39. Magie, Enthüllungen und Mörder

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„Das ist also diese Sprache der Magie?", fragte Rae und starrte zweifelnd auf mein Buch.
Seufzend klappte ich es zu und beschloss, dass ich genug gelernt hatte.
„Ja. Aber glaub mir, es ist alles andere als spannend. Und benutzen kann ich sie immer noch nicht", murrte ich.
Sie lächelte leicht.
„Das schaffst du schon. Du schaffst alles!"
Wenn es nur so einfach wäre.
Halbherzig betrachtete ich die Aufsätze für die Schule und fragte mich, ob ich irgendwann einen Burnout bekam. Tagsüber arbeitete ich dauernd für die Schule, nachts besuchte ich Floh, trainierte mit Luin Flugübungen oder lernte diese komische Sprache. Ich fühlte mich, als würde ich mich auf einen Krieg vorbereiten.
Vielleicht stimmt das ja auch.
„Willst du immer noch, dass Lupin Harry mit seinem Dementorenproblem hilft?", fragte Rae und warf einen Blick auf ihre eigenen Aufsätze.
Ich nickte langsam.
„Ja. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn darauf ansprechen soll."

Das klärte sich aber schnell von selbst, als Harry Professor Lupin um Hilfe bat, was der ihm versprach. Also war ein Problem aus der Welt. Jetzt widmete ich mich der Frage, wie zum Teufel ich diese Drachenreitermagie meistern sollte. Bisher hatte ich keinerlei Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht und all meine Versuche brachten mich nicht voran, ich kam einfach nicht an sie ran. Ich glaubte zwar inzwischen die Magie in mir zu spüren, aber das Gefühl war zu vage, als dass es mir eine Hilfe gewesen wäre. Aber das mit dem Abschirmen meiner Gedanken klappte mittlerweile problemlos und in Dumbledores seltenen Unterrichtsstunden arbeiteten wir daran, dass ich in die Köpfe anderer eindringen konnte. Unbemerkt. Allerdings hatte ich nicht vor, das jemals bei einem Schüler oder Lehrer einzusetzen.
Da Ravenclaw Hufflepuff im Quidditsch plattmachte waren wir da wieder im Rennen und ich musste mich zusätzlich mit Woods hartem Training abmühen. Außerdem schien Molton einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben, denn er war erschreckend neutral mir gegenüber, wenn wir uns über den Weg liefen und lächelte einmal sogar. Luin hielt es für albern, aber ich misstraute dem zutiefst.
Eine wahre Erleichterung war, dass Luin sich das ewige Umschreiben eines Wortes abgewöhnt hatte und sie hatte auch einen wahren Wachstumsschub hingelegt: Ihre Schultern überragten mich. Dabei war ich selber ein Stück gewachsen und hatte Raelyn überholt, die das mit Humor nahm. Sie hatte sich die Haare mal wieder gefärbt, dieses Mal stand Quietschrosa auf dem Plan. Sie fand das ungeheuer lustig, ebenso die Zwillinge. Percy bekam bei ihrem Anblick einen Herzinfarkt und wiederholte bei jeder Gelegenheit wie froh er war, dass sie keine Gryffindor war.
Als Ron und Hermine beschlossen, mit Harry in Hogwarts zu bleiben, anstatt die Weihnachtsferien zuhause zu verbringen, schloss ich mich ihnen nach einigem Zögern an. Eigentlich hatte ich mich auf mein erstes Weihnachtsfest in einer richtigen Familie gefreut, doch Molly war froh, dass ich Anschluss bei meinen Freunden hatte. Rae bot Luin und mir unterdessen an, in den nächsten Ferien das Drachenreservat zu besuchen. Dort könnte ich wieder Zeit mit den McFustys verbringen und Luin könnte Artgenossen kennenlernen, so anders diese auch waren im Vergleich zu dem intelligenten Drachenweibchen.

Ich betrat lächelnd den Gemeinschaftsraum, in der Hand mehrere Tüten von meiner Jagd in Hogsmeade. Rae und ich hatten das letzte Wochenende vor den Ferien gut genutzt und noch ein paar Kleinigkeiten als Geschenke gekauft. Dabei hatten wir jede Menge Unsinn getrieben und es geschafft, die Verkäufer im Honigtopf in den Wahnsinn zu treiben.
Doch als ich Harry auf dem Sofa vorfand, der völlig apathisch vor sich hin starrte, verging meine gute Laune.
„Harry, was ist los?", fragte ich besorgt und stellte die Tüten auf den Boden, ehe ich mich neben ihn setzte.
Vielleicht macht er sich Sorgen wegen Black?', überlegte Luin, durch meinen Gefühlsumschwung auf die Situation aufmerksam geworden.
„Es ist Black. Er ist mein Pate", krächzte Harry, als hätte er Luin gehört.
Ich runzelte die Stirn. Der Mann, der angeblich Harry umbringen wollte, war sein Pate? Was für einen Sinn sollte das machen?
„Bist du sicher? Woher willst du das wissen?"
„Die Lehrer waren im Honigtopf. Ich habe eine Karte geschenkt bekommen von den Zwillingen, sie hat mir einen Geheimgang gezeigt und ich bin rausgeschlichen. Sie haben gesagt, er ist mein Pate. War der beste Freund meines Vaters. Sie haben einen Zauber gewirkt, der sie versteckt hat. Das Geheimnis kannte nur Black. Er hat es Voldemort verraten. Er hat sie umgebracht", zischte Harry und wurde mit jedem Satz zorniger.
Entsetzt stand ich da und wusste erst nicht, was ich tun sollte. Dann lehnte ich mich vor und umarmte Harry. Er schluchzte leise und drückte mich an sich. Beruhigend fuhr ich ihm über den Rücken.
Was soll ich ihm sagen? Was sagt man jemandem, der so etwas erfahren hat?'
‚Ich weiß es nicht, Leila.'
„Es tut mir so leid, Harry", murmelte ich.
Er löste sich von mir und wandte das Gesicht ab, um seine Tränen zu verstecken. Ich wusste, dass er niemals vor Ron und Hermine weinen würde. Wir waren nunmal irgendwie verbunden, nicht nur durch den Schwur, den Luin und ich geleistet hatten.
„Ich werde ihn töten, wenn er es wagt, mir unter die Augen zu treten", hauchte er.
Er wird Black jagen, wenn das so weitergeht.
„Das ist keine gute Idee, Harry. Bitte. Black ist gefährlich und ich will nicht, dass dir etwas passiert, weil du dich von deinen Gefühlen blenden lässt. Versprichst du mir, dass du ihn nicht jagen wirst? Wenigstens nicht von dir aus", flehte ich.
Er sah mich grimmig an.
„Aber er ist für ihren Tod verantwortlich!"
„Ja, das ist er. Hör zu: Wenn du jemals ihm gegenüberstehst, dann denk dran, dass du besser bist als er. Du bist kein Mörder, Harry. Lass die Dementoren das machen, okay? Ich will nur, dass du ihn nicht verfolgst. Wenigstens nicht ohne Luin und mich."
Unwillig seufzte er.
„Also gut. Ich versprech's."
Erleichtert entspannte ich mich etwas.
„Danke. Mehr wollte ich gar nicht."
Er nickte knapp und stand auf.
„Ich gehe zum Abendessen."
Damit ging er und ließ mich besorgt und traurig zurück.
Hat er denn nicht schon genug durchgemacht? Er hat doch schon einen Todfeind, wozu braucht er da einen zweiten?'
‚Manchmal geht das Schicksal seltsame Wege. Aber er ist ja nicht allein. Er hat uns', sagte Luin sanft.
Du hast recht.'

Leila arbeitet zu viel und Harry erfährt die Wahrheit über Black. Ob da aber noch mehr ist? Wird er sich Leilas Worte zu Herzen nehmen? Lest weiter und seid gespannt!

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt