17. Beginn des zweiten Schuljahres

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Ich zerrte meinen Koffer durch den Zug und achtete kaum auf meine Umgebung. Ständig rempelten mich Schüler an und ich war furchtbar genervt.
Die Sommerferien waren die schönste Zeit gewesen, die ich je im Waisenhaus verbracht hatte. Ich hatte ständig mit meinen Freunden aus Hogwarts geschrieben, außer mit Harry, denn er hatte nie geantwortet.
Erst am Ende der Ferien hatte er sich gemeldet und sich für sein Schweigen entschuldigt.
Irgendein Hauself hatte ihn von der Schule fernhalten wollen und die Briefe abgefangen, dazu hatten seine Verwandten ihm verboten, seine Eule rauszulassen.
"Leila!", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.
Erstaunt sah ich auf und entdeckte Archibald McFusty, den Bruder meiner besten Freundin, der vor mir im Gang stand.
"Komm mit, bei uns ist noch Platz", bot er mir an und nahm mir meinen Koffer ab, dann führte er mich den Gang entlang.
"Danke, Archibald", sagte ich höflich, worauf er schmunzelnd abwinkte und eine Abteiltür aufschob.
Raelyn und Emma, ihre Freundin aus Hufflepuff, sahen auf. Dann stand Rae auf und schloss mich in die Arme.
"Ich hab mich schon gefragt, wo du steckst!", lachte sie und drückte mich auf einen der Sitze.
Ihre Haare waren ausnahmsweise mal blond und lang, dazu lockig. Ihren Umhang hatte sie wiedermal 'verschönert': Den Saum schmückte ein feurig rotes Zackenmuster.
"Der Zug ist doch gerade erst losgefahren", antwortete ich glücklich und bedankte mich erneut bei Archibald, der meinen Koffer ins Gepäckfach hievte.
"Kein Problem. Oh, hast du schon das Neueste gehört? Vika hat geheiratet! Unsere Eltern sind total aus dem Häuschen. Dad hätte sie am liebsten erwürgt, weil sie einfach ohne etwas zu sagen geheiratet hat!", berichtete der Fünftklässler.
Dies war der Auftakt zu einem detaillierten Bericht über die Geschehnisse in der Familie, die auch Emma interessierte. Schließlich erzählte auch sie alles, was vorgefallen war. Ich musste mir eingestehen, dass ich völlig fehl am Platze war. Ich hatte noch nicht mal eine Familie.
Doch Raelyn wäre nicht meine beste Freundin gewesen, wenn sie das nicht gemerkt hätte und sie richtete rasch das Gespräch auf andere Dinge wie die Erwartungen an das neue Schuljahr.
Da öffnete sich die Tür zum Abteil von Neuem und Hermine lugte herein.
"Hermine! Komm doch rein! Wo sind denn Ron und Harry?", begrüßte ich sie erfreut und klopfte neben mich auf den Sitz.
Sie trat zögerlich ein und Archibald stand auf, um ihr Gepäck in das Fach über uns zu stopfen.
"Das weiß ich auch nicht. Ich habe den ganzen Zug abgesucht und konnte sie nicht finden. Was ist, wenn sie den Zug verpasst haben?", sorgte sich die Gryffindor.
"Dann können sie eine Eule an die Schule schicken und einer der Lehrer holt sie ab", antwortete Archibald.
"Du klingst, als hättest du Erfahrung", meinte Emma skeptisch.
"Hat er auch. In seinem dritten Jahr hat er den Zug verpasst", grinste Rae und bekam von ihrem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Mach dir keine Sorgen", beruhigte ich Hermine und für den Rest der Fahrt blieb sie bei uns.
Auch auf dem Weg zum Schloss teilte sie mit uns eine Kutsche, doch anders als erwartet saßen die beiden nicht am Gryffindortisch, als wir eintraten.
"Das ist nicht gut. Sie hätten schon längst hier sein müssen, wenn nicht etwas passiert ist", sorgte sich Hermine.
"Vielleicht sind sie schon oben im Turm? Tut mir leid, Leila, ich muss los", verabschiedete Raelyn sich und begleitete Emma zum Hufflepufftisch.
Auch ich machte mir langsam Sorgen um Harry - was nach dem letzten Schuljahr nicht gerade verwunderlich war - doch ich beruhigte Hermine trotzdem und schob sie zur Bank am Tisch. Während der Verteilung der Erstklässler achteten wir kaum auf das Geschehen. Hermine murmelte immer wieder "Sie haben sich in Schwierigkeiten gebracht, ganz bestimmt!" und wurde zunehmend verärgerter, unterdessen fragte ich mich, wo Snape war, der ausnahmsweise mal nicht am Lehrertisch saß. Stattdessen saß dort ein neuer Lehrer an Quirrells Stelle, ein verdammt gut aussehender Kerl, den die meisten Mädchen der Schule anstarrten, als wäre er Herkules persönlich.
Wir waren gerade am Essen, als Snape auftauchte mit einem derart blasierten und selbstzufrieden Blick, dass ich einfach wusste, dass Harry und Ron gewaltige Probleme hatten. Der Hauslehrer von Slytherin eilte unter vielen neugierigen Blicken an den Lehrertisch und murmelte McGonagall etwas zu, die sich kurz darauf erhob und ihm folgte. Einen Moment später tat Dumbledore es ihr nach.
Ich bemerkte, dass die Weasley-Zwillinge den Lehrern mit halb besorgten, halb belustigten Mienen nachsahen und lehnte mich über den Tisch.
"Wo ist Ron?", rief ich ihnen zu.
Einer von ihnen, ich setzte auf George, zuckte mit den Schultern, doch der andere antwortete: "Egal wo, er ist in Schwierigkeiten."
Damit reichte er mir einen Zeitungsartikel. Ich überflog den Bericht über das fliegende Auto und sah die beiden verwirrt an.
"Das Auto gehört unserem Vater", erklärte George bedeutungsvoll.
Ich verstand und stöhnte genervt. Die beiden Idioten hatten garantiert im Versuch, dem Zug zu folgen, mal eben den fliegenden Wagen von Rons Vater genommen.
Hermine, die mitgehört hatte, riss mir die Zeitung aus der Hand und starrte eine Weile auf das bewegte Bild des fliegenden Wagens, ehe sie zu lesen begann. Dabei sah sie zunehmend entrüstet aus.
"Dumbledore, McGonagall und Snape sind wieder da", teilte ich ihr mit.
Letzterer sah alles andere als begeistert aus, also müsste die Strafe für die beiden Vollpfosten nicht allzu schlimm ausgefallen sein.
Ich hörte kaum zu, als Dumbledore wie immer noch ein paar Worte sagte. Kaum war er fertig, sprang ich auf und stürzte zum Gemeinschaftsraum. Ich wollte unbedingt erfahren, was vorgefallen war.
Dumm nur, dass ich nicht die Einzige war, die das wollte. Fast das gesamte Haus drängelte sich auf dem Weg zum Gryffindorturm rücksichtslos durch alles und jeden, was ihnen im Weg war. Als ich endlich zerzaust und gereizt ankam, war der Gemeinschaftsraum voll. Genervt starrte ich auf die Masse an Gryffindors.
Da werde ich garantiert nichts erfahren. Ich muss die Jungs morgen zur Rede stellen.
Also begab ich mich in meinen Schlafsaal. Ich hatte wieder das Bett, das ich auch das letzte Mal hatte. Rasch machte ich mich fertig und warf einen Blick in meine Schachtel auf den Stein, den ich immer dort versteckte. Etwas war damit anders in letzter Zeit, eine merkwürdige Spannung ergriff mich jedes Mal, wenn ich es berührte.
Schritte auf der Treppe schreckten mich auf und ich versteckte die Kiste hastig, dann krabbelte ich ins Bett.

Oh, ob das bedeutet, dass der Drache bald schlüpft? Lasst euch überraschen!

Drachenfeuer ~Harry Potter FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt