Ein Pfeil

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Patrick

Aufmerksam und mit gerader Haltung verfolge ich das Gespräch zwischen meinem Gemahl und dessen ersten Ritter.
"Schon wieder?"
Stöhnend streicht sich Sebastian über die Stirn, starrt aus finsterer Miene ins Leere.
"Ein erneuter Attentat? Unsere Männer können doch unmöglich wieder kampfbereit sein. Mehr als die Hälfte sind verletzt und die übrigen geschwächt." Werfe ich in das Gespräch ein ehe sich die Augen des anderen auf mich richten.
"Ist mir sehr wohl bewusst, anscheinend genauso wie dem Nachbarland." Zischt dieser gereitzt und entschuldigend senke ich den Blick.
Mir ist eigentlich klar, dass ich in solchen Geschichten kein Mitspracherecht habe. Ich kenne aber meinen Liebsten schon lange genug um zu wissen, dass er ohne auch nur mit der Wimper zu zucken Verwundete in den Kampf schicken würde.
Unmöglich würde ich das zulassen.
Die Männer würden sterben und keinerlei Hilfe sein.
"Wir sind hier fertig. Rede mit deinen Kameraden, ich kümmere mich um den Rest." Befiehlt der König und respektvoll verneigt sich der Ritter, verschwindet aus dem Saal.
"Sebastian..." Beginne ich sanft als ich merke wie sich dieser erhebt, beinahe kocht vor Wut.
"Lass es Patrick. Wir müssen das ein für alle mal beenden. Es kann nicht ewig so weitergehen." Knurrt er sauer und beunruhigt folge ich ihm in einen eher weniger betreten Raum.
"Bist du verrückt!? Das kann doch nicht dein ernst sein!"
Geschockt stelle ich mich vor den Dunkelblonden, lege meine Hände auf die silberne Kettenrüstung, die in seinen liegt.
"Du kannst nicht kämpfen. Lass uns einen anderen Weg suchen." Flehe ich und noch immer zähneknirschend wender er sich ab, ignoriert eiskalt meine Worte.

[...]

Klitschnass ziehe ich die Zügel meiner weißen Stute fester an, spreche beruhigend auf sie ein.
Sie soll nicht denken, dass es unser Kampf ist, lieber soll sie ihre Kräfte sparen um nach Hause zu fliehen.
"Wird sie wieder unruhig?" Ertönt es plötzlich sanft neben mir ehe auch das klappern der Hufe und das scheppern der eisernen Pferderüstung ertönt.
Leicht blicke ich auf, ignoriere meinen samtroten Umhang, der mir förmlich am Körper klebt.
"Scheint so. Er im Gegensatz scheint ziemlich ruhig." Anworte ich, die Trauer unterdrückend, ehe plötzlich ein Blitz die Nacht erhellt und sogleich wieder verschwindet.
"Du kennst ihn doch. Er ist für sie Schlacht ausgebildet." Lächelt Sebastian sanft eher er seinen Hengst neben uns lenkt, liebevoll meine Hand in seine nimmt.
"Versprichst du mir, dass du aufpasst? Nicht unnötig in Gefahr gerätst?" Frage ich leise bevor auch auch aus seinem Gesicht das Lächeln verschwindet, stattdessen trauernd zu mir blickt.
"Das kann ich versprechen, aber du weißt wie es im Kampf ist. Warte nur nicht auf meine Rückkehr." Bittet er mich ehe mein Widerstand bricht und sich meine Augen mit Tränen füllen.
"König!"
Augenblicklich sind unsere Augen nach vorne gerichtet, zitternd erkenne ich die Fakeln und wie diese immer näher kommen.
"Seb-" Beginne ich ängstlich ehe er meinen Kopf zu sich wendet, stürmisch seine Lippen auf meine drückt wärend unsere Pferde unruhig auf der Stelle tänzeln.
"Ich liebe dich. Und jetzt schau, dass du zurück ins Schloss kommst!" Fleht er und überrumpelt starre ich ihn an, höre das gröllen der Männer ehe ich mein Pferd wende und mich an dessen Hals schmiege.
Mein Herz ist mit einem mal so schwer wie Blei und nur der rasende Herzschlag meiner Sture beruigt mich etwas.
"Mädchen, was bringt sich das alles nur?" Frage ich weinend und kralle meine Finger in die seidige Mähne, höre das schnauben des Tieres und den prasselnden Regen.

Erst als ich mich etwas beruigt habe richte ich mich wieder etwas auf, denke dabei natürlich nicht, dass es auch nur ansatzweise mein Leben gefährdet. Auch als das zischen eines Pfeiles ertönt reagiere ich viel zu spät ehe sich dieser auch schon unterhalb meiner Rippen in mein Fleisch bohrt, mich so unsanft vom Pferd holt.
Die Schmerzen des Aufpralles sind kaum vorhanden. Viel zu stark sind stattdessen die in meinem Bauch weshalb ich schlussendlich zischend durchatme, den Pfeil grob herrausreise.
Schnell Atmend presse ich meine Zähne aufeinander ehe ich das Schlagen zwei Schwerter, den einzelnen Hieb, der für den Tot eines Menschen sorgt, vernehme.
"Patrick!"
Klirrend fällt Metall neben mir zu Boden und blinzlend öffne ich meine Augen als ich Hände an meinen Wangen spüre.
"Ich bring dich hier weg." Erklärt sich mein Gemahl hektisch eher sich nach allen Seiten umblickt, mich sanft versucht hochzuheben.
Wohmöglich würde ich mich dagegen sträuben aber eigentlich fühle ich mich viel zu müde um dies zu tun, stattdessen nehme ich es einfach nur still hin.
Als nächstes spüre ich nur noch das schaukeln eines Pferdes und Wärme die sich um mich ergibt, wärend mir selbst immer kälter wird.
"Patrick, Liebster, versuch wach zu bleiben." Höre ich ihn stumpf flehen ehe mein Blick seinen sucht.
Angst.
Fürchterlich Angst spiegelt sich wieder.

Kurz darauf schließen sich meine Augen.




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Kernidee von Serarahel

Viel Spaß meine Alpakas! :)

Palinside OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt