Geschädigte Psyche

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Dass etwas an Palle seltsam war, musste Rewi niemand sagen.
Nachdem sein Freund von vor zwei Tagen von seiner mehr als langen Joggingrunde, völlig durchnässt, nach Hause kam, sich sofort unter die Dusche gesellte und danach im Bett hing, sich keinen Millimeter mehr rührte.
Sichtbare Schäden konnte der Jüngere nicht ausmachen, aber wie denn auch? Patrick ließ ihn kaum an sich heran. Ab und zu sanfte Streicheleinheiten schienen dem Kleineren eine enorme Überwindung zu kosten, sein Körper zitterte panisch.
Worte brauche er kaum heraus, ab und zu war nur ein 'Geh' oder 'Raus' zu vernehmen. Keineswegs Aggressiv oder soetwas, eher erschöpft, hoffnungslos.
Bei ihm schlafen durfte der Größere auch nicht mehr, nichtmal trösten nachdem der Brünette weinend aus dem Schlaf gerissen wurde.
Er kam einfach nicht mehr an seinen Freund heran.
Die Angst wuchs jeden Tag, dass Patrick Schaden davon nehmen würde. Er aß nichts mehr, trank nichts. Das Zimmer war in ständiger Dunkelheit gehüllt und noch dazu herrschte ein andauerndes Gewitter.
All das nette reden, Liebeserklärungen und sonst Etwas, halfen nicht.
Noch dazu kam das schwächer werdende Licht in den glanzlosen braunen Augen. Man konnte förmlich erkennen wie der Lebenswille schwand, ihm unerträglicher Schmerz und schlussendlich völlige Gleichgültigkeit die Freude am Leben nahm.

"Palle... so kann das nicht weitergehn." Seufzte der Jüngere leise, verzweifelt und hielt die Hand des anderen. Immer wieder strich sein Daumen tröstend über den Handrücken, versuchte ihm so etwas Zuneigung zu spenden. Einfach zu zeigen, dass es jemanden gab, der ihn nicht verlassen wollte.
"Patrick, rede mit mir. Was ist mit dir passiert? Wie kann ich dir helfen?" Versuchte er es erneut, strich mit seiner freien Hand einige der mittlerweile fettigen Strähnen, die Palles Gesicht bedeckten, zurück.
Die Augen des Brünetten waren nur halb offen, starr gegen die Wand gerichtet. Die Atmung war schwach aber den Umständen entsprechend nicht allzu schlimm.
Beinahe hätte der Dunkelblonde aufgegeben, die Rettung alarmiert um Patricks Gesundheit zu garantieren, hätte dieser nicht doch noch begonnen zu sprechen.
"Kennst du das Gefühl? Das Gefühl als wäre dein Körper verdorben? Die reinste Ruine? Genauso wertlos? Beschmutzt von außen nach innen und keine Dusche würde dich sauber kriegen?" Palles Stimme war heiser, sie zitterte bei jedem Wort und schnitt förmlich ein Loch in Rewis Herz.
Die Angst, die sich wieder bemerkbar machte, schien sich wie Parasiten in Patricks Haut zu vergraben, fraß ihn von innen nach außen heraus auf.
"Was redest du da? Dein Körper ist doch nicht dreckig. Verdorben schon mal gar nicht." Erwiderte der Größere nur, unterdrückte die Hoffnung, Palle nun helfen zu können. Nichtsdestotrotz änderte es nichts daran, dass der Dunkelblonde keinen Schimmer hatte, was nun zu Patricks Zusammenbruch führte und das blieb auch so bis dieser endlich den Mund aufmachen würde.
"Jede Berührung ist eine Qual, jede Wärmequelle sein Körper der mich unterdrückt. Jedesmal wenn ich meine Augen schließe spüre ich erneut dir Schmerzen, höre meine unterdrückten Schreie und das laute scheppern des Metallbettes.
Danach nur noch rot. Blut, überall." Redet der Brünette plötzlich weiter, ließ Rewis Blut in den Adern gefrieren. Mit einem mal schienend diesem die Schuppen von den Augen zu fallen, sein Herz zu pochen beginnen.
Patricks Worte deuteten auf eine Tat hin, eine schreckliche Tat diese er selbst nicht verhindern konnte. Wahrscheinlich schrie er nach Hilfe, nach seinem Freund der zu der Zeit gelangweilt vor'm PC saß, ein Video schnitt. Nicht mal einen Gedanken verschwendete der Jüngere an seinen Freund, auch nicht nach über drei Stunden von dessen Joggingrunde.
"Patrick, ich..."
Regungslos saß der Jüngere vor seinem Freund, starrte auf ihre verschrenkten Hände.
Er half ihm nicht.
"Wir müssen zur Polizei." Fing er sich wieder einigermaßen, rappelte sich unsicher auf wärend der andere weiterhin nur liegen blieb, seine Augen erneut monoton gegen die Wand richtete.
"Patrick, ich bitte dich." Flehte der Blonde erneut, beugte sich sanft zu dem Kleineren herunter.
Natürlich achtete er auf dessen Reaktionen und hielt sofort inne als er dessen Zittern bemerkte.
Wie ein Damm schien der Widerstand in Palle zu brechen, ließ seine Gefühle an die Oberfläche ehe Tränen aus seinen Augen quollen.
Panik breitete sich in seinem Körper aus, die Luft wurde förmlich immer dünner und ruckartig richtete er sich auf, starrte auf seinen Schoß in dem seine Hände lagen. Die Handgelenke waren mit dünnen, kaum sichtbaren Striemen gekennzeichnet, seine Handflächen mit winzigen Pünktchen bedeckt. Diese entstanden wahrscheinlich, als er sich am Boden kniend abstützen musste, kleine Steinchen sich in seine Haut bohrten und die Abdrücke hinterließen.
"Lass mich nicht mehr allein." Entronn es den Lippen des Brünetten, wendete den Kopf hoch.
Nur verschwommen erkannte er seinen Freund vor sich, dessen geschocktes Gesicht. Ohne Zögern nickte dieser, traute sich jedoch nicht, den Kleineren in den Arm zu nehmen. Stattdessen warf sich dieser ohnehin kurz darauf in diese, kralle sich mit aller Kraft in das Shirt des Blonden ehe er herzzerreißend zu schluchzen begann.
Endlich spürte er die Sicherheit wieder, die Wärme, die er so sehr vermisste.
Sebastian würde ihn nicht im Stich lassen.




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Ja... warum so ein Os?
Einfach erklärt; hab zu viele 'Sklaven' Geschichten gelesen. ._.
Jedoch hatte es mir jemand verboten (*hust*Doofkopf du*hust*) sowas zu schreiben und meinte das ist weniger schlimm. ._.
Deshalb... joa... kaputter Palle. :3

Viel Spaß meine Alpakas! :)

Palinside OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt