Abrupt drehte ich mich um und ergriff die Flucht. Natürlich zu überstürzt und zu laut. Kurz darauf hörte ich, wie sie mir folgten. Ich verließ den Kerker und rannte einen langen staubigen Gang entlang. Rechts, links, rechts folgte ich ihm, die Rufe der beiden Slytherins dicht hinter mir. Schließlich kam ich in einer Weggabelung schlitternd zum Stehen. Egal, wo ich langlief, sie würden es hören. Panisch drehte ich mich einmal im Kreis.
Ich wusste, ich würde ein Problem kriegen!
Dann bemerkte ich eine Nische in der steinernen Wand. Sie wirkte wie ein kleines, dunkles Tor. Hastig krabbelte ich hindurch, quetschte meinen Hintern hinein und lehnte mich an die unebene Rückwand. Mein Herz raste, als ich lauter werdende Schritte hörte, dann sah ich Beine vor dem Spalt. Sie blieben stehen.
"Ich hab sie hier langgehen sehen."
"Aber ich kann sie nicht sehen oder hören."
"Vielleicht hat sie einen Zauber gewirkt?"
Ich fragte mich, wie doof man nur sein konnte. Jeder normale Mensch hätte sich hier getrennt und wäre beide Gänge lang und die Intelligenten hätten mein Versteck entdeckt. Vorsichtig wich ich noch weiter zurück. Ein leises Knacken ertönte, als ein Stein unter meinen Schuh geriet. Entsetzt hielt ich die Luft an und verkrampfte.
"Da war was!", kam die träge Bemerkung von einem der beiden und die Beine näherten sich mir.
Panisch schlang ich die Arme um mich selbst und dachte an alles, was sie mir vielleicht antun könnten.
Sie hatten mich fast erreicht. Da bewegte sich auf einmal die Wand hinter mir ein wenig und etwas Dunkles legte sich vor mich. Ich unterdrückte einen leisen Aufschrei und berührte unsicher das dunkle Etwas. Es fühlte sich ledrig an.
"Da ist nichts", drang die etwas dumpfe Stimme von Crabbe oder Goyle durch das Lederzeug.
"Dann lass den Gang nehmen."
Kurz darauf entfernten sich die Schritte und verschwanden schließlich gänzlich.
Kaum waren sie weg, bewegte sich das Lederzeug und verschwand wieder. Verängstigt kroch ich aus der Spalte und fuhr herum, dann wurden meine Augen ganz groß.
Ein Wesen kam aus der Spalte geklettert. Es sah aus wie ein dunkler, schwarzbrauner Stein. Es hatte eine hundeähnliche Schnauze, ein faltiges Gesicht mit Stumpen, die einmal Hörner werden könnten, großen Ohren, fledermausähnlichen Flügeln, einem langen Schwanz mit einer Art Quaste am Ende und Armen und Beinen mit langen Krallen. Neugierig richtete sich das kniehohe Geschöpf auf und warf mir einen Blick aus leuchtenden, roten Augen zu.
Es sah aus wie einer der im Schloss verteilten Wasserspeier, aber es lebte.
"W... was bist... du?", stotterte ich und betrachtete das Wesen verunsichert.
Es sah furchterregend und seltsam aus, aber es bestand kein Zweifel, dass es mich vor den beiden Slytherins versteckt hatte. Das ledrige Etwas mussten seine Flügel gewesen sein.
"Ich bin Floh, ein Gargoyle. Aber das musst du doch als Hexe wissen! Überall im Schloss stehen doch welche und... oh, ihr nennt uns Wasserspeier, nicht?", plapperte er mit einer knirschenden Stimme.
Ich starrte ihn an.
"Willst du mir sagen, dass ihr alle lebt?", keuchte ich.
Er legte den Kopf schräg und beobachtete mich interessiert.
"Aber natürlich. Tagsüber schlafen wir normalerweise, aber sobald die Sonne untergeht, sind wir wach", teilte er mir fröhlich mit.
Ich setzte mich auf den Boden und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht.
Ich sollte mich nicht wundern...
"Danke, dass du mir geholfen hast. Ich will nicht wissen, was die getan hätten, wenn sie mich erwischt hätten", sagte ich ehrlich.
"Was wollten die von dir? Wer bist du überhaupt?", wollte der Gargoyle aufgeregt wissen.
"Ich bin Leila Starling. Und ich habe jemanden verärgert, den sie beeindrucken wollten", erklärte ich ihm.
Er warf mir einen fragenden Blick zu, also fasste ich ihm die Geschichte zusammen.
"Du hast dich verirrt? Sag mir, wo du hinmusst, und ich kann dich hinbringen", bot er mir an und schenkte mir ein breites Lächeln, was stark an eine Teufelsfratze erinnerte.
"Ich muss zum Gryffindorturm", antwortete ich dankbar.
Mit einem Brummen schlug er ein paarmal mit den Flügeln und ließ sich auf meinen Schultern nieder, den Schwanz schlang er einmal um mich herum.
Kaum berührte er mich, blitzte in meinem Kopf eine Art Karte voller Linien auf und ein schwindelerregendes Gefühl überkam mich, doch es verschwand sofort wieder.
"Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich vergesse immer, dass ihr das nicht so gut vertragt", entschuldigte er sich betreten.
"Aber was war das?", fragte ich und machte mich auf den Weg.
"Die Kraftlinien. Der Grund, warum wir hier sind."
Ich drehte den Kopf und schaute ihn fragend an.
"Also, Kraftlinien sind pure Energien, die in Linienform überall in der Welt sind. Menschen und Zauberer können sie nicht sehen, höchstens spüren. Gargoyles können sie sehen, sie können sie auch nutzen, um von Ort zu Ort zu springen, indem wir unser Bewusstsein an sie anpassen. So ähnlich wie euer Apparieren, nur anstrengender und angenehmer. Hier in Hogwarts kreuzen sich die beiden größten Linien auf dieser Seite der Welt, was der Grund für die Macht des Schlosses ist. Ich verrate dir ein Geheimnis: Ohne die Kraftlinien gäbe es keine Magie. In der Nähe von Kraftlinien seid ihr oft mächtiger, deshalb ist die Schule hier. Aber das wissen nur wenige, unter anderem der Schulleiter. Aber auch nur, weil er an einen von uns gebunden ist," berichtete er.
"Gebunden?", hakte ich nach.
"Manchmal hängt ein Gargoyle sein Herz an einen Zauberer oder eine Hexe, dann passt er seine Aura an diese Person an und sie können sich gegenseitig spüren, wenn sie wollen. Es hat auch andere Vorteile, aber auch Nachteile. Unter anderem, dass der Gargoyle immer dem Menschen folgt und viele glauben, dass er die Familie deshalb verlässt. Aber das stimmt nicht immer."
Von den ganzen neuen Informationen brummte mir der Schädel und ich bemerkte erst, dass ich vor dem Bild der fetten Dame stand, als Floh mich darauf aufmerksam machte. Er sprang von meinen Schultern, landete auf dem Treppengeländer und winkte mir mit dem Flügel zu.
"Ich kann dich morgen nach Sonnenuntergang besuchen, wenn du willst, dann kann ich dir mehr erzählen", verkündete er, dann ließ er sich vom Geländer fallen und flog davon.
Fasziniert sah ich ihm eine Weile nach, dann nannte ich das Passwort und trat ein.Wie findet ihr Floh? Ich dachte, so ein Wesen passt gut in die Geschichte und er wird im Laufe der Zeit auch eine wichtige Rolle spielen. Die Gargoyle/Kraftliniensache stammt übrigens aus den Rachel Morgan-Romanen von Kim Harrison. Großartige Bücher, ich kann sie nur empfehlen. Das Bild soll übrigens Floh darstellen.
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Drachenfeuer ~Harry Potter FF~
FanfictionLeila hatte es in ihrem Leben nie einfach. Als Weise wuchs sie in einem Weisenhaus auf, bis ein gewisser Albus Dumbledore auftaucht und sie mit nach Hogwarts nimmt. Denn sie ist eine Hexe. In der Schule erfährt sie vieles über sich selbst und lernt...