Der Wald

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Storm läuft über einen kleinen von Nadeln und Moos bedeckten Pfad. Der Boden unter ihren Füßen ist weich und fühlt sich bei jedem Schritt zart an. Sie genießt die Nähe zur Natur. Sie findet, dass es kaum etwas Schöneres gibt, als das leichte Gefühl in den Beinen, welches sie immer verspürt, wenn sie über den sanft geschwungenen Waldboden schlendert. Als sie eine tiefe Furche im Untergrund erkennt, bleibt sie entrüstet stehen und runzelt missgünstig die Stirn. Die feuchte, aufgewühlte Erde passt so gar nicht zum restlichen Wald! Neben ihren Füßen erkennt sie eindeutige Spuren. Motorräder! Anscheinend sind Ohanzee und Jayden mal wieder mit ihren lauten Maschinen im Wald herum gefahren. Die Jungs, beide sechzehn Jahre alt, haben Storm's Meinung nach nur Blödsinn im Kopf. Und jetzt das! Storm ist überzeugt davon, dass laute, stinkende Motorräder im Wald absolut nichts verloren haben. Sie erschrecken die Tiere, stören die Geister und beflecken die Einheit der Natur. Es ärgert sie, dass die Jungs dieses kleine Paradies dermaßen mit Füßen treten. Oder besser gesagt, in diesem Fall mit durchdrehenden Reifen schikanieren.

Mit Ohanzee's und Jayden's Eltern hat sie darüber schon mindestens so oft gesprochen, wie Paytah ihr Heiratsanträge gemacht hatte. Doch scheinbar blieben ihre Bemühungen, die Ruhe des Waldes zu erhalten fruchtlos. Dennoch ist Storm überzeugt davon, dass es nicht an den Eltern liegt. Denn diese haben sich bei den Gesprächen stets Einsichtig gezeigt und sind sogar ihrer Meinung gewesen. Es ist wohl nicht so einfach, diese aufmüpfigen Teenager in Schacht zu halten.

Sie verwischt die Reifenspuren mit den Füßen, so dass sie nicht mehr zu erkennen sind. Das ist das Mindeste, was sie für die Natur tun kann. Dann setzt sie ihren Weg fort.

Das grüne Blätterdach der Bäume, die den Weg säumen schützt sie vor dem heißen Sonnenlicht. Sie genießt während ihres Spazierganges das Gezwitscher der Vögel und das zarte Rauschen und Plätschern des Flusses zu ihrer Linken. Es klingt wie Musik in ihren Ohren.

Jetzt nur noch ein kleines Stück weiter und schon hat sie eine klitzekleine Lichtung zwischen den Bäumen erreicht. Dieser Ort fasziniert sie immer wieder aufs Neue! Der Sandbedeckte Gehweg schließt sich zu ihrer Linken direkt an ein kleines romantisches Wiesenstück an. Etwas weiter auf der rechten Seite der Wiese steht ein riesengroßer grauer Stein. Er ist so breit und hoch, das man sich dahinter lässig vor Blicken vorbeigehender Fußgänger schützen kann. Nur wenige Schritte weiter über die Wiese fällt das Land flach ab. Dort liegt wieder feiner, weißer Sand auf dem Boden und die zarten, kleinen Strömungen des Wood Lake Creek schwappen hier und da weich an Land. Es erscheint Storm wie eine Art Mini Strand. Wunderschön!

Das Sonnenlicht erhellt sich plötzlich noch mehr, als Storm so dasteht und einen ihrer Lieblingsorte bewundert. Es wirkt so, als ob lange, strahlende Finger zwischen den Bäumen hervorlugen und ihre Lichtung in ein magisches Meer tauchen. In Storm keimt das Gefühl auf, im Paradies zu sein. Mit glänzenden Augen betrachtet sie die Schönheit um sich herum. Sie lauscht den Bienen und freut sich am Gesang der Vögel, ohne sich von der Stelle zu rühren. Das ist ihre Natur, ihr zuhause, ihre Heimat! Es sind diese Art von verzauberten Momenten, die ihr alles bedeuten!

Das saftig grüne Gras scheint sie geradewegs einzuladen! Es ruft ihr förmlich zu, sich hier niederzulassen, zu Ruhen, zu Meditieren und in ihren Büchern zu Lesen. Bestimmt ist der große graue Stein in ihrem Rücken auch angenehm warm vom gespeicherten Sonnenlicht.

Ein ungewöhnlich kräftiger und kühler Windhauch holt Storm aus den Gedanken. Sie zwinkert. Dann lächelt sie zufrieden. Als sie zwei Schmetterlinge erblickt, beobachtet sie sie. Die zart, geflügelten Wesen bewegen sich umeinander tanzend in der Luft. Schließlich scheinen sie sich einig zu sein und steuern eine große Violette Blüte an. Nacheinander oder zugleich würden sie den süßen Nektar genießen.

Storm seufzt.

Die Schmetterlinge haben ihre Gedanken wieder zu dem jungen Mann aus Almich's Market gelenkt. Zu gerne würde sie mit ihm zusammen hier sitzen! Mit ihm Händchen halten, reden und gemeinsam lachen. Es wäre ihr eine Freude, ihm all das zu schenken, wonach Paytah sich vergebens sehnt. Storm stellt sich vor, wie es wäre für ihn zu Kochen, mit ihm zu Essen und mit ihm alt zu werden. Tief in ihrem inneren regt sich etwas. Es fühlt sich an, wie der schmerzliche Verlust einer tiefen Liebe.

Wie ist das nur möglich?

Schließlich hat Storm ihn nicht verloren! Ja, noch nicht einmal kennengelernt! Sie hat ihn ja nicht einmal angesprochen!

Woher also rühren diese schmerzlichen Gefühle. Wenn sie nur an ihn, seine Augen denkt, ist es so, als würde sich jede einzelne Zelle in ihr an etwas Wunderbares, Einzigartiges erinnern. An etwas, dass ihr ohne es Beschreiben zu können ungemein gut tat. Aber wie ist es möglich, dass diese hoffnungslos romantischen Träume über einen Fremden ebenso solchen Schmerz in ihr auslösen können? Storm versteht es nicht.

Als sie wieder aufsieht, wundert sie sich, dass sie in der Lage ist, etwas zu vermissen, dass sie nie erlebt hat. Wie kann sie nur solche Sehnsucht nach jemandem haben, den sie gar nicht kennt?

>>Jetzt drehst du komplett durch Storm Bluewater<<, schimpft sie sich selbst. Ihr ist kristallklar, wie albern ihre Träumereien sein müssen. Schließlich ist sie keine siebzehn mehr! Und die sinnlose Schwärmerei, wie für einen fernen Fernsehstar ist das ja auch nicht gerade. Er ist ja nur ein junger Mann beim Einkaufen gewesen. Was also steckt hinter all dem? Was habe ich mir nur dabei gedacht, mich in einen wildfremden Kerl dermaßen zu verlieben?, fragt die junge Frau sich im Stillen.

Sie weiß ja nicht einmal wie er heißt. Das einzige, was sie weiß, ist: Das er in ihren Augen umwerfend aussieht und die tollsten Augen im Universum hat! Aber sonst ... nichts!

Vielleicht ist er ja auch längst schon verheiratet. Hat Kinder. Eine Familie, eine ihn liebende Frau ... einen Hund, grinst Storm über ihre eigene Ironie in sich hinein. Oder einen Paytah, kommt ihr gleich der nächste Gedanke, woraufhin nicht mehr viel gefehlt hätte und sie hätte laut losgelacht.

Irgendwann dann, ist Storm aber in der Lage, sich von ihren Träumen abzuwenden. Kurz bevor sie weitergeht gestattet sie sich in sehr abgeschwächter Form in ihrer wahren Natur zu wandeln.

Als sie sich ihrer wieder voll bewusst wird, steht sie nur wenige Meter von ihrem Ausgangspunkt entfernt. Ihre Kleidung ist heil geblieben, was sie erleichtert aufatmen lässt. Dann schaut sie sich aufmerksam ihre Umgebung an.

Nein!

Ihr fällt nichts Besonderes auf!

Alles ist genauso, wie zuvor. Nichts hat sich verändert. Nichts ist zu Bruch gegangen. Sogar die Schmetterlinge sind noch da. Sie tanzen, als wäre überhaupt nichts geschehen weiter um die Blüte herum.

Mit zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht eilt Storm zu Maka.


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Maunloa & StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt