir noch eine lange Zeit über den Kirchenbesuch bis Tim die Geschenke wieder einfielen und er mich unter großem Protest ins Wohnzimmer zog um mir kurz darauf etwas in die Hand zu drücken. Ich schaute fragend in seine Richtung" Was ist das?" Er seufzte gespielt und sprach in, nicht ernst gemeint, in einem beleidigtem Ton." Na dein Weihnachtsgeschenk von uns beiden." Auf meinem Gesicht erschien ein lächeln. " Könnt ihr mir trotzdem sagen was es ist? Und sagen ob es eingepackt ist oder nicht." Tim lachte" Stimmt ja das müssen wir dir ja noch erklären." Nella mischte sich gespielt empört ein." Also Tim das du so was vergessen kannst." An mich gewand fügte sie hinzu." Das ist ein Fotoalbum mit ganz vielen Bildern von euer und unser gemeinsamen Zeit. Und wenn du Tim lässt klebt er immer mehr Bilder ein so das du die schönsten Momente niemals vergessen kannst." Ich starrte verwirrt in Nellas Richtung." Sag mal seit ihr heute alle irgendwie...Naja...irgendwie dumm. Ich bin Blind.  Ich kann mir die Bilder doch gar nicht ansehen." Tim lachte. " Ja noch nicht, aber wenn du bald deine Augen OP hattest dann. Und mal sehen ob du die Momente wiedererkennst. " Ich hüpfte glücklich in seine Richtung stolperte und fiel in seine Arme. " Kannst du dann jetzt auch Bilder von uns und dem Baum machen?" Tim streichelte mir über den Rücken." Klar kommt wir können ein Selfie vor dem Baum machen." Nella schob mich vor den Baum und sie und Tim legten ihre Arme um meine Schultern. Recht schnell hörte ich das Klick geräusch der Handy Kamera und ging ein Schritt vom Baum weg. " So dann möchte ich jetzt die restlichen Geschenke öffnen." Tim stellte sich neben mich und Nella drückte ihm ein Geschenk in die Hand." Das ist von unseren Eltern. " Tim öffnete das Packet und lachte. Ich wusste schon was drin sein musste. Meine Mutter strickte jedes Jahr etwas zu Weihnachten, deshalb waren Nella und ich nicht überrascht als wir alle drei wenig später jeder eine Mütze in der Hand hielt. Tim erklärte mir das seine Blau war also die Farbe des Meeres und des Himmels. Nellas war grün wie das Gras und meine war rot wie Blut oder wie Tim so süß meinte, die Mütze sah aus wie eine Richtige Weihnachtsmann Mütze. Wir packten weiter Geschenke aus. Nella bekam noch ein Buch über das Thema Mythologien. Tim freute sich über einen ganzen Berg Fanpost den Palle noch schnell geschickt hatte und ich bekam ein großes weiches Kissen. Am Ende saßen wir zusammen auf dem Sofa. Auf meinem Schoß stand noch das Päckchen ohne Absender. Tim öffnete es vorsichtig für mich und reichte mir einen Briefumschlag der ganz oben drauf gelegen hatte. Ich öffnete ihn ungeschickt und hielt ihn wieder in Tims Richtung." Kannst du es vorlesen." Tim nahm den Brief  in die Hand und las vor."

Liebe Svea. Vor einem dachte ich noch, dass ich dich irgendwann wiedersehen könnte. Ich vermisse dich schrecklich, doch jetzt kurz vor Weihnachten habe ich verstanden, dass ich in deinem Leben keinen Platz mehr habe. Aber das schlimmste daran diesen Brief gerade zu schreiben ist dass ich nicht mal mehr weiß ob du noch lebst oder ob deine Eltern diesen Brief lesen werden und dabei in Tränen ausbrechen werden. Ich habe den Krankenwagen gerufen als du vor das Auto gefallen bist. Damals wurde ich noch gefragt ob ich mit ins Krankenhaus kommen will oder ob ich den Weg bis nach Hause schaffen würde. Ich hatte damals einen riesigen Schreck und wollte  einfach nur nach Hause. Ich glaube das war mein größter Fehler. Wäre ich mitgekommen wüsste ich jetzt vielleicht ob du noch lebst. Ich möchte dir allerdings auch keine Vorwürfe machen dass du dich nicht mehr gemeldest hast. Immerhin stand ich dir im Krankenhaus auch nicht zur Seite. Doch jetzt wollte ich mich endlich mal melden. Dir sagen das ich dich vermisse, um dir frohe Weihnachten zu wünschen, aber auch um dir Lebewohl zu sagen. Man wollte nicht das wir normale Freunde sind. Liebe Svea ich hoffe du lebst noch, findest deinen Mann fürs Leben, kannst endlich deine Augen operieren lassen und danach ein glückliches Leben führen . Ich hab für dich noch ein Foto beigelegt und die Jacke die du mir mal geschenkt hast mit einem großen Bild von uns drauf. Mir ist klar dass sie dir zu klein ist, aber ich fínde, dass wenn du etwas sehen kannst, du dieses Bild von uns haben sollst. Wir beide noch glückliche beste Freunde.

Deine Lilli."

Nachdem Tim beendet hatte saß ich da. Tränen liefen mir über die Wangen. Keiner sagte mehr ein Wort bis Tim irgendwann fragte." Wer ist Lilli? " Nella holte tief Luft." Sie war ihre beste Freundin." Ich legte meinen Kopf an Tims Schulter." Ich habe gar nicht mehr an sie gedacht. Ich war einfach nur froh das ich lebe." Nella streichelte mir sachte über den Rücken. " Du kannst ihr doch antworten und dich entschuldigen, dann weiß sie wenigstens dass du noch lebst." Ich schüttelte den Kopf." Das kann ich eben nicht." Tim legte seine Hand auf meinen Oberschenkel." Und warum nicht?" Ich seufzte." Wir haben uns mal geschworen immer füreinander da zu sein. Und dazu gehörte auch das wenn jemand Lebewohl sagt man ihm nicht hinterher zu rennen sondern ihn zu lassen weil man es ihm sonst viel schwerer machen würde und weil er schon seine Gründe davor haben würde." Tim nickte." Verstehe und du willst immer noch für sie dasein und deshalb lässt du sie in Ruhe. " Ich nickte" Egal wie sehr ich sie vermisse, ich kann daran nichts ändern."