28. Erklärungen, Antworten und Familien

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Luin ließ sich sofort auf den Boden fallen und schloss mit einem Schnaufen die Augen. Mit einem Schrei sprang eine rothaarige Frau auf und richtete ihren Zauberstab auf den Drachen.
„Stop! Luin ist keine Gefahr!", rief ich und trat dazwischen.
Die Frau schien verwirrt, doch dann entdeckte sie Ginny. Mit einem Freudenschrei eilte sie auf das Mädchen zu und schloss sie in ihre Arme, während der Mann hinter ihr reichlich verwirrt schien und McGonagall Luin und mich anstarrte wie ein Weltwunder. Nur Dumbledore lächelte breit.
„Ich glaube, es wird Zeit, dass einige Fragen beantwortet werden", erklärte er.
Harry begann. Er erzählte alles. Endlich verstand ich auch, was sie getrieben hatten und mir nicht sagen wollten. Die Anwesenden lauschten wortlos. Am Ende erklärte Dumbledore den Sachverhalt mit Ginny, dass Voldemort sie behext hatte.
„Aber ich verstehe nicht, warum der Drache plötzlich kam. Ein Drache ist kein Haustier. Wie hat das Mädchen ihn so lange versteckt?", warf Mr Weasley schließlich ein.
Dumbledore lächelte mich an, worauf ich mich fragte, wieviel er wusste.
„Das ist eine interessante Sache. Nun, dies ist kein normaler Drache. Ihresgleichen ist in der Lage, sich auf seelischer Ebene mit Menschen zu verbinden. Sie teilen ihre Gedanken und Gefühle, ihre Magie und vieles mehr. Drachenreiter nennt man diese Menschen und sie sind schon lange Legenden, deren Macht bewundert wird. Darf ich fragen, Leila, wie du an diesen Drachen gekommen bist?"
Ich blinzelte. Drachenreiter?
„Ich habe ihr Ei gefunden, ein paar Monate bevor Sie mich zum ersten Mal besucht haben", gab ich zu. „Sie ist Anfang des Schuljahres geschlüpft."
„Du hast sie lange versteckt. Selbst ich habe eine Weile gebraucht, um rauszufinden, was du da treibst."
Unwohl mied ich die Blicke.
„Ich lasse nicht zu, dass ihr sie mitnehmt!", zischte ich und stellte mich vor Luin.
„Sie ist ein Drache, Kind", sagte Mr Weasley sanft.
Ruckartig hob Luin den Kopf und knurrte. Zum ersten Mal sprach sie zu mehreren Leuten.
Wenn ihr mich in diese Orte-wo-Drachen-leben steckt, werde ich wiederkommen und Leila finden', machte sie deutlich und richtete sich auf, um schützend ihren Schwanz um meine Beine zu Schlingen.
„Oh, keine Sorge. Niemand, der Ahnung von der Sache hat, würde einen Drachen und seinen Reiter trennen", lächelte Dumbledore, der als Einziger nicht erschüttert schien, dass ein Drache sprach.
„Das hast du also die ganze Zeit gemacht!", entfuhr es Ron.
Ich seufzte, dann erzählte ich, wie ich Luin versteckt und ihre Entwicklung miterlebt hatte. Dumbledore nickte, als ich geendet hatte.
„Es gibt gewisse Dinge, die diese Verbindung bewirkt. Eine davon kennst du bereits. Deine Magie hat sich verändert und ist mächtiger, deshalb überladen deine Zauber. Du wirst in der Lage sein, eine andere Magie zu wirken, die sich nur durch Worte lenken lässt. Du wirst Gedanken anderer lesen können und vieles mehr. Das alles musst du lernen. Aber dafür haben wir Zeit."
Ungläubig starrte ich ihn an. Ich sollte Gedanken lesen können?
„Was hat es mit meiner Mutter auf sich? Was meinte Riddle mit dem, was er über sie gesagt hat?", brach es aus mir heraus.
„Das wirst du früh genug erfahren. Ich habe eine Bitte an die Familie Weasley."
Das Ehepaar sah ihn fragend an.
„Leila wird Luin nicht in einem Waisenhaus aufziehen können. Sie hat sich zwar Raelyn McFusty anvertraut, aber diese Familie ist zu groß, um Luin dort lange zu verstecken. Auch, wenn sie zweifellos die Besten im Umgang mit Drachen sind. Deshalb möchte ich Sie bitten, Leila aufzunehmen als Ihr Ziehkind und sie und ihren Drachen vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Noch darf niemand erfahren, dass Luin existiert. Nichts über sie darf Unwissenden verraten werden."
Mir wurde kalt. Die Weasleys als eine Art Adoptivfamilie für mich? Unsicher musterte ich das Ehepaar. Sie sahen sich verunsichert an. Doch dann wurde die Miene von Mrs Weasley weich und sie lächelte mich an.
„Du hast versucht meine Tochter zu retten. Du und dein Drache. Solange sie nicht meinen Garten verwüstet, nehmen wir dich gerne auf."
Luin brummelte leise und stupste mich liebevoll an, als sie meine Freude spürte.
Jemand will mich haben!
„Gut. Wie wäre es, wenn Sie Ihre Tochter in den Krankenflügel begleiten? Professor McGonagall, wenn Sie bitte ein Fest vorbereiten könnten. Oh, du solltest Professor Lockhart lieber in den Krankenflügel bringen."
Somit waren kurz darauf nur noch Harry, Luin und ich da. Harry starrte den Drachen an. Mit einem Mal hob sie den Kopf und blinzelte ihn an.
Leila mag dich, Schwarzhaarig-Grünauge-Harry', sagte sie beiläufig.
„Ähm, danke?", murmelte er verwirrt.
„Das ist ihre Art, Dinge zu umschreiben. Ich glaube, das hört auf, wenn sie älter wird", erklärte ich rasch.
„Nun, ihr beiden. Euch verbindet etwas. Nicht nur Voldemort, sondern das Schicksal. Du wirst einmal sehr mächtig werden, Leila. Und du, Harry, wirst immer im Visier Voldemorts liegen. Ich weiß, dass ihr einander immer helfen werdet, aber ich möchte euch in Erinnerung rufen, wie wichtig Zusammenhalt sein kann", erklärte Dumbledore eindringlich.
Ich wechselte einen Blick mit Luin und sandte ihr eine stumme Frage. Sie neigte den Kopf.
„Luin und ich schwören, dass wir Harry immer gegen Voldemort unterstützen werden", sagte ich entschieden.
Harry sah mich an, als wolle er protestieren, doch Dumbledore kam ihm zuvor.
„Der Schwur eines Drachen und seines Reiters ist mächtig. Seid ihr euch sicher?"
Ja', antwortete Luin.
Der Schulleiter nickte bedächtig.
„Komm mit, Harry. Leila, bleib doch hier und ruh dich aus", sagte Dumbledore, dann führte er Harry in Richtung Treppe. Müde setzte ich mich neben meinen Drachen und lehnte mich an sie.
Drachenreiter', wiederholte sie und sah mich fragend an.
Ich zuckte mit den Schultern. Mit einem sanften Schnaufen bettete sie ihren Kopf in meinen Schoß und schloss die Augen.
Als Dumbledore zurückkam, schlief sie. Ich sah den Schulleiter an und stellte nur eine Frage.
„Wer bin ich?"
Mit einem traurigen Lächeln setzte er sich auf einen Stuhl und beobachtete mich.
„Ich wusste, dass du etwas besonderes sein wirst. Dass du die nächste Drachenreiterin nach Jahrhunderten bist, habe ich aber nicht erwartet. Ihr beide tragt die Verantwortung über so vieles. Ich werde euch dabei helfen. Im nächsten Schuljahr versuche ich dir einiges beizubringen und ich werde dir Bücher mitschicken, die euch helfen werden. Aber das meiste werdet ihr alleine hinbekommen müssen."
Nachdenklich starrte ich auf meine Hände.
„Warum will mir niemand etwas über meine Eltern sagen?"
„Weil das kompliziert ist. Dein Schicksal ist eng mit dem von Harry verknüpft. Dein Pate flehte mich lange an, dich nicht an die Schule zu lassen, da er genau das befürchtete. Nun ist es zu spät. Du gehörst hierher, an Harrys Seite und in die Gemeinschaft der Schule. Luin ebenfalls."
Ich holte tief Luft. Niemand würde mir meine Antworten geben. Ich musste sie wohl selber suchen. Gemeinsam mit meinem Drachen.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen.
Ich bin eine Drachenreiterin. Bald wird sich uns niemand mehr in den Weg stellen.

Viele Antworten hat Leila nicht bekommen, aber sie hat Dumbledores Hilfe und die ihrer Freunde und Luins. Wie wird sie sich entwickeln, wenn sie unter den Weasleys lebt?

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt