Der CEO

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Wir gehen eine Etage tiefer. Jeder unserer Schritte wird von einem roten, schweren Teppich gedämpft, der sich mit der Wendeltreppe, hinunter und hinauf, um den Lift schlingt. Die Wände bestehen aus großen, glatt behauenen Steinquadern. Meine rechte Hand gleitet sanft über die kalte Oberfläche des Natursteins. Das Ambiente wirkt alt, und dennoch bricht der gläserne Aufzug stilvoll mit der gesamte Kulisse. Die Kabine zieht an uns vorbei und ich sehe eine komplett nackte Frau durch die Gitter, die neben den Füßen eines Mannes Kniet und ihren Kopf an seine Seite schmiegt. Wir nehmen die Stufen nach unten und an uns vorbei sausen, emsig wie Bienen, zahlreiche bedienstete Frauen; genauso gekleidet, wie unsere Bedienung. So offen, so nackt, so interessant. Ein Funke der Bewunderung huscht durch mich, doch ich versuche ihn sofort zu löschen, im Keim zu ersticken. Mr. Norton reißt mich aus meinen Gedanken.
"Eleyna, bevor wir gehen... Ich möchte doch nicht, dass du mir verloren gehst", sagt er und hält einen Karabinerhaken vor mein Gesicht, der an einem ledernen Seil hängt.
"Ist das eine Hundeleine?", bringe ich erschüttert hervor.
"Es ist die beste, die ich für Geld bekommen konnte. Es ist feinstes Nappaleder. Siehst du diese Schlaufe? Selbst wenn ich kräftig daran ziehe, schmeichelt das Leder meiner Hand und schneidet mir nicht ins Fleisch."
Wir laufen durch die Gänge und an jeder Ecke gibt es etwas neues, interessantes zusehen. In einer Seite, recht am Anfang, sehe ich eine Chaiselongue. Auf ihr liegt eine Frau, mit nichts außer allerlei Früchten und anderen Häppchen auf sich. Sie dient den Gästen als Buffet und ich ringe nach Fassung. In wieder einer anderen Ecke stehen Gäste in einer Traube um einen Käfig und in ihm sitzt ein junges Mädchen, es schaut aus als wäre sie in meinem Alter. Ihr Kopf, sowie ihre Hände ragen aus den Stangen hervor und sind mit einer Holzschiene fixiert. Ihre Knöchel sind mit Ketten aus Stahl am Boden befestigt. Zwischen ihren Beinen prangt ein Magic Wand, der ihr an den Oberschenkel gebunden ist und mit voller Leistung vibriert. Ihre Züge haben etwas animalisches, sie hat den Mund weit geöffnet und ihre Augen sind leicht nach oben gedreht. Sie sieht verschwitzt aus, ich frage mich, wie lange sie bereits in dieser Position verharrt. Meine Gedanken werden gestört, als an meiner vergessenen Leine gezerrt wird und ich zum weiter gehen gezwungen werde. Wir gehen ein Stück weiter und ich entdecke eine Bühne, auf ihr sitzen verschiedenste Frauen und warten auf Befehle ihrer Sirs um vorgeführt zu werden. Wir stellen uns vor die Tribüne und beobachten das Spektakel ein wenig. Ich merke schnell, dass es keine Männer sind die Befehle geben sondern Frauen. Diese meinte er wohl als er die Regentinnen erwähnte.

"Auf die Knie, öffne deine Schenkel und präsentiere dich deiner Herrin", rief eine der Regentinnen zur Bühne hoch und prompt folgte die junge Frau den Anweisungen und tut wie ihr befohlen wird.

"So weit sind wir leider noch nicht Anna", sagt Mr. Norton mit einem wehmütigen Ton, in dem aber gleichzeitig Zuversicht mitschwingt. Ich nicke nur, er hat schließlich recht und mit etwas Glück wird er das auch nie haben. Die Atmosphäre erschlägt mich förmlich. überall liegen fein gewebte Teppiche auf den Böden. Wo keines dieser Luxusobjekte liegt, zeigt sich der dunkle, weiß melierte Marmor in seiner ganzen Pracht. Überall hängen große Kerzenleuchter, die aber modern umgerüstet sind und ein gelbes, wohltuendes Licht im Zimmer verbreiten. Die Fenster sind in alte Rahmen gefasst und haben dicke, schwere Vorhänge zu beiden Seiten. Es herrscht ein angenehmes Klima und frische Luft zirkuliert durch den gesamten Raum. Man merkt förmlich, wie viel Vermögen, hier investiert wurde, aber auch wie viel hier versammelt ist. Die Personen, die sich ihre Kleidung aussuchen durften (also nicht wie ich), sind stilvoll gekleidet. Manche im Stile der Zwanziger Jahre, manche wie zu der vorletzten Jahrhundertwende, die meisten aber zeitgemäß, wenn auch nicht weniger edel. Das Klischee von Lack und Leder bei solchen Vereinen ist nun endgültig zerstört. Man merkt wie viel hier auf Details und Kleinigkeiten geachtet wurde. Selbst die Tribüne hat geschnitzte Kanten, die von ihrer Machart an korinthische Kapitelle erinnern. Eine entblößte Sklavin, an deren linke Handschelle ein Tablett fest fixiert ist, bietet meinem Sir ein Glas Rotwein an. Er nimmt es gerne entgegen. Als sie das Leinenende in der Hand sieht schaut sie nicht einmal in meine Richtung. Sie weiß, was ich bin und welche Rechte ich hier genieße. Das Recht auf Bedienung scheinbar nicht. Dann geht sie wieder, wir stehen jetzt schon etwas länger es scheint als würden wir auf jemanden warten. Mr. Norten schaut auch schon unauffällig durch die Gegend, als mir von hinten auf die Schulter getippt wird und ich mich umdrehe

"Hallo Eleyna, freut mich dich endlich persönlich kennenlernen zu dürfen.", Blitzschnell dreht sich dann auch Edward um.

"Guten Abend Philipp, ich hatte mich bereits nach dir umgesehen."

"Da bin ich jetzt Edward, und ich sehe du hast sie dabei, sie ist wunderschön wie immer.", Er dreht sich zu mir und nimmt meine Hand in seine dann küsst er sie zärtlich, ich merke sofort die Spannung an der Leine, das scheint Mr. Norten gar nicht zu gefallen.

"Wie hat es dir hier bisher gefallen Eleyna?", er steht sehr nah an mir und ich kann sein Aftershave riechen.

"Ehhm, ist ganz nett hier denke ich.", ich weiß nicht was ich sonst antworten soll, dazu kommt das mich diese merkwürdige Spannung zwischen Edward und Phillip sehr irritiert, er dreht sich wieder zu Mr. Norten.

"Sie hätte mir gehören sollen Edward, du bist hier und ich hoffe du hast eine Erklärung",

"Sie wird dir niemals gehören Phillip dafür werde ich sorgen, ich bin hier um dich zu warnen. Halte deine Hunde von meinem Haus weg, sollte ich sehen das weitere Bilder von Eleyna gemacht werden, wird unsere Geschäftsbeziehung scheitern und ich werde zu deinem Alptraum."

"Du willst mir Drohen Edward, dann lass dir eines gesagt sein, ich bekomme immer was ich will"
Sie schauen sich eiskalt an und ich stehe kurz vor meiner Ohnmacht. Was geht hier grade bitte ab. Dann dreht sich Phillip zu mir.

"Wir werden uns wieder sehen Eleyna, bald schon."
Daraufhin geht er. Ich schaue ihm noch kurz hinter her und als ich mich umdrehe sehe ich, wie angespannt Mr. Norten neben mir steht, jede einzelne Faser in ihm scheint zu arbeiten, aber das ist Garnichts im Vergleich zu seinem Gesicht; dieser eiskalte Blick lässt mich erschaudern. Dann klingelt ein Handy, es ist das von Mr. Norten.

"Ja?!", schreit er grade zu ins Telefon, dann wird er still.

"Phillips Männer??!!, wann sind sie eingetroffen?", dann wieder Stille.

"Wie viele sind es? Ja wir machen uns sofort auf den Weg, halten sie das Auto bereit."
Er legt auf, dann geht er los und ich werde sofort von der Leine mitgerissen. Wir werden immer schneller. Ich sehe den Ausgang schon, irgendwas stimmt hier nicht, es stehen zu viele Menschen davor. Mr. Norten wird langsamer schaut sich um und dann laufen wir in die andere Richtung.

"Was ist hier los", sage ich atemlos.

"Du bist in Gefahr Anna, ich hole dich hier raus."

Under the TreesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt