38. Spiele, Sturzflüge und Überlegungen

509 28 0
                                    

Mein erstes Quidditschspiel kam näher und ich wurde immer nervöser. Vor allem, da die Slytherins im letzten Moment abgesprungen waren und wir jetzt gegen Hufflepuff antreten sollten. Ich war schrecklich nervös und da halfen auch nicht die Zwillinge, die mich aufzumuntern versuchten.
Wobei „Harry hat sich ja bisher auch nur einmal den Arme gebrochen" nicht wirklich aufmunternd war.
Am Tag des Spiels war ich um sechs Uhr auf den Beinen, starrte auf meinen niegelnagelneuen Nimbus tausend - das Vorgängermodell von Harrys Besen - und betete, dass ich mich nicht ernsthaft verletzen würde.
Wirst du nicht. Ich bin auch noch da, Kleine Flamme', teilte Luin mir verschlafen mit.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Frühstück. Draußen stürmte es so heftig, dass ich mich fragte, wie ich mich auf dem Besen halten sollte.
„Das schaffst du schon. Und wenn du fällst, kann ich als Ersatz spielen", munterte mich Alicia am Frühstückstisch auf.
Ihren Platz im Team hatte ich eingenommen, da sie sich mehr auf die Schule konzentrieren wollte, aber nicht völlig auf Quidditsch verzichten konnte. Darum war sie unsere neue Ersatzspielerin.
Raelyn hatte mittlerweile verstanden, dass ich Teil des Teams war und ihr kein Wort gesagt hatte. Stinksauer hielt sie mir eine Standpauke, die mich glücklicherweise lange genug ablenkte, um etwas zu mir zu nehmen. Dann ging es schon im strömenden Regen zum Spielfeld.
Als wir in die Luft stiegen, wäre ich fast vom Wind wieder runtergeweht worden. Ich klammerte mich fest und keuchte, dann drehe ich mich instinktiv in den Wind und fand sofort mein Gleichgewicht wieder.
Gut gemacht!', lobte Luin.
Die ersten fünf Minuten war ich völlig nutzlos. Ich hatte kaum eine Orientierung in dem Sturm und nicht einmal das Höhnen der Slytherins könnte mich jetzt erreichen. Und dann schoss mit einem Mal der Quaffel an mir vorbei und ich folgte ihm reflexartig. Mit einer Hand erwischte ich das Ding, sah aus dem Augenwinkel einen Hufflepuff herantasten und nutzte einen Trick Luins. Ich riss am Besenstiel und bremste, sodass der gegnerische Spieler an mir vorbei jagte. Dann ging ich in den Sinkflug und gab an Katie ab, die durch einen der Ringe warf.
Danach war ich wieder voll dabei. Bald jubelte das halbe Publikum bei jedem meiner wagemutigen Stunts, die alle nur von meinem Gefühl fürs Fliegen dank Luin kamen. Die Weasleys wussten das und grinsten breit.
Als wir eine kurze Pause einlegten, in der Hermine Harrys Brille verzauberte, um das Wasser abzuweisen, waren wir fünfzig Punkte in Führung.
„Großartig! Ich verstehe einfach nicht, wie du immer diese Manöver erfindest", keuchte Wood und wirkte ein wenig, als wäre das Spiel das wichtigste in seinem ganzen Leben.
Was es anscheinend wirklich war.
Ich war voll in meinem Element. In einem halsbrecherischen Tempo jagte ich quer über das Spielfeld.
Bis ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Es wurde erschreckend still und kalt. Dann schrie jemand Harrys Namen und ich drehte den Kopf.
Unter uns waren unglaublich viele Dementoren und starrten zu uns herauf. Über ihnen schwebte Harry - und fiel vom Besen.
Mein Instinkt übernahm, ich ließ den Quaffel fallen, beugte mich dicht über meinen Besen und schnellte hinab. In meinem Kopf breitete sich Taubheit auf und ich spürte die selbe lähmende Schwäche wie im Zug, doch ich verstärkte die Mauern um meinen Geist, hielt die Dementoren irgendwie draußen und konzentrierte mich auf Harry.
Plötzlich kam Luin mir zu Hilfe. Ihr Geist verband sich mit meinem, stärkte mich. Unter mir fegte etwas helles, leuchtendes auf die Dementoren zu, die auseinander stoben.
Harry fiel und fiel und ich kam ihm langsam näher. Fest fixierte ich ihn. Dann war ich endlich da. Mit der Hand packte ich seinen Umhang und zog ihn auf meinen Besen, dann zog ich nach oben.
Nur Millimeter über dem Erdboden fing ich den Sturzflug ab und setzte sanft am Boden auf. Leute kamen auf mich zu und ich wankte unter Harrys Gewicht, bis jemand ihn mir abnahm. Mit pochendem Herzen sah ich auf und traf auf Dumbledores ernste Augen.
„Gut gemacht, Leila", murmelte er, dann kümmerte er sich um Harry.
Danke, Luin. Für deine Hilfe.'
‚Dafür musst du dich nicht bedanken.'

Das ganze Team hatte sich um Harrys Bett versammelt und stritt darüber, wie sie doch noch gewinnen könnten. Ich sah Harrys Gesicht, dass es ihn wirklich beschäftigte, den Schnatz nicht gegangen zu haben und bekam Mitleid.
„Das reicht! Hört auf damit! Diskutiert das, wenn es ihm wieder gut geht!", fuhr ich die anderen an.
Erstaunt sahen sie mich an. Immerhin war ich gerade mal Drittklässlerin. Unter meinem herausfordernden, beschützerischen Blick aber wagte keiner zu widersprechen. Kurz darauf wurden wir sowieso rausgeschmissen. Natürlich nachdem Harry sich viermal bei mir bedankt hatte, was ich jedes Mal zurückwies. Erstens hatte ich einen Schwur abgelegt und zweitens war er mein Freund.

Mir gefällt das mit den Dementoren nicht. Es ist, als hätten sie es auf Harry abgesehen. Aber warum?', überlegte Luin.
Ich lehnte an ihrer Seite und sie hatte den Flügel schützend über mir ausgebreitet, um mich vor dem Regen zu schützen.
Es war wirklich seltsam. Ich glaubte nicht, dass Harry einfach sensibel war, das war er nämlich nicht.
Dann hatte ich plötzlich eine Idee.
„Was ist, wenn es so ist, wie bei mir? Unsere Verbindung kann jedes Tierwesen spüren. Kann es nicht sein, dass sie seine Narbe spüren? Von Voldemort?", fragte ich.
Luin schwieg nachdenklich, ihr Schwanz zuckte hin und her. Dann brummte sie leise.
Es klingt plausibel. Aber wenn dem so ist, dann muss er doch irgendwie lernen, sich selbst vor ihnen zu verteidigen.'
Ich kann Dumbledore fragen. Oder Lupin."
Was das angeht... ich habe unlängst mit Hermine gesprochen. Sie hat mich gefragt, ob ich bei Vollmond etwas ungewöhnliches bemerkt hätte. Sie hat es nicht genauer erklärt, aber in ihren Gedanken konnte ich genug erkennen. Sie glaubt, Lupin ist ein Werwolf.'
Überrascht sah ich zu ihr auf. Ihre Augen waren auf mich gerichtet.
„Interessant. Könnte sein. Wenn er einer ist, dann ist er aber unmöglich eine Gefahr für uns. Sonst hätte Dumbledore ihn nicht an die Schule gehört."
Vermutlich hast du recht. Sei trotzdem vorsichtig.'

Leila hat ihr erstes Quidditschspiel, rettet Harry das Leben und erfährt mehr oder weniger Lupins Geheimnis. Was sie damit wohl anfangen wird?

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt