OneShots

Hey. • Glpaddl

Hey, na?
Ich bin's, Taddl.
Dein alter bester Freund.
Ja, genau der.
Der, der mit YouTube aufgehört hat um Musik zu machen. Der, der mit dir früher aufgenommen hat und mit dir geredet hat.
Wie geht's dir so, Manu?
Was machst du grad, was denkst du grad? Hast du diesen Brief nur weg geschmissen oder liest du ihn dir ganz durch? Was empfindest du dabei? Wut, Verständnis, Angst, was ich gleich sagen werde?

Ich hoffe auf zweiteres, aber wahrscheinlich bist du eher wütend.

Es tut mir leid, wirklich.
Und ich vermisse dich.
Vermisst du mich auch?
Ich denke nicht.
Hast ja Paluten.
Netter Kerl, habe demletzt mit ihm geredet. Ein bisschen kindlich, aber trotzdem bestimmt ein guter Freund.
Habe ein Video von euch geschaut.
Ihr kommt gut miteinander klar. Fast so wie wir früher, weißt du noch? Wie wir miteinander aufgenommen haben, gelacht haben, uns sogar einmal getroffen haben?
Es war eine Woche vor dem Kontaktabbruch, dem Abbruch von meinem alten Leben. Ich war mit Ardy unterwegs, wir waren zufälligerweise in Essen, bei einer Tankstelle.
Nie hätte ich gedacht, dass ich dich treffen, geschweige denn erkennen würde.
Aber, kleiner als ich, längerere, braune Haare, grüne Augen... Naja, da denkt man schon nach.
Und als du dann angefangen hast zu sprechen, war es klar.
Weißt du noch, was du gesagt hast?

Nein?

War klar. Bist schon ein bisschen vergesslich, wenn man so darüber nachdenkt...
Ich weiß es noch.
'Säule 3 und die Marlboro bitte'.
Zwei Welten sind für mich in ein anderes Licht gerückt - erstens, dein Aussehen. Ich hatte akzeptierst, dass ich es nicht wusste. Am Anfang war es schwer, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und dann... 'Marlboro'. Du hast geraucht - tust du es immer noch? Ich glaube, ich war enttäuscht. Schließlich hast du dich im Privaten oft genug darüber aufgeregt, wie man seine Lunge nur kaputt machen kann. Oder war die Paclung für jemand anderen? Bis heute weiß ich es nicht; werde es nie wissen.
Auf jeden Fall sah ich dich - mir wurde mein Atem genommen. Bevor es irgendwer realisieren konnte, weder du, noch Ardy oder ich, war ich zu dir gelaufen und hatte dich angetippt.
Oh Gott, du wurdest so blass.
"H-heißen sie Manuel Büttinger?"
Unverschämt, ich weiß.
Aber weißt du, was noch unverschämter war?
Dein klares, deutliches 'Nein'.
Noch nie hat etwas so geschmerzt - ich wusste doch schon, wie du aussahst, was wäre an einem Gespräch so abwegig?
Aber du hast gelogen, bist weggegangen und Ardy musste mich irgendwie zum Auto bugsieren.
Ich war geschockt, paralysiert - enttäuscht.
Die nächsten Tage sprach ich kaum - oft wurde ich gefragt wieso mir das so arg weh tat; doch ich wusste es selber nicht.
Ich war mir über gar nichts mehr sicher;
Warst es wirklich du gewesen?
Aber wenn nein, wieso schriebst du mich nicht mehr an?
Was war so schlimm daran gewesen?
Und wieso tut das so weh?
Fragen über Fragen, mein Kopf war einfach voll. Wahrscheinlich viel mir gerade deswegen der Kontaktabbruch leichter. Meine Gefühle waren wie betäubt - auch die folgenden Wochen.
Die anderen versuchten mich ab zu lenken, doch niemand hat es richtig geschafft. Auch jetzt, sieben Jahre später, denke ich noch oft an dich.
Geht es dir genauso?
Oder musste ich mit diesem Brief erst noch deine Erinnerungen wecken?
Ich weiß es nicht - kann dich nicht mehr einschätzen. Ich kenne deine Macken, deine Fehler und Gewohnheiten.
'Menschen verändern sich; komm damit klar oder lass es halt bleiben!'
Hast du dich auch so arg verändert, wie ich?
Oder bist du immer noch der Manuel, in den ich mich verliebt habe?
Ja, verliebt.
Jetzt ist es raus.
Hmm, komisch.
Irgendwie... Fühle ich dabei nichts.
Als wäre es mir egal, was du denkst.
Aber das ist bestimmt nicht so.
Wieso bin ich gerade so gleichgültig?
Das bin ich schon eine Weile.
Das macht mir Angst.
Wo ist das Kribbeln hin, wenn ich an dich denke?
Wo ist die Angst hin, wenn ich auf einen Auftritt gehe?
Wo ist die Freude hin, wenn ich mit den anderen unterwegs bin?
Meine Gefühle sind wie gelöscht - ich weiß, was ich fühle, doch fühle es nicht.
Ich weiß, dass ich dich liebe, doch fühle diese Liebe nicht.
Und ich möchte es fühlen.
Aber dann schmerzt es wieder so unglaublich.
Und deswegen schreibe ich diesen Brief.
Lebe bitte damit.
Ja, ich bin schwul.
Ja, ich liebe dich.
Ja, seit fast über 10 Jahre.
Ja, du liebst mich nicht.
Ja, du bist hetero.
Aber ich wollte, dass du es weißt.
Mehr nicht.
Dass ich, wenn ich an dich denke, nicht mehr die Hoffnung haben kann, dass du die Gefühle erwiederst. Woher ich das weiß?
Wenn du sie erwiedern würdest, würdest du zu mir kommen.
Absender steht auf dem Briefumschlag.
Aber das wirst du nicht.
Trotzdem danke für's Lesen.
Danke.
Lebe wohl,
Thaddeus Tjarks.

(800 Wörter, ganze vier Seiten. Krass. Für nur einen Satz. Ich liebe dich.)