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Autor: Sandra_1302

Werke: 4

Nimon! (BoyxBoy)

Sommermagie (Fortsetzung von Frühlingszauber) (slow updates)

Lebensspiel (coming soon!)

Frühlingszauber (wird überarbeitet)

Leseprobe:

„Weil die Welt sich dreht, weil es immer ein Morgen und ein Abend geben wird, weil es Tag und Nacht gibt, weil du und ich zusammen gehören werde ich dich für immer und ewig lieben“, hallt es in meinem Kopf wieder und ich sehe mit traurigen Augen auf den Holzsarg, der in der Mitte des Trauerhauses aufgebaut ist.

Mein Baby, mein Mann, mein bester Freund, mein Ein und Alles hat mich alleine gelassen. Für immer. 

Vor zwei Tagen ist er einfach für immer eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Erst hinterher habe ich von seiner schlimmen Herzkrankheit erfahren, die er vor mir verheimlicht hat. Er ist weder zu den Untersuchungen gegangen, noch hat er die lebenswichtigen Medikamente eingenommen und das alles nur für mich. Die Ärzte haben gesagt, dass er nicht wollte, dass ich sehe, wie schwach er ist. Er wollte nie ein Schwächling sein. 

Ich schlucke eine Träne hinunter und sehe auf sein Bild, welches neben dem Sarg steht. Kai lächelt mich an, seine strahlendweißen Zähne grinsen mir entgegen und automatisch bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen, doch innerhalb weniger Sekunden ist es verschwunden und ich spüre, wie weitere Tränen in mir aufsteigen. 

Die Frage, warum er mir nie davon erzählt hat, würde vielleicht ein Brief beantworten, den mir sein Vater in die Hand gedrückt hat, bevor wir die Trauerhalle betreten hatten. Sein Gesicht war ernst und ich wusste, dass Kai wohl seine eigene Trauerfeier mit gestaltet hat. 

Neben mir steht seine zwei Jahre ältere Schwester und weint bittere Tränen. Sie selber hat auch nie wirklich diese Krankheit mitbekommen, nur seine Eltern wussten davon und sie hatten die Entscheidung ihres volljährigen Sohnes akzeptiert, sie hätten so oder so nichts an seiner Meinung ändern können. 

Was Kai gesagt hat, hat er auch gemacht und niemand konnte ihn von seiner Meinung abhalten – außer ich. Ich war seine Schwachstelle gewesen, seine Droge.  Aber auch ich war abhängig von ihm, bin es immer noch und werde es immer sein. Seitdem wir fünfzehn Jahre alt sind, sind wir ein Paar, haben uns gegen alles und jeden zur Wehr gesetzt, der unsere schwule Liebe nicht akzeptiert hat, haben allen möglichen Scheiß gemacht, denn kennen tun wir uns bereits seit der Grundschule. Aus Fremden wurden Freunde, aus Freunden wurden beste Freunde und aus besten Freunden wurde eine Liebe. 

„Ich hoffe er weiß, dass ich ihn dafür hasse, dass er mir nichts davon erzählt hat“, schluchzt seine Schwester Pia neben mir. Vorsichtig nehme ich ihre Hand und drücke sie leicht, ein kleines dankbares Lächeln ziert für einen Moment ihr Gesicht, ehe die nächsten Tränen wieder an die Oberfläche gelangen.

Die Trauerfeier und die Beerdigung ziehen sich viel zu lange und ich bin mehr als erleichtert, als ich am späten Nachmittag nach Hause komme. 

In meinem Zimmer lasse ich mich sofort auf mein Bett fallen, wo mich die Gefühle überrollen. Wut und Trauer machen sich in mir breit aber auch ein wenig Glück. Ich bin dankbar, dass ich diesen Jungen an meiner Seite haben durfte und für all die schönen Momente, die wir zusammen erleben durften.

 Meine Eltern leiden mit mir. Sie wissen wie sehr ich an ihm hänge und umso schwerer fällt es ihnen, dass ich mit meiner Trauer erstmal alleine klarkommen will.

Doch bevor ich weiter nachdenke, greife ich nach dem Brief, den mir Kais Vater gegeben hat. Schnell reiße ich ihn auf und fange an die Zeilen zu lesen.

Ben,

mein süßer kleiner Ben. Es tut mir Leid, ich konnte es dir nicht sagen, ich hatte viel zu viel Angst. Ich wollte leben – mit dir. Meine letzten Monate wollte ich genießen und ich wollte dich nicht traurig machen, ich wollte nur dein Lächeln sehen. Glaub mir, dein Lächeln ist die beste Medizin! Die Ärzte hatten bereits vor zwei Jahren gesagt, dass es für mich nicht gut aussieht aber du hast mich am leben gehalten. Ich habe für dich so lange gekämpft und so lange durchgehalten. Aber jetzt ging es nicht mehr. Vielleicht ist dir in den letzten Wochen eine rapide Veränderung bei mir aufgefallen. Ich war missgelaunt und hab dich oft angemeckert, das tut mir sehr Leid. Ich wünschte, ich könnte mich dafür persönlich bei dir entschuldigen. 

Verzeih mir bitte mein Schatz. 

Weißt du noch, als wir zusammen „P.S. Ich liebe dich“ gesehen haben? Oder „Nur mit dir an meiner Seite“? Wir wollten unbedingt diese zwei Filme sehen, weil alle Mädchen und vor allem die aus unserem Freundeskreis davon geschwärmt haben. Mich haben beide Filme inspiriert, zum einen der Vater von „nur mit dir an meiner Seite“, weil er ebenfalls seine Medikamente reduziert hat, nur um seinen Kindern nahe sein zu können und „P.S. ich liebe dich“ zu meiner Idee, wie ich mich von dir verabschieden kann. 

Nein, ich werde dich nicht durch verschiedene Briefe in ein Leben ohne mich führen, weil das kann ich nicht. Ich hab mir was ganz spezielles für dich ausgedacht, weißt du noch unseren Baum aus Kindertagen? Da habe ich eine Box versteckt, in der viele viele Fotos und Gegenstände, ja aber auch doch noch zwei drei kleine Briefe sind. Nimm dir jeden Tag dort etwas raus und erinnere dich an uns! Erinnere dich an all das, was wir zusammen erlebt haben, jeden Tag ein bisschen. Es sind ausreichend Gegenstände aber du solltest sie dir gut einteilen. Nimm die erste Woche jeden Tag eins raus und dann fang an weniger zu nehmen, sei nicht mehr so abhängig von mir. 

Ein Brief sparst du dir aber bitte bis zum Schluss auf. Dort steht „In Liebe“ drauf. Er ist das letzte was ich dir sagen will. Versprich mir eins, mein kleiner, werde glücklich! 

In Liebe

Kai

P.s. Mach nichts unüberlegtes und folge mir nicht! 

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