18. Heuler, fliegende Alraunen und Lockharts

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Ich war am Morgen eine der ersten, die die Große Halle betrat. Müde schlurfte ich hinüber zum Hufflepufftisch und ließ mich neben Emma fallen.
"Guten Morgen", grüßte sie belustigt.
"Wie kann man nur so gut gelaunt zu so einer Uhrzeit sein?", beschwerte ich mich.
"Das frage ich mich auch oft", antwortete Raelyn und setzte sich neben mich. "Hast du rausgefunden, was genau Harry und Ron angestellt haben?"
Ich schüttelte den Kopf und machte mich ans Essen, während ich die anderen Schüler beobachtete. Harry und Ron schienen reichlich verschlafen, als sie auftauchten und ich überlegte schon, sie zur Rede zu stellen, als die Eule der Weasleys landete und einen roten Brief fallen ließ.
"Was ist das?", fragte ich Rae, die aufblickte und sich fast verschluckt hätte, als sie den Umschlag sah.
In dem Moment explodierte das Ding und eine sehr wütende Frauenstimme stauchte Ron ordentlich zusammen.
"Ein Heuler", schmunzelte Emma.
Ich schnaubte. "Mag einer die Zauberer verstehen mit ihren Einfällen!"
Dann stand ich auf und schlurfte zu meinem eigenen Tisch. Gerade rechtzeitig, um meinen Stundenplan entgegen zu nehmen.
Auffordernd sah ich Harry an, der mir kurz darauf die ganze Geschichte erzählte.
"Auch wenn ihr nicht durch die Wand gekommen seid, du hattest Hedwig bei dir, Harry!", schimpfte Hermine.
Ich wechselte einen Blick mit dem schwarzhaarigen und grinste leicht. Wer würde in so einer Situation schon daran denken?
"Kommt, wir haben Kräuterkunde", meinte ich und machte mich auf den Weg.
Wie immer stellte ich mich in dem Fach als äußerst ungeschickt an. Ich topfte gemeinsam mit Raelyn und Emma Alraunen um und schaffte es, dass mir eine aus der Hand flutschte und schreiend durch den halben Raum flog, wo sie Professor Sprout traf. Während ich mit hochrotem Gesicht dastand, lachte Rae so heftig, dass sie stolperte und eine weitere Alraune umwarf, die wiederum Neville erwischte. Natürlich rutschten ihm die Ohrenschützer runter und er kippte sogleich um.
Den Rest der Doppelstunde verbrachten Raelyn und ich damit, die alten Töpfe zu reinigen.
Danach schloss ich mich wieder dem Trio auf dem Weg zu Verwandlung an, wo wir Käfer in Knöpfe verwandeln sollten. Meine Knöpfe hatten irgendwie Augen und Beine. Allein der Anblick war zum Schießen.
Allerdings musste ich als Strafe für meine Ungeschicklichkeit in Kräuterkunde Abschriften für Neville anfertigen, was meine gute Laune doch stark einschränkte.
Am wenigsten freute ich mich auf Verteidigung gegen die dunklen Künste. Den ganzen Tag hatten fast alle Mädchen der Schule über Lockhart, den neuen Lehrer, geschwärmt, sodass ich es nicht mehr hören konnte. Ich war schon immer sehr misstrauisch gewesen, was öffentlichkeitsliebende Leute betraf, was mich gegen seinen Charme immun machte. Ich vertraute solchen Menschen einfach nicht, zu oft war ich enttäuscht worden, wenn so jemand dem Heim helfen wollte und es doch nie getan hatte.
Harry schien ihn auch nicht zu mögen, er sah alles andere als begeistert aus, als Lockhart ihn in den Raum schleppte. Ich schenkte ihm von Hermines anderer Seite ein mitfühlendes Lächeln.
Dieses verging mir aber, als er ein Quiz austeilte, in dem er nur Dinge über sich selber fragte.
Er wird Spaß mit diesem Quiz haben!, dachte ich finster und legte los.
1. Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe?
Meine Antwort: Blond, immerhin ist er das ja selber.
2. geheimer Wunsch? Er würde uns gerne den Gefallen tun und aus dem Fenster springen.
3. seine größte Leistung? Bisher noch nicht erbracht.
4. Lieblingswesen? Flubberwurm. Die findet er äußerst spannend.
5. Was bereut er am meisten? Dass er lebt.
Und so immer weiter. Als ich ihm meine Antworten zurückgab, schenkte ich ihm ein strahlendes Lächeln. Während er vor der Klasse die Antworten durchlas, verrutschte sein Lächeln, sobald er meine erreichte. Ich musste mich mit Mühe davon abhalten, nicht laut loszulachen.
Und dann kam er auf die idiotische Idee, einen Haufen Wichtel freizulassen. Innerhalb von Sekunden war das Zimmer ein Schlachtfeld und ich hatte alle Mühe, meine Sachen zu retten. Sobald es klingelte wollte ich die Flucht ergreifen, wurde jedoch mit dem Trio dazu abgestellt, die Biester wieder einzufangen.
Stundenlang jagten wir die Monster durch die halbe Schule und als einige mir ein Gemälde an den Kopf warfen hatte ich genug und machte mich aus dem Staub.

"Er kann wirklich gar nichts", schnaubte Rae genervt, als ich ihr davon erzählte, "aber sag das bloß nicht Emma! Sie hält ihn für einen Heiligen."
Ich seufzte. "Er ist ungefähr so heilig wie ich."
Sie lachte auf. "Nein, du bist heiliger!"
"Worüber redet ihr?", wollte Archibald wissen und ließ sich neben seine Schwester fallen.
Wir saßen am Gryffindortisch und aßen zu Abend.
"Lockhart", teilte ich Raelyns Bruder mit.
Er stöhnte genervt. "Oh, verschone mich mit dem! Elena liegt mir schon andauernd mit dem Typen in den Ohren!"
"Elena? Ist das nicht Emmas Schwester?", wollte ich wissen und sah zum Hufflepufftisch, wo ich die hübsche Braunhaarige bei einigen Fünftklässlern sitzen sah.
"Ja, das ist sie. Archi steht auf sie!", schmunzelte Raelyn.
"Gar nicht wahr!", widersprach Archibald und versetzte seiner Schwester einen halbherzigen Knuff in die Seite.
Lachend schlug sie seine Hand weg und sprang auf. "Ich geh mal lieber, bevor er mit dem Schwärmen anfängt!"
"Warte auf mich!", rief ich lachend und sprang auf, um aus der Großen Halle zu stürmen.

Es war schon spät, als ich endlich ins Bett kam. Müde gähnend setzte ich mich und bemerkte etwas auf meinem Schreibtisch liegen. Neugierig griff ich danach. Es war ein Brief, vermutlich hatte Soren den gebracht. Mit einer unangenehmen Vorahnung faltete ich ihn auf.

Liebe Leila,

ich weiß, dass du nicht froh bist, wenn ich dir schreibe. Aber ich will dir sagen, dass ich stolz auf dich bin. Du bist ein wundervolles junges Mädchen, wie ich gehört habe. Ich weiß, ich habe kein Recht dazu, dir sowas zu sagen, aber es macht mich glücklich, dass du trotz meiner Entscheidung mit deinem Leben zufrieden bist. Das war der Grund, weshalb ich dich damals ins Waisenheim gab...
Du sollst wissen, dass du mir sehr wichtig bist.

Dein Pate.

Langsam ließ ich den Zettel sinken.
"Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass ich mit meinem Leben glücklich bin?", flüsterte ich und dachte an meine Einsamkeit, bevor ich nach Hogwarts gekommen war.
Die Ungewissheit darüber, wer ich eigentlich war. Schluchzend zerknüllte ich den Brief und warf ihn irgendwo ins Zimmer, dann presste ich meinen Kopf ins Kissen und weinte, bis ich in den Schlaf glitt.

Leila macht sich bei Lockhart unbeliebt und bekommt einen Brief von ihrem Paten. Ob sie je herausfinden wird, wer er ist? Seid gespannt!

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt