22. Erklärungen, Gerüchte und Unruhen

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"Und dann sagte er, er hört etwas und hat uns in diesen Korridor geführt, da war Mrs Norris schon versteinert", endete Hermine mit ihrer Erklärung.
Ich runzelte die Stirn und beobachtete Ginny, Rons Schwester, die so mitgenommen war wie ich am Abend zuvor. Mittlerweile hatte ich mich wieder gefasst, doch die Zwillinge und Archibald ließen mich trotzdem nicht aus den Augen.
"Ich habe heute Morgen Floh getroffen. Er hat mir erzählt, dass wir vorsichtig sein müssen. Anscheinend ist diese Kammer etwas, was den Gargoyles schon lange bekannt ist und ihnen Sorge bereitet", berichtete ich ihr.
"Das macht Sinn. Die Gargoyles sind schon seit der Gründung im Schloss heimisch. Kannst du ihn nicht fragen, was genau das ganze auf sich hat?"
Ich schüttelte den Kopf. "Er will nicht darüber sprechen."
Nach der Schule schlich ich mich wieder zu Luin, die mich besorgt erwartete. Ich setzte mich mit ihr an meiner Seite auf eine Wurzel und starrte sie unverwandt an.
"Du kannst sprechen."
Sie sah mich mit großen Augen an.
Zögerlich streckte ich meinen Geist nach ihr aus.
'Du kannst sprechen', wiederholte ich mich in Gedanken.
Sie blinzelte, dann hörte ich erneut ihre sanfte, klangvolle und leicht quiekende Stimme in meinem Kopf.
'Leila.'
Kann sie auch was anderes sagen?, fragte ich mich selbst.
Anscheinend konnte sie auch Gedanken hören, die nicht direkt an sie gerichtet waren, denn sie sandte mir ihre Belustigung und sagte: 'Leila.'
Ich zog die Augenbrauen hoch.
'Das heißt wohl ja, was?'
'Leila!', antwortete sie fröhlich.
Danach sagte sie ständig meinen Namen und gelegentlich auch ihren eigenen, immer dann, wenn sie meine Aufmerksamkeit wollte. Was oft war.
In der Schule hatte ich aber andere Sorgen: Immer mehr verbreiteten das Gerücht, Harry sei der Erbe, der die Kammer geöffnet hatte und wilde Spekulationen machten die Runde, was diese Kammer eigentlich war.
"Nein, ich habe keine Trolle oder böse Flüche in Harrys Nähe mitbekommen! Sollte in dieser Kammer ein Haufen Trolle sitzen, wäre Mrs Norris jetzt Matsche anstatt ein Stein!", fuhr ich eine Ravenclaw an, die mich ernsthaft fragte, ob Harry in unserer Nähe von Flüchen oder Trollen gesprochen hätte.
Was ein Unsinn! Als könnte ein Zweitklässler eine Katze versteinern!
'Unsinn!', kam es von Luin.
'Super. Das erste Wort, das du lernst, das kein Name ist, ist Unsinn? Na wunderbar.'
'Unsinn, Leila!'
'...'
Raelyn lachte mich aus, als ich ihr davon erzählte.
"Sie kommt ganz nach mir!", prustete sie.
Und dann kam der Tag, an dem Hermine Professor Binns, den Lehrer in Geschichte der Zauberei fragte, was die Kammer des Schreckens sei.
"Sie alle wissen natürlich, dass Hogwarts vor über tausend Jahren gegründet wurde und zwar von den vier größten Zauberern und Hexen des damaligen Zeitalters. Die vier Häuser der Schule sind nach ihnen benannt: Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, Rowena Ravenclaw und Salazar Slytherin. Sie haben das Schloss gemeinsam erbaut, fern von neugierigen Muggeln. Eine Weile arbeiteten sie Seite an Seite, bis Slytherin sich mit den anderen Gründern zerstritt. Er wollte nur Reinblüter in der Schule aufnehmen. Zuletzt verließ er die Schule.
Der Legende nach baute Slytherin jedoch ohne das Wissen der anderen die Kammer des Schreckens ein, die er versiegelte, sodass nur sein wahrer Erbe sie öffnen könne, um die Schule von denen zu säubern, die es nicht wert seien, hier zu studieren.
Aber das ist selbstverständlich Unsinn."
Während er mit dem Unterricht fortfuhr, dachte ich angestrengt über seine Worte nach.
Wenn nur der wahre Erbe die Kammer öffnen kann, dann muss es ja eigentlich ein Slytherin sein...

"Hallo, Leute", sagte ich, als ich am Abend an Harry, Ron und Hermine vorbeilief.
"Hey, Leila. Wohin gehst du?", rief Ron mir nach.
"Floh und Raelyn besuchen. Hast du dich wieder mit Percy gestritten? Der sieht aus, als würde er am liebsten irgendjemandem den Hals umdrehen."
"Ach, verschone mich mit dem", grummelte Ron.
Kichernd machte ich mich auf den Weg zum Astronomieturm, wobei ich Mühe hatte, mich nicht erwischen zu lassen. Percy war in letzter Zeit auch auf mich schlecht zu sprechen, denn er hatte mich zweimal erwischt, als ich außerhalb der Ausgangszeiten zu Luin gegangen war.
"Hallo", grüßte ich Floh und Rae, die bereits auf mich warteten.
"Also ist das Ding in der Kammer des Schreckens ein Monster?", fragte Rae nach, als ich erzählte, was Binns gesagt hatte.
"Meine Mutter sagt, es ist keine Legende. Die Kammer gibt es wirklich, aber was darin ist, wollte sie nicht sagen", warf Floh ein und schlang den Schwanz um sich selbst.
Ich seufzte. "Deine Mutter erzählt dir nie viel, oder?"
"Nein, tut sie nicht. Ich bin der Jüngste aus unserer Familie und sie ist der Meinung, dass ich mich weniger um die Angelegenheiten der Zauberer kümmern soll als vielmehr um meine Familie. Aber die wollen mich alle nicht haben, weil sie nicht auf mich aufpassen wollen", sagte er und ließ die Ohren hängen.
"Du hast ja uns", sagte ich sanft und legte ihm eine Hand auf die raue Schulter.
Glücklich grinste er uns an.

Bald darauf fand das Quidditschspiel Slytherin gegen Gryffindor statt. Rae hatte mal wieder ihre Haare rotgold gefärbt und drängte mich mal wieder, ich solle doch dem Team beitreten. Und das nur, weil ich jede Bewegung der Jäger und Treiber genauestens verfolgte, ebenso wie Luin, die in meinen Geist zusah.
Doch irgendetwas lief schief und einer der Klatscher versteifte sich so auf Harry, dass es schon stark nach einem Fluch oder dergleichen aussah. Besorgt verfolgte ich meinen Freund, wie er die seltsamsten Manöver versuchte, um dem Ding zu entgehen.
Er schaffte es den Schnatz nur wenige Zentimeter von Malfoys Ohr entfernt zu schnappen, brach sich allerdings den Arm. Ich kam gerade unten bei ihm an, als Lockhart sich der Sache annahm, Harrys lautstarken Protest ignorierend. Danach half ich Hermine und Ron, ihn in den Krankenflügel zu bringen. Lockhart hatte seine Knochen verschwinden lassen.
"Ich glaube es einfach nicht! Was kann der überhaupt?", fluchte Harry vor sich hin.
"Ach, komm schon. Jeder macht mal Fehler", fiel Hermine sofort schrill ein.
"Hermine, er kann einfach nichts, gib es auf! Was auch immer sich da wirklich zugetragen hat, er kann die Sachen in seinen Büchern so nicht gemacht haben!", grollte ich genervt.
Danach war Hermine beleidigt. Und Luin lernte ein neues Wort: Fehler.

Luin lernt neue Wörter und die Kammer des Schreckens beschäftigt Leila zunehmend. Wie sich das weiter entwickeln wird? Seid gespannt!

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt