Kapitel 22:

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Der Dezember war angebrochen und der erste Schnee war gefallen. Mittlerweile hatten fast alle eine Begleitung für den Ball gefunden und die Anfragen auf mich waren weit zurück gegangen auf null pro Tag seit es von Fred und George bestätigt wurde, dass ich meine Begleitung gefunden hatte. Ich traf mich fast jeden Tag mit Poliakoff nach der Schule und lernte ihn besser kennen. Seine Eltern lebten beide noch und er war, wie ich bereits wusste, in einem kleinen Dorf in Bulgarien aufgewachsen, bis er mit elf Jahren in die Durmstrang Schule ging. Ich fand es trotzdem immer noch etwas angsteinflößend zu wissen, dass sie dort auch schwarze Magie lehren, nicht so wie in Hogwarts. Hier gab es ja noch das Fach, das gegen diese dunklen Künste sprach. Poliakoff war Einzelkind, kannte Viktor seit seinem ersten Tag an der Schule und hatte bereits eine Freundin, mit der er ein Jahr lang zusammen war. Er erzählte alles so offen und sein Leben schien irgendwie immer positiv verlaufen zu sein, weil seine Eltern wohlhabend waren. Als ich dann mit meiner ganzen Lebensgeschichte kam, bekam er großes Mitleid mit mir und sagte, dass er so ein schlimmes Leben noch nie gehört hatte. Aufgemuntert hatte es mich nicht ganz, denn ich wurde schon etwas emotional, als ich das mit meinen Eltern erzählt hatte und erst seit wenigen Jahren wusste, dass Dumbledore mein Großvater war. Aber mir fiel auf, dass wir gut miteinander klarkamen und man sich Poliakoff unterhalten konnte, wenn einem etwas bedrückte. Hermine hingegen sagte mir, dass Viktor ganz anders war. Er schaute ihr eher beim Lernen zu, als mir ihr mal zu reden und sich bessern kennenzulernen. Jedenfalls war der Weihnachtsball am nächsten Abend, einem Tag vor Weihnachten, was ich wirklich nicht gedacht hatte, denn ich dachte, dass er auf Weihnachten war. Die Schüler, die doch keine Begleitung hatten, verbringen die Weihnachtsferien Zuhause oder hocken den Abend alleine im Zimmer herum.

Am Nachmittag nach der Schule ging ich über den Innenhof durch die Brücke zu den Steinen, wo wir letztes Jahr beobachtet hatten, wie Seidenschnabels enthauptet wurde. Dann folgte ich den Berg nach oben zum Turm, wo unsere Eulen meist hausten und Briefe abschickten oder zukommen ließen. Als ich die Treppen hochging, kam mir Cho entgegen, begrüßte mich schnell und verschwand dann wieder. Als ich oben im Turm angekommen war, sah ich Harry und sein Gesichtsausdruck sagte schon alles.

„Du hast sie gefragt, stimmt's?", fragte ich ihn.

„Hat sie's dir gesagt?"

„Nein, aber dein Gesicht." Ich kam ihm näher. „Tut mir Leid für dich, Harry."

„Ach, Schwamm drüber."

Ich ging zu Eugen und nahm den Brief aus seinem Schnabel. Der Brief war von McOtello. Endlich hatte ich eine Antwort erhalten, denn ich wartete seit mehr als fast zwei Monaten auf diesen Brief. Jedes Mal wenn ich im Turm war, musste ich die große Enttäuschung mitansehen, dass Eugen leer da stand und sein Gefieder putzte. Ich steckte ihn mir ein und setzte mich neben Harry, der seine Hände rieb und Blut aus seinem Finger saugte.

„Was ist passiert?"

„'Ne Eule hat mich gebissen."

Ich nickte und stand dann wieder auf, weil es mir kälter wurde und Harry womöglich alleine sein wollte. Ron und er taten mir leid, denn sie waren einer der Wenigen, die noch keine Begleitung hatten.

„Jade, möchtest du nicht mit mir auf den Ball gehen?"

Ich lachte kurz auf. „Warst du nicht dabei, als Poliakoff mich fragte?"

„Oh stimmt... Ganz vergessen."

Mir fiel Harrys Gefühle auf und ich schämte mich, dass ich das nicht sofort bemerkt hatte, wie er sich fühlte. So leer und einsam.

„Tut mir leid, Harry."

„Ach, schon in Ordnung. Hey, hast du schon das Rätsel mit dem Ei schon gelöst?"

„Nein, ich verstehe das Geschreie nicht."

„Ich auch nicht."

Harry spielte mit seinem Finger, der immer noch blutete, während ich wie ein Eisblock dastand und nicht wusste, was ich zu ihm noch sagen sollte. Ich kam zum Entschluss mich einfach zu verabschieden.

„Ich geh' dann mal. Wir sehen uns."

Als ich die Treppen herunterging, huschte ich den Berg hinunter über die Brücke zum Innenhof und sah, dass Harry immer noch alleine auf dem Turm hockte und darüber nachdachte, wie alleine er doch war. Ich wäre mit ihm gegangen, wenn Poliakoff mich nicht gefragt hätte, ganz sicher. Als ich in meinem Zimmer verschwand, lag Cho im Bett und laß ein Buch, währenddem Luna mit ihren Zehen spielte, das sie in letzter Zeit deutlich öfters machte. Manchmal musste man dem Mädchen mal Steine an den Kopf hauen, um zu wissen, ob sie noch ganz bei Sinnen war.

„Von wem ist der?", fragte Cho und ließ ihr Buck sinken. „Etwa von deinem Poliakoff?"

„Nein.", lachte ich. „Der ist von McOtello." Ich starrte zu ihr hoch. „Und außerdem ist er nicht mein Poliakoff."

Ich öffnete aufgeregt den Umschlag und laß alles in Ruhe durch.


Jade,
ich kann nicht glauben, was ich in deinem letzten Brief gelesen habe. Du im trimagischem Turnier? Ich frage mich, wie das vorfallen konnte. Hast du dir irgendwie dieses Jahr bestimmte Feinde gemacht oder sonst irgendwann? Ich hoffe, du weißt, was du da tust. Ich habe den Tagespropheten gelesen und sie schrieben über deine erste Aufgabe, dass du diese sensationell gemeistert hast. Aber ich habe schreckliche Angst um dich. In diesem Turnier sind in den letzten hundert Jahren Schüler gestorben. Solche Turniere sind nichts für schwache Nerven, das sage ich dir. Ich muss dir gestehen, als ich in der fünften Klasse war und die Trimagischem Turniere in Durmstrang stattfanden, nahm ein Freund von mir an dem Turnier teil und starb während der zweiten Aufgabe. Ich kannte ihn einigermaßen gut und wir alle trauerten sehr. Niemand weiß bis heute so richtig, wie er gestorben ist, nur die Champions, die unter Schock standen, außer der aus Durmstrang. Der grinste einige Male bei der Trauerzeremonie. Ich bin mir bis heute noch sicher, dass er für den Tod meines Freundes verantwortlich war. Seitdem hasse ich auch diese Schule. Ich hoffe, dass du diesen robusten Männern aus dem Weg gehst, denn die haben es gewaltig hinter den Ohren, wenn man sie wütend macht. Bitte pass bloß auf dich auf! Ich hoffe, dass ich niemals deinen Tod im Tagespropheten lesen werde und ich bete für dich, dass du heil aus den Aufgaben wieder herauskommst. Mir ist es egal, ob du gewinnst oder verlierst, du bist bereits mein Champion der Trimagischen Turniere. Viel Erfolg.

Tut mir leid, dass der Brief so lange gedauert hat, aber meine Eule ist gestorben und um eine neue zu bekommen, musste ich erstmal zur Winkelgasse, wobei ich überhaupt keine Zeit hatte, weil hier im Waisenhaus sehr viel zu tun ist. Vergib mir.

Bitte schreibe mir, wenn etwas dich bedrückt, ja? Das ist sehr wichtig, dass ich über alles informiert bin, was in deiner Zeit in Hogwarts vorfällt.

Zart McOtello

P.S: Viel Spaß auf dem Weihnachtsball. Ich hoffe, du hast deine richtige Begleitung gefunden.


Ich musste schon bei dem Gedanken grinsen, als er sagte, dass ich mich von den Schülern der Durmstrangs fernhalten sollte, aber mir dann wiederum viel Spaß für den Weihnachtsball wünschte. Ich wurde ihm das aber nicht verheimlichen. Wieso denn auch? Ich sollte ihn doch über alles wissen lassen, was in meiner Zeit in Hogwarts passiert und das war – für ihn jedenfalls – ein Vorfall. Ich legte den Brief in meine Schublade, zog meine Schlafkleidung an, bat Luna endlich einzuschlafen und machte das Licht aus.

Jade Brian: Das Trimagische TurnierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt