Nachdem ich aufgestanden war, frühstücken wir jetzt ; nichts außergewöhnliches, etwas leichtes, zuckersüßes. Neben dem Klang des Stücks von Chopin, bewegen sich seine Lippen sinnlich. Ich starre diese an. Ich werde dessen niemals müde, ein solcher Anblick und doch die ungemeine Gefahr, die in ihm steckt, so widersprüchlich und doch zieht er mich an wie die Erde den Mond.
"Eleyna hörst du mir überhaupt zu, ich spreche mit dir?!"
Wieder und wieder spüre ich den Hauch seines Atems und verliere mich darin."Anna, verdammt jetzt antworte!"
"Edward selbst wenn ich höre bin ich nicht in der Lage zu bereifen."
Als wäre er geschockt, über das was ich sagte, lehnt er sich jetzt in seinen Stuhl zurück und packt sich am Kinn."Melancholie? Wir sind auf der Flucht Anna! Du musst einen klaren Geist haben und bei Verstand bleiben. Wo ist das Mädchen hin, das Pläne zur Flucht schmiedet? Wo ist das Mädchen das lebendig ist?"
"Tod", antworte ich kurz und knapp. Nicht das ich alles aufgebe so ist es nicht, nur habe ich meinen Geist aufgegeben. Die Unbeschwertheit ist völlig verflogen, die gegensätzlichen Hoffnungen zerfressen meine Seele, suizidale Gedanken längst zum Alltag geworden und Appetitlosigkeit und Mangelerscheinungen scheinen meinem Antlitz schon immer angehört zu haben. Nicht, das es mich wirklich wundert verlässt er wütend den Raum, doch womit ich nicht gerechnet habe, tritt er jenen so stürmisch verlassenen Raum mit einer weiteren Person wieder ein.
"Das ist Dr. Andrew, er ist Psychologe er wird dich ab heute behandeln. Sei so gut und sprich mit ihm."
Die Gestalt tritt an mich heran doch ich will sie nicht sehen, ein weiterer unterkühlter Mensch der irgendetwas von mir will und mechanisch das tut was Mr. Norten von ihm verlangt kann ich nicht gebrauchen."Komm mit mir mit Anna, wir werden sehen das es dir bald besser geht."
Wunderlich, ein Sklave Nortens will, dass es mir besser geht? Weil ich keine Lust habe zu diskutieren folge ich ihm ohne einen Ton und ohne einen Blick an Edward zu wenden. Wir setzten uns einen Raum weiter und er schließt die Türe, nur wir beide und die endgültige Stille, die uns umgibt. Zu meinem Bedauern wird diese aber nach kurzer Zeit wieder durchbrochen."Nun Anna, erzähl doch etwas von dir"
Er mustert mich, und ich ihn. Seine Gestalt sehr klassisch, doch seine Augen durchbrechen den Schein. Sie sehen ebenso traurig aus, wie es meine tun."Ich bin mir sicher ihr Boss hat ihnen alles über mich zu verstehen gegeben"
etwas stolz über mein wieder erlangtes Selbstvertrauen setzte ich mich aufrecht hin und rücke meinen Stuhl provozierend nah an ihn heran."Ich würde aber gerne alles noch einmal aus deinem Mund hören, liebe Anna"
Das sagte er als wäre er schon 60 statt seiner 30 und lehnt sich leicht zurück, vielleicht um meinen Blicken auszuweichen."Ich bin Alice in einem Wunderland und alle um mich herum sind die Anhänger der bösen Königin, oder des bösen Königs wohl eher. Und sie...sie sind mein verehrter Hutmacher. Wissen sie, ich bin gefallen und habe mich verlaufen. Ich finde den Weg nach Hause nicht mehr und kein weißer Hase der mich errettet. Der Weg hin ist nicht der selbe Weg zurück, verstehen sie Herr Hutmacher? Ich bin gefangen in meinem eigenen Geist und die Uhren ticken unaufhörlich in einem Tod erbringenden Tackt. Tick, tack, tick, tack, tick, tack, tick, tack und immer höre ich den Hasen sprechen: 'Hast du Glück, ist das gut. Hast du kein Glück, ist das auch gut. Hattest du eben Pech. War vielleicht dein Glück.' So verwirrend Herr Hutmacher, wollen wir nicht lieber spielen?"
Eine lange Zeit herrscht Stille und ich kann geradezu spüren, wie sein Hirn rattert, er denkt und er denkt.
"Lass uns spielen Anna", ein kurzes Räuspern "Ich meine Alice."
"Phantasie Dr. Andrew, strengen sie sich an! was sehen sie?"
Er beschreibt mir das Zimmer und alles was um uns herum steht oder was grade am Fenster vorbeifliegt, dabei ist er aber ziemlich genau. Nichts davon auch nur einen hauch von Phantasie"Jetzt bist du an der Reihe."
"Ich sehe Gitter, sie gehören zu der mich umgebenden Szenerie. Sie sind kühl.. der mich tragende Boden scheint aus Lava, jeder Schritt brennt. Doch ohne schritte zu setzen verglühe ich. Also laufe ich in meinem Gefängnis hin und her und aus Tagen wurde Last aus Wochen wurde Schmerz. Würde man dem Ort einen Namen geben, so hieße er Niemandsland. Wissen sie Herr Hutmacher das unwiderrufliche birgt gefahren also lässt man einen Schlüssel im Rätsel der alle Türen öffnen kann, eine sogenannte Hintertür. Eine absolute Sicherheit. Nun, ich habe lange zugebracht diesen zu finden, ich werde hinsichtlich dessen noch ein wenig überlegen müssen aber nicht mehr alt zu lang. Vergessen sie die Uhren nicht und deren rufenden tackt."
"Sie sind wirklich interessant Anna, ich denke wir können diese Stunde jetzt beenden. Ich habe viel worüber ich jetzt nachdenken muss um unsere nächste Stunde vorzubereiten ich werde Mr. Norten über den guten verlauf der stunde unterrichten ihm aber keine näheren Details nennen, seien sie sich also bei mir versichert über alles offen sprechen zu können"
Wir erheben uns und stehen voreinander. Man hätte zwischen uns keinen Raum zum durchgehen gehabt. Er schaut mir fragend in die Augen und ich schenke ihm ein liebliches Lächeln. Dann bewegen wir uns zur Tür, ich laufe ihm langsam hinterher. Bevor er die Türe öffnet dreht er sich um als wolle er etwas sagen, man merkt wie er den Gedanken verwirft und der Türgriff sich anschließend nach unten senkt und wir den Raum verlassen. Ich setzte mich zu Mr. Norten der das Ende der Stunde sehnsüchtig erwartet hat und lausche dem Austausch beider Herren."War sie artig, hat sie gesprochen", höre ich Norten sagen.
"Wir werden wohl noch etwas brauchen Monseigneur, aber ich denke wir werden voran kommen."
"Vielen dank Andrew, wir können sie dann jetzt verabschieden. Bis zum nächsten Mal.", einen Nicken und er erhebt sich und wendet sich Richtung Türe, ich erhebe mich ebenfalls.
"Lassen sie uns das wahre Spiel beginnen Herr Hutmacher, ich glaube meinen Schlüssel gefunden zu haben."
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Under the Trees
Misteri / ThrillerStockholm Syndrom. Nach dem Umzug in die schottische Provinz, bricht für Eleyna Willson ein neuer Lebensabschnitt an. Sie trauert ihre Vergangenheit nicht hinter her und erhofft sich ein guten Neustart mit einem neuen Umfeld und der weiten Landscha...